Augsburger Allgemeine (Land West)
Endlich Normalität: Was Augsburg jetzt so besonders macht
Debatte Corona hat den Menschen zugesetzt. Jetzt ist vielerorts zu spüren, dass sich die Lebensfreude zurückmeldet. Die Stadt hat viel geschaffen – doch es gibt noch Schandflecken.
Aufenthaltsqualität ist ein wesentlicher Aspekt, um sich in einer Stadt wohlzufühlen. Wer über Augsburgs schöne Seiten spricht, muss zwingend die Flüsse Lech und Wertach erwähnen. Hier ist in den zurückliegenden Jahren viel passiert. Lech und Wertach gewinnen als Naherholungsgebiete zunehmend an Bedeutung - auch, weil es die Menschen aus unterschiedlichen Gründen während der Pandemie nicht mehr so stark in die Fremde gezogen hat. Mitunter fehlt es auch an Geld für weite Fahrten. Menschen mussten sich darauf besinnen, welche Freizeitmöglichkeiten von ihrer Haustüre geboten sind, sie radeln und gehen spazieren. Kein Wunder, dass gerade der Kuhsee mitunter nahezu überrannt wird. Dies gilt in ähnlicher Form für andere Ausflugsstätten und Biergärten in den Sommermonaten.
Der Siebentischwald zählte schon immer zu den bevorzugten Ausflugszielen der Augsburgerinnen und Augsburger. Neu ist, dass Erholungssuchende in zunehmender Zahl Parkanlagen in der Innenstadt entdecken. Der Wittelsbacher Park ist aufgrund seiner Größe ebenfalls ein Ort, der gerade an Wochenenden gut besucht ist. Dort sitzen Familien, Freunde und Nachbarn zusammen. Ein Picknick auf den Wiesen ist nichts Ungewöhnliches.
Entdeckt werden zudem kleine Oasen. Am Sonntagnachmittag der Vorwoche war der Hofgarten nahe dem Augsburger Dom extrem stark frequentiert. Nahezu alle Stühle waren besetzt, ähnlich verhielt es sich auf den Ruhebänken. Bemerkenswert war jedoch, dass auf den Rasenabschnitten viele Sonnenanbeter ihre Ruhe fanden. Anlange genehm war, dass das Umfeld nicht aus Musikanlagen beschallt wurde. Das ruhige Flair, das der Hofgarten ausstrahlen soll, wurde bewahrt. Es mag sein, dass in diesem Fall die soziale Kontrolle gut funktioniert. Sollten einzelne Besucher bei der Lautstärke überdrehen, werden sie zurechtgewiesen. Nicht viel anders sieht es gegenwärtig in den Rote-Torwall-Anlagen inklusive des Kräutergartens aus. Auch hier genießen Menschen entspannt schöne Stunden.
Augsburg hat viele Erholungsgebiete mit hoher Aufenthaltsqualität. Es gibt andererseits Stellen, die weniger einladend sind. Hier besteht Handlungsbedarf. Dass die Stadt Augsburg im Stadtteil Oberhausen den Hettenbachpark verschönern möchte, ist richtig. Auch im Bereich des Griesle nahe dem Lech in der Firnhaberau sind Verbesserungen nötig. Was möglich ist, wenn man Dinge überzeugend anpackt, zeigt sich seit Monaten in Lechhausen. Der Flößerpark galt
Zeit als ein Projekt, das nicht in die Gänge kommen wollte. Mit Fertigstellung des Ausflugslokals Floßlände hat dieser Abschnitt am Lech extrem gewonnen.
Aufenthaltsqualität hat aber nicht nur mit Ausflugszielen in der Natur
zu tun. Die Regio Augsburg Tourismus, Augsburg Marketing als Stadtmarketinggesellschaft und der heimische Handel setzen darauf, dass sich Menschen auch in der Innenstadt wohlfühlen. Attraktive Geschäfte und eine gute Außengastronomie tragen im Sommer dazu bei. Mitunter braucht es nicht viel, um zu punkten. Das Beispiel am Augsburger Stadtmarkt zeigt es. Ein Sandhaufen und ein Biergarten haben innerhalb von kurzer Zeit dafür gesorgt, dass der Bauernmarkt zu einem beliebten Orte in der City geworden ist. Wenn jetzt unter dem Dach der Marke „Augsburger Stadtsommer“weitere Veranstaltungen anstehen, muss man genau hinschauen, wie es um deren Qualität bestellt ist. Dennoch gilt: Jede Aktion bringt Leben in die Innenstadt. Jede gelungene Aktion zieht neue Gäste nach Augsburg. Es muss sich herumsprechen, dass sich der Weg nach Augsburg lohnt. Das Jahr 2022 bietet die Gelegenheit.