Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Geld in Gersthofen sprudelt trotz Corona
Finanzen Nahezu unberührt an der Corona-Krise vorbeigekommen ist die Stadt Gersthofen – wenigstens was die Steuereinnahmen betrifft. Das hat mehrere Gründe.
Gersthofen Die Stadt Gersthofen kann weiter auf hohe Steuereinnahmen bauen. Das zeigte die Jahresrechnung 2021, welche Kämmerer Manfred Eding im Finanzausschuss vorstellte. Von Einschnitten wegen der Corona-Pandemie ist in dem Zahlenwerk wenig zu spüren. Und das wiederholt sich offenbar 2022. Das kommt aber nicht von ungefähr.
So schließt die Jahresrechnung 2021 mit einem Volumen von 111 Millionen Euro. „Das liegt zwei Prozent über den geplanten Werten“, erläuterte Manfred Eding. Davon entfallen 73 Millionen Euro auf den Verwaltungshaushalt und 38 auf den Vermögenshaushalt. Und er präsentierte eine sehr gute Nachricht: „Die Zuführung vom Verwaltungshaushalt zum Vermögenshaushalt, also der Überschuss der laufenden Einnahmen über die laufenden Ausgaben, beträgt knapp zehn Millionen Euro.“Im Haushaltsplan war man noch von lediglich zwei Millionen Euro ausgegangen. Bisher habe Corona der Stadt also nicht geschadet.
„Die Steuereinnahmen waren trotz der befürchteten Auswirkungen der Corona-Pandemie stabil“, so der Kämmerer weiter. Hatte wegen eines Steuereinbrauchs im Jahr 2020 der Freistaat Bayern noch mit insgesamt fünf Millionen Euro einmaligem Zuschuss aushelfen müssen, ist davon mittlerweile keine Rede mehr. Die Gewerbesteuer konnte mit einem Aufkommen von 30 Millionen Euro die erwarteten 27,5 Millionen deutlich übersteigen.
„Bei den Gebühreneinnahmen und Mieten waren jedoch rückläufige Einnahmen zu verzeichnen.“Auch im Jahr 2022 setze sich bislang die gute Entwicklung bei den Steuereinnahmen fort: „Wir haben für das ganze Jahr 32 Millionen Euro bei der Gewerbesteuer angesetzt – diese haben wir jetzt im Mai bereits erreicht.“
Auch die Einkommensteuer-Einnahmen sind trotz Corona gestiegen und lagen mit knapp 14,8 Millionen Euro um rund 250.000 Euro über dem Haushaltsansatz. Der Gemeindeanteil an der Umsatzsteuer fiel mit knapp 3,9 Millionen um knapp 500.000 Euro besser aus. Diese guten Ergebnisse liegen daran, dass der Standort Gersthofen und viele seiner Unternehmen nach wie vor attraktiv und lukrativ seien. „So gibt es direkt in Gersthofen 16.500 Beschäftigte. 9946 sozialsteuerpflichtige Bürgerinnen und Bürger gibt’s am Wohnort Gersthofen. „Diese Zahl ist wichtig für die Einkommenssteuereinnahmen.“Eding hatte noch weitere Zahlen parat: „14.134 Arbeitskräfte pendeln nach Gersthofen, 7600 Gersthoferinnen und Gersthofer pendeln wiederum zu Jobs nach außerhalb.“
Noch verbessert habe sich das Jahresergebnis 2021, weil bei den Ausgaben in weiten Teilen die Haushaltsansätze unterschritten werden. So liegen etwa die Personalausgaben mit 18,8 Millionen Euro deutlich unter den Vorgaben von 19,9 Millionen Euro.
Eine für Gersthofen außergewöhnliche Eigenschaft hat diesmal der Vermögenshaushalt zu bieten: Weil große Grundstücksflächen im äußersten Norden der Stadt gekauft wurden, mussten erstmals seit Jahrzehnten wieder Schulden gemacht werden. Denn für das Geschäft musste ein Kredit in Höhe von 25 Millionen Euro aufgenommen werden. „Das relativiert etwas die hohe
Zuführung zur allgemeinen Rücklage von sieben Millionen Euro“, betonte der Kämmerer. Derzeit liege diese Rücklage insgesamt bei 17 Millionen Euro. Zur Erinnerung: Im Jahr 2015 hatte Gersthofen hier den Rekordwert von 75 Millionen erreicht.
Einen der größten Ausgabeposten im Haushalt machte auch 2021 die Kreisumlage aus: 19. Millionen Euro musste die Stadt dafür aufwenden. Eding: „Im Zeitraum von drei Jahren zahlen wir quasi ein Gymnasium nur über diese Umlage.“
Durchwegs positiv nahmen die Finanzausschussmitglieder die Zahlen auf. „Das Ergebnis ist sehr erfreulich“, sagte Karl-Heinz Wagner (CSU). Allerdings seien zahlreiche Baumaßnahmen nicht umgesetzt worden und einige geplante Stellen in der Verwaltung konnten nicht besetzt werden. „Das holt uns irgendwann wieder ein.“Wagner mahnte dazu, die Personalausgaben aufmerksamer zu behandeln: „In nur fünf Jahren sind sie um sechs Millionen auf 18 Millionen gestiegen.“Das wollte Herbert Lenz (FW) so nicht im Raum stehen lassen: „Wir sind ein Dienstleister, und dazu braucht es entsprechendes Personal.“Zudem sei durch den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze auch deutlich mehr Personal erforderlich geworden. Stefan Buck (CSU) warnte zur Besonnenheit in der Zukunft: „Wir sollten das Thema Sparen endlich ernst nehmen.“