Augsburger Allgemeine (Land West)
Schimpansen freuen sich über neuen Klettergarten
Tiere Das neue Freigehege für die Menschenaffen im Augsburger Zoo ist fertig. Zur Eröffnung gab es große Erleichterung und ein kleines „Affentheater“.
Eine lange Durststrecke für die Schimpansen im Augsburger Zoo ist zu Ende: Coco, Nicky und Akemo können jetzt endlich wieder nach draußen und in ihrem neuen Freigehege herumturnen. Am Freitag wurde die rundum modernisierte Außenanlage mit Klettergarten offiziell übergeben. Dabei bekam es nicht nur Oberbürgermeisterin Eva Weber mit einem überraschenden „Affentheater“zu tun.
Bei allen Beteiligten herrschte am Freitag große Erleichterung, dass es die Augsburger Schimpansen jetzt besser haben. Die Umbauphase seit Oktober war für Coco, Akemo und Nicky stressig. Wegen der Bauarbeiten durften sie nicht mehr ins Freie. Das Schimpansenhaus war für Besucher geschlossen. „Die Pflegerinnen und Pfleger waren ständig präsent, damit die Affen Ablenkung hatten“, sagt Zookurator Thomas Lipp. Es sei viel Arbeit gewesen.
Nach rund sieben Monaten Umbau wurde vor einer Woche dann endlich der Riegel nach draußen geöffnet. Die Schimpansen durften zum ersten Mal ihr neues Freigehege samt Klettergarten erkunden. Coco sei der Mutigste gewesen und habe gleich eine Hängematte aus
erzählen Zoomitarbeiter. Akemo wagte sich etwas zögerlicher an die Kletterseile und auf die Freisitze. Nicky war die Vorsichtigste auf der Erkundungstour. Sie war früher kaum draußen. Wegen der großen Glasscheiben, die von der Sonne aufgeheizt wurden, war es ihr dort zu heiß.
Inzwischen hat man den Eindruck, dass sich die drei in ihrem neuen Zuhause sehr wohlfühlen, ja sogar ein wenig übermütig sind. Zoochefin Barbara Jantschke sagt, „es war ein tolles Gefühl auch für mich, wie sie die Anlage angenom
men haben“. Sie spricht von einer erheblichen Verbesserung. Die rund 380 Quadratmeter große Außenanlage sei zwar nicht größer geworden, biete nun aber auf drei Ebenen viel mehr Beschäftigungsmöglichkeiten. Sie sei sehr dankbar, dass der Freundeskreis des Augsburger Zoos das Projekt komplett finanziert und dem Zoo damit aus der Bredouille geholfen habe.
Das Problem: Das Augsburger Schimpansenhaus wurde zuletzt 1993 modernisiert. Seit 2014 entspricht die Augsburger Anlage nicht mehr den verschärften Mindestanprobiert,
forderungen für die Haltung von Menschenaffen in zoologischen Anlagen. Bei der städtischen Veterinärbehörde hatte man eine letzte Frist für die Modernisierung bis Ende 2021 gesetzt. Sonst hätte der Zoo die Schimpansen nicht mehr weiter halten dürfen. Ein Umbau war schon länger geplant. Wegen Einnahmeausfällen in der CoronaPandemie fehlten dem Zoo die Mittel. Der Verein der Augsburger Zoofreunde sprang ein und finanziert das neue Freigehege für rund 900.000 Euro.
In neu gestalteten Freibereich gibt es viele Kletter- und Spielgeräte für die Schimpansen. In einem großen Unterstand mit Wetterschutz und elektrischer Heizung können sie sich bei kühleren Temperaturen aufwärmen.
Einige Glasscheiben wurden herausgenommen. So entsteht eine angenehme Querbelüftung, wenn es im Sommer heiß ist. Helmut Schuler vom Vorstand der Zoofreunde verweist zudem auf ein nachhaltiges Baukonzept. Viele Teile aus der alten Anlage seien auch beim Umbau wieder verwendet worden. Schuler sagte, an der Finanzierung des Umbaus
seien über 1250 Vereinsmitglieder, zahlreiche Sponsoren und Unterstützer des Zoos beteiligt gewesen.
Trotz der Pandemie und Lieferschwierigkeiten am Bau wegen des Ukraine-Kriegs seien die Arbeiten weitgehend im vorgesehenen Zeitrahmen fertig geworden. Er kündigte zudem an, nach Möglichkeit werde man im kommenden Jahr auch noch den Innenbereich der Schimpansenanlage verbessern.
Auch Oberbürgermeisterin Eva Weber freut sich über die Modernisierung. Sie sprach von einem enormen Engagement des Vereins für den städtischen Zoo, das außerordentlich wichtig sei, auch wenn die Stadt jedes Jahr einen „fast siebenstelligen Betrag“für die Einrichtung zur Verfügung stelle. In den vergangenen Jahren finanzierte der Freundeskreis zahlreiche neue Gehege komplett oder gemeinsam mit dem Zoo. Auch das neue Elefantenhaus wäre ohne den Verein nicht möglich gewesen.
Unterbrochen wurden die Reden von Weber und Schuler immer wieder von spontanen „Showeinlagen“der Schimpansen. Sichtlich gut gelaunt turnten sie im Freigehege herum, warfen mit einer Plastikflasche um sich und brachen in lautstarkes Geschrei aus.