Augsburger Allgemeine (Land West)
Was braucht es für die Kultur in unserer Stadt?
Diskussion Das Kulturreferat beginnt seine Gespräche mit Kulturschaffenden in der Innenstadt.
Auf große Resonanz unter Kulturschaffenden verschiedener Couleur stieß ein erstes „Kultur-Gespräch“, zu dem das städtische Referat für Kultur, Welterbe und Sport in den Fuggerei-Pavillon auf dem Rathausplatz eingeladen hatte. Das Gespräch bildete den Auftakt für weitere solcher Gespräche, die in diesem und nächstem Jahr in fünf weiteren Stadtteilen veranstaltet werden. Ziel ist es, im Austausch mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern, Kulturschaffenden und Sporttreibenden zu schauen, wie die kulturellen und sportlichen Aktivitäten in der Stadt mit ihren Stadtteilen weiter entwickelt werden können.
Der Auftakt, der die Kultur in der Stadtmitte in den Blick nahm, machte das Format sichtbar. „Wir bauen gemeinsam Stadt“, hatte Kulturreferent Jürgen Enninger in seiner Einführung gesagt; in dieser „Dialog- und Beteiligungsphase“gehe es darum, nach den Herausforderungen der Zeit zu fragen und Themenschwerpunkte zu setzen.
In einem ersten Schritt wurden den Beteiligten in einem Podium einige „Best-Practice-Beispiele“vorgestellt: Da war Staatstheater-Intendant André Bücker. Nach den Herausforderungen der CoronaPandemie
sei er „sehr glücklich“, dass wieder Publikum kommen kann. „Ich merke, dass jede Vorstellung ein Fest ist“, so Bücker. Jana Schwindel, die im Künstlerhaus Antonspfründe, das von der Künstlervereinigung „Die Ecke“verwaltet wird, ein Atelier hat, sprach von ihrem Wunsch, als Künstlervereinigung künftig mehr „raus aus der Ecke“zu gehen, etwa durch eine Kooperation mit der Halle 1, Raum für Kunst, im Glaspalast. Buchhändler Kurt Idrizovic, der die „Literatur im Biergarten“anbietet, plädierte dafür, sich als Kulturschaffende in der Stadt „sehen zu lassen“, die unterschiedlichsten Orte zu bespielen. Noch gebe es „Luft nach oben“, was Plätze angeht, an denen Menschen sich gerne aufhalten. Kulturelles Leben in der Stadt bedeute für ihn auch, darauf zu schauen, dass die Menschen „nicht ersticken“am Individualverkehr.
Angeregt durch diese Impulse begaben sich die Teilnehmer in Workshops. An großen Tischen im Freien vor dem Pavillon trugen sie ihre Ideen und Anliegen zusammen, um das kulturelle Leben in Augsburg mehr als bisher zu befördern. Mehrmals genannt wurde die Anregung, noch mehr Plätze oder andere Räume in der Stadt kulturell zu beleben. Aus der freien Kunstszene kam der
Wunsch nach bezahlbaren Räumen, seien es Probenräume oder Räume für Veranstaltungen.
Sebastian Seidel etwa, Leiter des Sensemble Theaters, fragte kritisch nach, warum er beim Sommertheater im Martinipark nicht bis 23 Uhr (bisher 22 Uhr) spielen dürfe. Es kam auch die Anregung, dass sich Künstlerinnen und Künstler im Stadtviertel vernetzen. Könnte man nicht Leerstände als kulturelle Räume nützen? Wie können mehr Auftrittsmöglichkeiten für Musikschulen geschaffen werden? Wie kann ein gutes Miteinander mit der Nachbarschaft gelingen? Auch solche Fragen wurden gestellt.