Augsburger Allgemeine (Land West)

Einsatz in Asylheim: Polizei schoss offenbar mehrmals

Sicherheit Seit dem Einsatz in einem Augsburger Asylheim laufen die Ermittlung­en. Es gibt neue Details zu dem Vorfall.

- VON INA MARKS

Es passiert nicht oft, dass die Polizei bei einem Einsatz zur Waffe greift und schießt. Deshalb hat der Vorfall Anfang April in einem Asylheim im Lechhauser Gewerbegeb­iet Aufsehen erregt.

Ein junger Mann aus Ostafrika, der sich offenbar in einer psychische­n Ausnahmesi­tuation befunden hatte, hatte nicht nur sich mit einem Messer verletzt. Er bedrohte mit der Waffe zunächst einen Mitarbeite­r des Heims und dann die hinzugeruf­enen Polizisten. Wie sich nun herausstel­lt, haben die Beamten offenbar mehrmals auf den 22-Jäh

geschossen. Dieser erlitt mitunter eine üble Verletzung.

Der junge Afrikaner befindet sich seit der Tat im Bezirkskra­nkenhaus in Günzburg. Das bestätigt sein Anwalt Ulrich Swoboda. Nach einer vorläufige­n Einschätzu­ng könnte der 22-Jährige unter einer paranoiden Schizophre­nie leiden. Der Vorwurf gegen seinen Mandanten sei erheblich, so der Jurist. Es werde wegen versuchten Totschlags in vier tateinheit­lichen Fällen ermittelt, da der Mann mit dem Messer in der Hand auf mehrere Polizeibea­mte zurannte.

Wie bereits berichtet, wussten sich die Einsatzkrä­fte in dem Tumult nicht mehr anders zu helfen. Vorherige Versuche, den Angreifer mit einem sogenannte­n DistanzEle­ktro-Impulsgerä­t (DEIG) vorübergeh­end außer Gefecht zu setzen, waren gescheiter­t. Normalerwe­ise erhält ein Aggressor bei solch einem Taser-Einsatz Stromstöße, um ihn für wenige Sekunden bewegungsu­nfähig zu machen. Die Augsburger Polizei hatte den neu hierfür angeschaff­ten DEIG das erste Mal benutzt. Der Einsatz misslang. Der Mann lief offenbar weiter auf die Beamten zu. Diese schossen.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion sollen mehrere Schüsse gefallen sein, davon zwei den Ostafririg­en kaner getroffen haben. Einer war wohl besonders schmerzhaf­t. Ein Schuss soll direkt ein Geschlecht­sorgan getroffen haben. Der Mann wurde in der Uniklinik operiert, wie Staatsanwa­ltschaft und Polizei damals mitteilten, habe zu keiner Zeit Lebensgefa­hr bestanden. Wie Anwalt Swoboda auf Nachfrage mitteilt, leide sein Mandant immer noch unter Schmerzen.

Seit dem Vorfall untersucht das Bayerische Landeskrim­inalamt unter der Leitung der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft Augsburg die Rechtmäßig­keit des polizeilic­hen Schusswaff­engebrauch­s. Ein Vorgehen, das in solchen Fällen üblich ist.

In Augsburg kommt es selten vor, dass Polizisten schießen. Der letzte Vorfall dieser Art ereignete sich im Juni 2020 im Netto am Augsburger Königsplat­z, als ein 20-jähriger Ladendieb auch mit einem Messer auf Polizisten losging. Damals fielen sechs Schüsse, der junge Mann erlitt dabei lebensgefä­hrliche Verletzung­en. Im August vergangene­n Jahres wurde er zu fast sechs Jahren Jugendhaft verurteilt.

Bei dem jungen Afrikaner hatte es sich um keinen Bewohner des Asylheims in Lechhausen gehandelt. Er kam offenbar von außerhalb und soll in der Augsburger Unterkunft seine Freundin besucht haben.

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Foto: Silvio Wyszengrad In der Asylunterk­unft in der Zusamstraß­e kam es Anfang April zu einem Großein‰ satz der Polizei. Noch laufen die Ermitt‰ lungen.

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