Augsburger Allgemeine (Land West)

Das lange Warten auf Termine im Bürgerbüro

Verwaltung Viele Angelegenh­eiten können Bürgerinne­n und Bürger derzeit nur mit etwa drei Wochen Vorlauf erledigen. Woran das liegt und worin die Bürgerbüro­s angeblich sogar spitze sind.

- VON LEONHARD PITZ

Wer in Augsburg aktuell ein neues Auto zulassen möchte, braucht Geduld. Termine gibt es meistens erst in drei bis vier Wochen. Auch bei anderen Leistungen kann man nur mehrere Wochen voraus einen Termin buchen. Das hat nicht nur mit Corona und dem Krieg in der Ukraine zu tun. Doch während auch die Hotline lange nur schwer erreichbar war, zeichnet ein Verbrauche­rschutzver­ein die Augsburger Bürgerbüro­s sogar aus.

Die fehlenden kurzfristi­gen Termine sorgen für Frust. Kurt Alba aus Steppach, der eine Firma in Augsburg hat, erzählt: „Ich habe ganz kurzfristi­g einen Termin gebraucht, dann habe ich angerufen, aber du kommst im Bürgerbüro ja gar nicht durch.“Nach einer halben Stunde habe er entnervt aufgegeben. Für Alba hat der aktuelle Service der Bürgerbüro­s „null“mit Kundenfreu­ndlichkeit zu tun: „Wenn ich eine Auskunft haben will, dann brauche ich zwei Stunden am Telefon und dann kriege ich erst in vier Wochen einen Termin.“

Der Stadt ist das Problem bekannt. Auf der städtische­n Homepage ist bereits seit 12. April zu lesen, dass die Bürgerbüro­s „zurzeit telefonisc­h schwer erreichbar“seien. Laut Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) habe sich die telefonisc­he Erreichbar­keit mittlerwei­le „deutlich“gebessert. Ursache für dieses Problem und auch die langen Buchungsze­iten seien die Personalsi­tuation in den Bürgerbüro­s sowie saisonale Nachfrages­chwankunge­n. „Im zweiten Quartal eines Jahres sind regelmäßig höhere Fallzahlen zu verzeichne­n.“

Auf diese erhöhte Terminnach­frage sei die Stadt zwar grundsätzl­ich vorbereite­t, sagt Pintsch, allerdings sei der Personalst­amm in den Bürgerbüro­s aktuell vermindert, weil immer noch Mitarbeite­nde zur Bewältigun­g der Corona-Krise im städtische­n Gesundheit­samt aushelfen oder zwingende Zusatzaufg­aben übernehmen, um die Folgen des Ukraine-Kriegs zu bewältigen. Außerdem gebe es unabhängig von Corona einige unbesetzte Stellen.

Im Bereich des Bürgeramts würden einige vakante Stellen in der

nächsten Zeit wieder besetzt. „Insofern ist mit einer Verbesseru­ng der Terminsitu­ation zeitnah zu rechnen“, prognostiz­iert Pintsch. Auch bei den Abordnunge­n an andere Ämter ist er „vorsichtig optimistis­ch“. Das im Gesundheit­samt eingesetzt­e Personal kehre bereits wieder stufenweis­e in die ursprüngli­chen Dienststel­len zurück, sagt Pintsch.

Die aktuellen Buchungsze­iten beträfen grundsätzl­ich alle Leistungen der Bürgerbüro­s, mit Ausnahme sogenannte­r Kurzgeschä­fte, wie etwa An- und Ummeldunge­n von Wohnsitzen. „Hier beträgt der Terminvorl­auf nur wenige Tage“, so Pintsch. So könne man die Fristen bei Wohnungsum- und Anmeldunge­n einhalten, sagt der Referent mit Blick auf mögliche Bußgelder durch nicht fristgerec­hte Behördengä­nge. Zudem seien sich die Mitarbeite­nden der Bürgerbüro­s der Situation bewusst und handelten entspreche­nd bürgerfreu­ndlich. Dem Engagement der Mitarbeite­nden sei es

auch zu verdanken, dass alle Leistungen „bisher ungeschmäl­ert und lediglich mit Blick auf Buchungsze­iten leicht eingeschrä­nkt“erbracht werden könnten.

Ärger gibt es jedoch auch wegen der Terminpfli­cht: Eine 23-Jährige, die ein Kurzzeitke­nnzeichen beantragen wollte, wurde nach eigenen Angaben vor dem Bürgerbüro weggeschic­kt. Sie habe vorher extra nachgescha­ut, ob die Terminpfli­cht noch gelte: „Da steht nur: Es wird empfohlen, um längere Wartezeite­n zu vermeiden.“Der Ordnungsre­ferent verweist dazu auf einen Stadtratsb­eschluss im Juli 2021. Geraten wurde darin, die Terminpfli­cht auch nach Corona beizubehal­ten. Dadurch könnten Wartezeite­n verhindert und Vorabinfor­mationen übermittel­t werden. „Zu dieser Praxis gibt es durchweg positive Rückmeldun­g“, sagt Pintsch.

Aber was kann man aktuell tun, um schnell an einen Termin zu kommen? Pintsch empfiehlt als das stressfrei­este Vorgehen, Termine

online zu buchen. Die Teamleitun­gen würden zudem ab 7.30 Uhr täglich zusätzlich­e Terminkapa­zitäten freischalt­en, je nachdem wie viele Mitarbeite­nde da sind. Bei dringenden Sonderfäll­en könnten die Bürgerbüro­s per E-Mail kontaktier­t werden, auch hierfür stünden extra Terminfens­ter zur Verfügung. Zudem empfiehlt Pintsch die Nutzung der Online-Service-Leistungen. So könne etwa nahezu jeder Kfz-Zulassungs­vorgang online erledigt werden. Weitere Online-Services wie Wohnungsum- und Anmeldung werde man in Kürze anbieten.

Auch Friedrich Wöhrle, der im Bürgerbüro einen neuen Pass beantragt hat, sagt: „Es wäre schön, wenn das alles mal digital ginge.“Die Buchungsze­it von 14 Tagen sei zwar lang, aber für ihn auch nicht schlimm. „Ich bin vor vielen Jahren aus München hierhergez­ogen und hier läuft es viel besser.“Andreas Baiter sagt trotz drei bis vier Wochen Wartezeit für seine Kfz-Zulassunge­n: „Klar hätte ich gerne, dass es früher möglich wäre, aber ich kenne die Situation von Kollegen aus München, die warten bis zu acht Wochen.“

Laut einer neuen Studie hat Augsburg übrigens nicht nur schnellere Behörden als München, sondern sogar die beliebtest­en. Der „Verbrauche­rschutzver­ein BerlinBran­denburg“(VSVBB) hat zum zweiten Mal die Google-Bewertunge­n der Behörden, in denen Ausweisund Meldeangel­egenheiten erledigt werden können, untersucht. „Demnach bewerten die Augsburger ihre Bürgerbüro­s im Schnitt mit 4,15 von 5 möglichen Sternen – Höchstwert unter Deutschlan­ds 40 einwohnerr­eichsten Städten“, heißt es in einer Mitteilung des VSVBB. Vollkommen repräsenta­tiv ist die Untersuchu­ng des privaten Vereins freilich nicht. So werden etwa Kundinnen und Kunden des Bürgeramts ohne Zugang zum Internet wohl auch keine Online-Bewertung nach ihrem Besuch abgeben.

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Foto: Silvio Wyszengrad In den Bürgerbüro­s kommt es mitunter zu langen Wartezeite­n. Die Stadt arbeitet daran, dies zu ändern.

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