Augsburger Allgemeine (Land West)
Sportvereine ächzen unter den Energiekosten
Finanzen
In Augsburg wird eine Erhöhung der Betriebs- und Pflegekostenzuschüsse für Sportanlagen beantragt. Um die finanzielle Last überhaupt tragen zu können, bemühen sich die Ehrenamtlichen auch um andere Lösungen.
Erst die Corona-Pandemie, jetzt die Folgen des Ukraine-Kriegs – in diesen Zeiten einen Sportverein zu führen, kann bei den überwiegend ehrenamtlich tätigen Führungskräften durchaus Existenzängste verursachen. Mehrfach war der Amateursport während der vergangenen zwei Jahren in den Lockdown geschickt worden. Dazu hatten die Vereine durch die Zwangsschließungen Mitgliederrückgänge zu verzeichnen, die sie bis heute nicht wieder aufholen konnten.
Und kaum scheinen die größten Schrecken der Pandemie vorbei und läuft der Betrieb in halbwegs normalen Bahnen, trifft vor allem die Sportvereine mit eigenen Anlagen der nächste Schock – die aufgrund des Ukraine-Kriegs explodierenden Energiekosten. Im Vergleich zum Jahr 2021 erwarten Experten für 2022 eine Erhöhung von bis zu 35 Prozent. Das hat in Augsburg nun die Fraktion Bürgerliche Mitte auf den Plan gerufen. Auf Initiative von Stadtrat Hans Wengenmeir, selbst Vorsitzender des Polizeisportvereins Augsburg, hat die Fraktion einen Antrag auf die Erhöhung der Betriebs- und Pflegekostenzuschüsse für Sportvereine mit eigenen Anlagen eingereicht.
„Schon während der Pandemie fielen trotz der geschlossenen Sportstätten Betriebskosten wie Heizung, Gas, Strom, Wasser Abfall, Pflege und Versicherungen weiterhin an. Einnahmen konnten nicht erwirtschaftet werden, Mitgliederverluste kamen noch hinzu“, begründet Wengenmeir den Antrag. Jetzt kämen noch die hohen Energiekosten dazu. „Die Vereine können diese
1:1 an die Mitglieder weitergeben. Ohne Unterstützung durch die Stadt wird es eng für die Vereine“, so Wengenmeir, der mit seiner Fraktion deshalb eine 20-prozentige Erhöhung der Betriebs- und Pflegekostenzuschüsse für die Augsburger Sportvereine beantragt hat.
Wie ernst diese Sorge auch bei der Stadt genommen wird, zeigte sich dadurch, dass nur wenige Tage später reagiert wurde und von Seiten des Sportamts die Erhöhung des Zuschusses für den Nachtragshaushalt angemeldet wurde. „Vorbehaltlich der Zustimmung im Stadtrat können die Augsburger Sportvereine zum Ende des Jahres auf einen
Nachschlag hoffen. Dies würde die Sorgen der Vereine mit eigenen Anlagen bezüglich der Energiepreisexplosion etwas mildern“, freute sich Wengenmeir über die schnelle Reaktion.
Auch Benjamin Riedel, Geschäftsführer beim TSV Haunstetten, würde sich freuen, wenn die Zuschusserhöhung beschlossen wird. Eine Erhöhung würde bei seinem Verein die Kostenbelastung zumindest etwas abmildern. Allein durch die Gaspreiserhöhung muss der TSV Haunstetten mit seiner großen eigenen Sportstätte mit Dreifach-Halle, Fußballplätzen und Tennisanlage nach einem Vertragsnicht
abschluss im Herbst 2021 über die nächsten drei Jahre rund 66.000 Euro mehr Geld ausgeben als bisher. „Dadurch habe ich aber noch kein einziges neues Mitglied gewonnen. Vereine mit eigenen Anlagen haben es deutlich schwerer“, betont Riedel.
Um überhaupt bestehen zu können, habe man beim TSV Haunstetten schon frühzeitig an den verschiedensten Ecken umgerüstet. So hat der Verein seit 2017 eine Photovoltaik-Anlage auf dem Sporthallendach, die die Stromkosten von 21.000 Euro auf etwa 7000 Euro im Jahr gesenkt habe. Ebenso lukrativ sei das Blockheizkraftwerk, mit dem der Verein zusätzlich Strom und Wärme produziert, berichtet Riedel. „Wir sind auf dem Weg, so autark wie möglich zu werden.“
Auch andere Augsburger Vereine versuchen nach Kräften, in moderne Systeme zu investieren, um die sich aufbauende Welle an Energiekosten abzumildern. Aufgrund der Förderung durch die öffentliche Hand stellen beispielsweise der Polizei SV, der TSV Firnhaberau und die SpVgg Bärenkeller ihre Fußballplätze auf LED-Flutlicht um. Bei der SpVgg Bärenkeller wird im gleichen Zug auch das komplette Sportheim aufgerüstet. „Wir erwarten uns bis zu 1000 Euro Stromersparnis im Jahr“, sagt Tobias Ebner, der sich schon aufgrund seines Studiums an der Hochschule Augsburg mit Energieeffizienz beschäftigt. Er rechnet anhand eines Beispiels vor, wie schwer es für einen Sportverein in der Größe der SpVgg Bärenkeller mit rund 500 Mitglieder ist, die Energiepreissteigerungen über Neueintritte zu kompensieren. „Ein neues Mitglied bringt mir 80 Euro im Jahr, wenn ich bei der Energie 2000 Euro Mehrkosten im Jahr habe, brauche ich allein 25 neue Mitglieder, um das aufzufangen.“
Die größten Kostenspitzen in den Sportvereinen könnte die Erhöhung des städtischen Betriebs- und Pflegekostenzuschusses nehmen. Benjamin Riedel vom TSV Haunstetten will sich trotzdem nicht zu früh große Hoffnungen machen, schließlich müsse der Antrag erst noch von den politischen Gremien abgesegnet werden. In Zeiten des chronisch klammen Stadtsäckels keine einfach Sache. „Ich glaube das erst, wenn es wirklich beschlossen ist“, gibt sich Riedel vorsichtig.