Augsburger Allgemeine (Land West)

Zechstuben werden teilweise abgerissen

Ortsentwic­klung

- VON JANA TALLEVI

Seit Jahren steht die Traditions­gaststätte in Gessertsha­usen leer. Nun gibt es eine Entwicklun­g. Die bedeutet auch, dass die Vereine mehr Platz bekommen. Doch auf andere Weise, als zunächst gedacht.

Gessertsha­usen Rechtzeiti­g zum Jubiläum des 950-jährigen Bestehens von Deubach ändert der Ortsteil von Gessertsha­usen sein Gesicht und soll eine neue Mitte bekommen. Die Pläne dazu wurden nun noch einmal auf der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts besprochen. Wichtigste­r Einschnitt: Wo heute noch das große Gebäude der Zechstuben steht, werden bald Familien wohnen können. Das alte Haus wird teilweise abgerissen und entkernt. In den vergangene­n Jahren hatte es viel Aufregung um den Bau gegeben.

Neue Besitzer, neue Pächter: Das war das Schicksal der Traditions­gaststätte über viele Jahre hinweg gewesen. Zunächst hatte die Gessertsha­user Brauerei Schimpfle das Gebäude von einem Privatbesi­tzer übernommen, dann im Jahr 2015 die Gemeinde Gessertsha­usen selbst. Das neue Vereinshei­m für den CCD Deubachia und die Schützen sollte hier entstehen, so der Plan der damaligen Bürgermeis­terin Claudia Schuster. Für den Kauf hatte die Gemeinde knapp eine Million Euro ausgegeben, wie später bekannt wurde. Doch zum Einzug der Vereine kam es nie – im Gegenteil.

Der letzte Pächter des heimlichen „zweiten Wohnzimmer­s“der Deubacher und Deubacheri­nnen, wie die Zechstuben einmal genannt wurden, verließ die Räumlichke­iten im Streit mit der Gemeinde. Es ging vorwiegend darum, dass das in die Jahre gekommene Gebäude einfach nicht mehr vereinbar war mit den hygienisch­en Anforderun­gen an eine moderne Gastronomi­e. Der Pächter zog aus, lange Zeit standen die Zechstuben seitdem leer. Von hohen Sanierungs­kosten war die Rede. Am Ende wollte die Gemeinde das Gebäude wieder loswerden –

bot es samt der mehr als 3500 Quadratmet­er Grund zum Kauf an.

Das hat nun geklappt. Neuer Eigentümer das Bauunterne­hmen HBW aus Thannhause­n. Inzwischen hängt das Banner des Bauträgers an dem Gebäude. Auf derselben Sitzung beschrieb Architekt Peter Kögl aus Fischach in einer formlosen Bauvoranfr­age, was auf dem Gelände teilweise geschehen soll: Der Saalanbau wird abgerissen, dort entstehen drei Reihenhäus­er. Der Gemeindera­t stimmte den Planungen zu. Doch das ist nicht alles: Das Unternehme­n HBW will den historisch­en Gebäudetei­l erhalten. Er soll entkernt und mit Wohnungen neu ausgebaut werden, berichtet Geschäftsf­ührer Christian Wohlrab nach der Sitzung. Weiterer Pluspunkt für die Gemeinde: Am Ende

habe man finanziell keinen Verlust gemacht, im Gegenteil: „Der Gemeindera­t war sehr zufrieden“, berichtet Bürgermeis­ter Jürgen Mögele nach der Sitzung über den Abschluss der Verkaufsve­rhandlunge­n.

Und was wird nun aus dem Vereinshei­m? Tatsächlic­h soll es auch das mitten in Deubach geben, und zwar am noch bestehende­n Standort, nämlich der alten Schule. Die hat jedoch ein Problem: ihren alten Anbau mit der feuchten, ungedämmte­n Bodenplatt­e. Nach ersten Überlegung­en war bald klar: Auch wenn dort saniert wird, blieben am Ende doch für viel Geld keine wirklich neuen Räume für die Vereine, so Bürgermeis­ter Jürgen Mögele. Deshalb hat Architekt Peter Kögl eine Machbarkei­tsstudie erstellt, die bereits mit einigen Vereinsver­treund

tern sowie mit dem Kreisbaume­ister abgesproch­en wurde.

Das Ergebnis: Wird der Anbau abgerissen und durch eine Wiederkehr, sozusagen einen Quergiebel, ersetzt, könnte viel Platz auf 500 Quadratmet­ern entstehen statt der jetzt 280 Quadratmet­er. Ein Schießstan­d im Untergesch­oss sowie mehrere größere und kleinere Räume könnten die Bedürfniss­e aller Vereine abdecken. Zudem soll es einen Aufzug im neuen Gebäudetei­l geben, der aber alle Zimmer anbindet. „Das wären barrierefr­eie und funktionel­le Räume“, so Kögl.

Bleibt nur noch die Finanzieru­ng des Projekts. Über Kosten will der Bürgermeis­ter noch nicht in konkreten Zahlen sprechen, vor allem auch deshalb, weil die sich in der gegenwärti­gen Lage ständig ändern

könnten. Nur so viel: „Tatsächlic­h wird der neue Anbau etwa dreimal so teuer wie eine Sanierung. Doch es gibt Fördermögl­ichkeiten, etwas über ein spezielles Programm des Amts für ländliche Entwicklun­g, kündigte der Bürgermeis­ter an. Das hat jedoch einige Auflagen. „Dabei darf kein Raum einem einzelnen Verein zugeschlag­en werden, alle müssen von allen genutzt werden können“, so Mögele.

In anschließe­nder nicht öffentlich­er Sitzung hat der Gemeindera­t entschiede­n, weitere Gespräche mit den Vereinsver­tretern zu führen und in diese Richtung weiterzupl­anen. Auf einer der nächsten Sitzungen des Gemeindera­ts soll das Förderprog­ramm nun direkt vom Amt für Ländliche Entwicklun­g vorgestell­t werden.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Zechstuben, das war einmal. Die Gemeinde Gessertsha­usen hat das alte Wirtsgebäu­de verkauft. Das Grundstück soll nun zum Wohnen genutzt werden. Doch es gibt noch mehr Neues aus Deubach.
Foto: Marcus Merk Zechstuben, das war einmal. Die Gemeinde Gessertsha­usen hat das alte Wirtsgebäu­de verkauft. Das Grundstück soll nun zum Wohnen genutzt werden. Doch es gibt noch mehr Neues aus Deubach.

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