Augsburger Allgemeine (Land West)

„Weitgehend autofreie“oder „autoarme“Maxstraße?

Verkehr CSU und Grüne wollen dasselbe, die Koalitionä­re ringen aber um die Formulieru­ng. Am Ende muss sogar kurz die Sitzung des Bauausschu­sses unterbroch­en werden.

- VON STEFAN KROG

Gegen die Stimme der AfD hat der Bauausschu­ss des Stadtrats am Donnerstag grünes Licht für einen abgespeckt­en Versuch zur Umgestaltu­ng der nördlichen Maximilian­straße in diesem Jahr gegeben. Wie berichtet ist dann vorgesehen, Sitzmöbel auf Parkplätze am Straßenran­d zu stellen, um den Straßenrau­m anders zu nutzen. „Es ist ein Versuch gemeinsam mit den Bürgern“, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). 2023/24 soll dann ein einjährige­r Versuch folgen, in dem die Maximilian­straße zwischen Herkules- und Merkurbrun­nen zu einer Art Fußgängerz­one umgewandel­t wird. Während die Ratsmitgli­eder inhaltlich fast alle einer Meinung waren, hakelten sich die Koalitionä­re CSU und Grüne um Formulieru­ngen.

Denn statt des bisher üblichen Begriffs „autofrei“, der im GrünenWahl­programm

stand und auch im Koalitions­vertrag verwendet wird, taucht in dem Beschlussv­orschlag aus dem OB-Referat (Hintergrun­d ist, dass mehrere Referate an dem Versuch beteiligt sind) nun plötzlich die Bezeichnun­g „autoarm“auf. „Wir werden hier keine Annastraße haben. Es werden regelmäßig Autos durchfahre­n, weil es viele Anwohner gibt. Ein gewisser Grundverke­hrsfluss wird erkennbar sein“, so Merkle. Man dürfe mit dem Begriff „autofrei“nicht die Erwartung auslösen, dass dann gar kein Verkehr mehr herrsche.

Dass dort weiterhin Autos unterwegs sein werden, sei schon richtig, so Grünen-Stadtrat Deniz Anan, und auch immer klar gewesen. Dass die Stadt nun die Formulieru­ng „weitgehend autoarm“aus der Tasche ziehe, sei aber unverständ­lich. „Das ist eine doppelte Einschränk­ung.“Die Grünen schlugen die

Sprachrege­lung „weitgehend autofrei“vor und wollten dazu eine Abstimmung. Merkle konterte, der Begriff „autoarm“sei mit Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) so vereinbart und drängte seinerseit­s auf eine Abstimmung dazu. CSUFraktio­nschef Leo Dietz versuchte

zu schlichten: Die neue Bezeichnun­g „autoarm“sei tatsächlic­h so überrasche­nd gekommen, dass man für dieses Mal mit „weitgehend autofrei“leben könne, dauerhaft wäre „autoarm“aber wohl der bessere Begriff.

Schließlic­h war eine Sitzungsun­terbrechun­g

nötig, damit die Angelegenh­eit koalitions­intern hinter den Kulissen geklärt werden konnte. Am Ende lief es im Beschluss auf „weitgehend autofrei“hinaus. Zuletzt hatte sich abgezeichn­et, dass CSU und Grüne nach zwei Jahren großen Einklangs in der Koalition öffentlich über Meinungsun­terschiede diskutiere­n.

Die inhaltlich­e Diskussion abseits der Bezeichnun­g gestaltete sich eher kurz. Gregor Lang (Sozialfrak­tion) regte an, die Pflanzung von Bäumen zu untersuche­n. Beate SchabertZe­idler (Bürgerlich­e Fraktion) sagte, sie zweifle daran, dass die Maximilian­straße der richtige Standort für Bäume sei. Sie betonte, es sei wichtig, mit Anwohnern und Geschäftsl­euten das Gespräch zu suchen. Teils gebe es erhebliche Vorbehalte, was eine Verkehrsbe­ruhigung betrifft, die der Kundschaft die Anfahrt schwierige­r macht.

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Foto: Silvio Wyszengrad In der Maximilian­straße soll es in diesem Jahr einen abgespeckt­en Versuch für eine Umgestaltu­ng geben. Kommendes Jahr steht dann ein einjährige­r Versuch mit einer Art Fußgängerz­one an.

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