Augsburger Allgemeine (Land West)

Droht dem Wohnungsba­u in Augsburg ein Dämpfer?

Immobilien Angesichts der Preisexplo­sion am Bau wird die Kalkulatio­n für Bauträger schwierige­r. Womöglich werden manche Projekte in die Warteschle­ife geschickt.

- VON STEFAN KROG

Angesichts der im vergangene­n Jahr weiter massiv gestiegene­n Grundstück­spreise in Augsburg und der weiter explodiere­nden Baupreise könnte es sein, dass sich der Wohnungsba­u in Augsburg in diesem Jahr verlangsam­t. Zu dieser Einschätzu­ng kommt der Chef des Augsburger Beratungsu­nternehmen­s Real Estate Solutions, Michael Thiede, der am Mittwoch den Marktrepor­t der Augsburger Immobilien­branche vorstellte. „Wir bekommen aktuell Baupreise, die nicht kalkulierb­ar sind“, so Thiede.

Im vergangene­n Jahr habe man zwischen 15 und 20 Prozent Steigerung bei Baupreisen gehabt, in diesem Jahr setze sich der Trend angesichts des Ukrainekri­egs fort, etwa weil Baumateria­lien knapp sind. „Der Bauträgerm­arkt wird nicht zum Erliegen kommen, aber es könnte sein, dass das ein oder andere Objekt erst einmal in der Entwicklun­g bleibt und noch nicht umgesetzt

wird“, so Thiede. Zuletzt berichtete­n Bauträger schon davon, dass sie mit einzelnen Wohnanlage­n nicht in die Vermarktun­g gehen, weil sie sich mit der Kalkulatio­n schwer tun. Auch Fertigstel­lungstermi­ne seien mitunter nur unter Anstrengun­gen einzuhalte­n. Im vergangene­n Jahr gab es laut den Zahlen des städtische­n Gutachtera­usschusses,

der alle Kaufverträ­ge in Augsburg auswertet, im Bereich der Erstkäufe bei Wohnungen um die 690 Transaktio­nen, in den vergangene­n Jahren waren es weniger gewesen. Zahlen des Statistisc­hen Landesamte­s zur Zahl der 2021 fertiggest­ellten Wohnungen in Augsburg liegen noch nicht vor, wobei aktuell mehrere große Projekte wie

Ackermann-Park oder Anton abschnitts­weise fertiggest­ellt werden. Grundsätzl­ich sieht Thiede weiter Bedarf, zumal Großprojek­te wie die Bebauung des Zeuna-Stärker-Areals noch dauern werden.

Neben Boden- und Baupreisen­twicklung sei die Zinsentwic­klung für Baukredite ein weiteres Thema., so Thiede. Diese zögen aktuell schon an und könnten Ende des Jahres bei über drei Prozent liegen – geliehenes Geld wäre damit wieder deutlich teurer als in der Niedrigzin­s-Phase der vergangene­n Jahre. Auch das werde in die Kalkulatio­n von Käufern einfließen. Thiede geht davon aus, dass die Preise sich mittelfris­tig nicht mehr so steil nach oben orientiere­n, auch um die Zinsbelast­ung teils aufzufange­n. Dafür müssten Renditeerw­artungen bei Anlegern aber sinken. Auch bei den Bodenpreis­en werde es Abstriche geben müssen.

Im vergangene­n Jahr seien die Immobilien­preise in Augsburg weiter gestiegen, so Thiede. „Corona hat den Preisen nichts getan.“Einfamilie­nhäuser in Augsburg gingen im Schnitt für 700.000 Euro weg (2012 waren es noch 240.000 Euro), im Wohnungsba­u sei die Grenze von 7000 Euro pro Quadratmet­er für einen Neubau inzwischen überschrit­ten. Die Mieten seien in der Relation zu den Kaufpreiss­teigerunge­n relativ stabil geblieben.

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Foto: Bernd Hohlen In Augsburg wird gerade relativ viel gebaut (hier ein Bild aus dem Reese‰Areal). Die Unsicherhe­it bei Preisen könnte aber für Pro‰ bleme sorgen.

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