Augsburger Allgemeine (Land West)
Einsteigen bitte, los geht die wilde Fahrt!
Leitlinien moderner Unternehmensführung: klare Kommunikation, Nachhaltigkeit, Vertrauen. Darüber lacht der BundesligaManager von Welt nur. Die CoronaJahre haben offensichtlich doch nicht derartige finanzielle Krater in der Buchhaltung hinterlassen, als dass man sich das Zahlen von Abfindungen eher mal verkneift. Marco Rose folgte Adi Hütter, Sebastian Hoeneß, Florian Kohfeldt und Markus Weinzierl, die sich allesamt keine Gedanken über SommerTrainingslager oder mögliche Neuzugänge machen müssen. Kurz vor Saisonschluss hatten sich schon Bielefeld und die Hertha von ihren Trainern getrennt. Das Resultat: Es geht wohl für beide Vereine in die zweite Liga.
Möglicherweise haben sich die sieben Trainer bei ihren Vorstellungsgesprächen allesamt so gut verstellt, dass es einer arglistigen Täuschung bezüglich ihrer Fähigkeiten gleichkam. Wahrscheinlicher aber ist, dass die Manager bei ihren Personalentscheidungen
mehr hoffen, denn analysieren. Dass sie monokausale Zusammenhänge (guter Trainer, gutes Abschneiden) sehen, wo etliche andere Faktoren (wie passt der Trainer zur Mannschaft, wie ist der Kader zusammengestellt, wie stark sind die Mitbewerber) mindestens ebenso wichtig sind.
Für die geschassten Trainer ist das gleichzeitig ärgerlich und glückliche Fügung. Das paradoxe an ihrem Job-Karussell ist, dass es sich zu schnell dreht, um sich lange darauf halten zu können und doch langsam genug, um nach dem Abwurf bald wieder aufzusteigen. Dann hören sie erneut, dass sich der Verein nachhaltig entwickeln will. Dass man zusammen Krisen durchstehen will. Dass ein Wort unter Männern zählt (so wie das des Dortmunders Kehl, der vor wenigen Tagen noch ganz, gaaanz sicher mit Rose in die neue Saison gehen wollte). So lang man sich erinnern kann, fängt das Hoffen immer wieder von vorne an.