Augsburger Allgemeine (Land West)
Müllcontainer melden, wenn sie voll sind
Technik Sensoren sollen dem Abfallwirtschaftsbetrieb helfen, effizienter zu werden. Die „vernetzte Stadt“wird auch beim Umwelt- und Denkmalschutz eine Rolle spielen.
Der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb (AWS) will seine Container an Wertstoffinseln künftig mit Füllstandssensoren ausstatten, um flexibler reagieren zu können, wenn etwa Elektroschrott- oder Glascontainer voll sind. Teils soll es auf einen Testbetrieb hinauslaufen. Für den AWS sei dies der Einstieg in eine flexible Tourenplanung, um effizienter unterwegs zu sein und gleichzeitig bei vollen Containern schnell reagieren zu können, so Umweltreferent Reiner Erben (Grüne). „Dadurch soll es für Bürgerinnen und Bürger im späteren Ausbau möglich sein zu sehen, wo im Stadtgebiet Container noch Kapazitäten haben. Ziel ist, unnötige Anfahrtswege zu vermeiden“, so Erben.
Die Füllstandssensoren sind Teil einer Digitalisierungsoffensive, die derzeit innerhalb der Stadtverwaltung und ihrer Infrastruktur läuft. Die Stadtwerke bauen aktuell ein drahtloses Netzwerk in der Stadt auf (LoRaWAN), mit dem eine Vielzahl von Sensoren zusammengeschaltet werden kann. Königsbrunn und Stadtbergen starteten vor Jahren gemeinsam mit den Lechwerken Versuche mit „intelligenten“Hundeklos, die Füllstand und Tütenvorrat meldeten. Inzwischen sind die Möglichkeiten für „Smart City“-Anwendungen deutlich gewachsen – von der Straßenbeleuchtung, die ihre Helligkeit der Licht- und Verkehrsmenge anpasst bis hin zu „smarten“Mülleimern oder Unterführungen, in denen Sensoren bei Überflutung Alarm schlagen.
In Augsburg treibt die Stadt das Thema gemeinsam mit den Stadtwerken voran. Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU), der das Thema „Smart City“verantwortet, sagt, aktuell schaffe man die ersten Anwendungen, die das neue Netzwerk als Rückgrat nutzen. „Unter anderem wird das Unesco-Weltkulturerbe geschützt und der Naturund Klimaschutz nach vorne gebracht“, so Hübschle. Künftig würden die Stadtverwaltung und auch Bürger und Bürgerinnen mehr Daten zur Verfügung haben. In den historischen Wassertürmen am Roten Tor, Bestandteil des Weltkulturerbes, werden seit März über
Temperatur, Luftfeuchte und CO2-Wert überwacht. Via Netzwerk landen die Daten automatisch im Computer, sodass man Schwankungen und ihre Ursachen nachvollziehen kann. „Historische Gebäude können in Zukunft noch effizienter und präziser geschützt werden“, sagt Hübschle.
Ein weiteres Thema sei die Bewässerung von Bäumen. Aktuell läuft ein Pilotversuch zwischen Grünamt und Hochschule, bei dem die Bodenfeuchte um Bäume gemessen wird, um ihren Wasserbedarf zu ermitteln. Sie können automatisch bewässert werden. Insge
sei man bei dem Thema noch nicht am Ende der Möglichkeiten. Im Stadtsommer 2022 soll die Maximilianstraße zum Versuchsfeld werden, um zu messen, wie sich Passantenströme verändern. Es gehe um die technische Erprobung von diversen Sensoren, so Hübschle. Möglich war das bisher auch schon alles – mit dem Netzwerk lassen sich aber Sensoren schnell und unkompliziert anbringen.
In Augsburg ist der Abfallwirtschaftsbetrieb bereits seit Jahren am Thema der smarten Technologien dran. Vor eineinhalb Jahren ging am Königsplatz ein „Abfallhai“in BeSensoren
trieb, zwei weitere der automatischen Müllbehälter wurden bereits für die Innenstadt beschafft. Die Geräte pressen den Abfall im Inneren zusammen und melden ihren Füllstand den AWS-Mitarbeitern. „Die Erfahrungen sind gut. Bisher gab es keine Störungen und die robusten Behälter haben auch jeglichem Vandalismus standgehalten“, sagt Erben. Vorteil für die Stadt: Die Müllfresser müssen durchschnittlich nur alle zwei Tage geleert werden. Ein herkömmlicher Eimer muss bis zu vier Mal am Tag angefahren werden. Zudem plant der AWS, den Winterdienst effisamt
zienter zu regeln. Alle Bauhöfe im Stadtgebiet werden für den kommenden Winter mit vernetzten Wetterstationen ausgestattet, um Einsätze besser planen zu können. Zudem bekamen die Kontrollfahrzeuge der Bauhofleiter Wettersensoren, die bei den frühmorgendlichen Kontrollfahrten aufzeichnen, wie Temperatur und Feuchtigkeit auf der Straßenoberfläche sind. „Dadurch lassen sich Streu- und Räumungseinsätze gezielt koordinieren“, so Umweltreferent Reiner Erben. Man gehe davon aus, dadurch weniger Splitt und Salz zu benötigen.