Augsburger Allgemeine (Land West)
Honig vom eigenen Schulhof
Naturkunde Am Diedorfer Schmuttertal-Gymnasium gab es den Imker-Wahlkurs schon vor dem großen Trend.
Diedorf Es ist ein heißer Tag und unter den Imkerjacken ist es noch heißer: Der Wahlkurs Schulimkerei hat sich auf der Wiese hinter dem Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf versammelt. Die heutige Aufgabe ist es, eine Bestandsaufnahme zu machen. Die Schülerinnen und Schüler schauen sich die einzelnen Rahmen im Bienenstock an und führen Protokoll darüber, ob darin Pollen, Brut oder eingelagerter Nektar zu finden sind. „Ihr müsst dabei lernen, zwischen verdeckelter Brut und verdeckeltem Honig zu unterscheiden“, meint Kursleiter Ralf Zöbelein.
Der Biologielehrer leitet den Imkerei-Wahlkurs nun schon seit sieben Jahren. Damit war er damals einer der ersten, bevor die große Welle an Bienenbegeisterung aufkam. „Ich hatte davor mit Bienen gar nichts am Hut“, meint Zöbelein. Inspiriert zur Einrichtung des Wahlkurses habe ihn erst die Vorsitzende des Imker Kreisverbands Augsburg-Land, Birgit Wimmer. Die Schule habe damals bereits einige Exkursionen zu der Imkerin aus Lettenbach gemacht. „Sie fand, wenn die Schule jetzt schon ins Schmuttertal kommt und man einen Fokus auf Nachhaltigkeit legen will, müssen wir hier unbedingt auch imkern“, erzählt Zöbelein. „Ich fand das eine Superidee und habe mich darauf eingelassen.“Doch erst mal habe er sich in die Materie einarbeiten müssen. Über die Schule habe er Kontakt mit dem Imkerverein Gessertshausen aufgenommen. Während einer einjährigen Partnerschaft habe er das nötige Wissen erlernt. „Dann habe ich versucht, das in die Schule zu integrieren.“Seitdem werde der Wahlkurs sehr gut angenommen: „Wir haben jedes Jahr etwa 20 Teilnehmer im Kurs“, sagt der Biologielehrer. Ein Problem sei, dass der Wahlkurs prinzipiell auf freiwilliger Basis laufe und nur für jüngere Schülerinnen und Schüler verpflichtend sei, so könne sich keine wirkliche Stammmannschaft entwickeln. „Ansonsten könnten auch ältere Schüler mal den jungen etwas beibringen.“
Anfangs haben die Schülerinnen und Schüler immer noch etwas Respekt vor den Bienen, so Zöbelein. Einige bringen jedoch schon Erfahrungen mit: „Manche erzählen zum Beispiel, dass ihr Opa oder Nachbar Imker ist und sie mal mit zum Bienenvolk genommen hat. Die wissen dann schon, was beispielsweise eine Drohne ist.“Spätestens nach dem ersten Kontakt mit den Bienen verschwinde bei den Schülerinnen und Schülern jedoch die Nervosität. „Wenn man die Schutzkleidung trägt und alle Vorsichtsmaßnahmen trifft, ist das ganz problemlos.“
Manchmal kann trotzdem etwas schiefgehen: So habe sich beispielsweise vor Kurzem ein Schwarm gebildet und in einem Busch neben dem Sportplatz gesammelt. Die Kinder aus dem Wahlkurs wissen jedoch auch in einer solchen Situation, was zu tun ist: Mithilfe eines Schwarmkastens lassen sich die Bienen wieder einfangen.
Neben dem Wissen über Sicherheitsmaßnahmen lernen die Kinder und Jugendlichen in einem Jahr im Wahlkurs noch einiges mehr. Zu Anfang des Schuljahrs gehe es zunächst um allgemeine Informationen wie die Biologie der Biene oder das richtige Handwerkszeug. In der
Vorweihnachtszeit werden dann Kerzen aus Bienenwachs gegossen und zur Weihnachtsfeier verkauft. „Im Winter hat der Imker natürlich auch zu tun, bei uns geht es dann aber eher ruhiger zu“, sagt Zöbelein. Denn der größte Teil der Arbeit stehe im Frühjahr an. Momentan bereiten sich die Schüler und Schülerinnen auf das Sommerfest vor, auch da soll Honig verkauft werden. Eine Überlegung sei es, den Erlös in diesem Jahr an eine Hilfsorganisation zur Unterstützung der Ukraine zu spenden. Bald werde der Honig geschleudert, erzählt Zöbelein:
„Seit vergangenem Jahr haben wir unsere eigene kleine Schleuder an der Schule.“
Ihm sei es wichtig, dass bei den Schülerinnen und Schülern das Bewusstsein für die Bedeutung der Biene geschärft werde. Durch den großen Hype der vergangenen Jahre habe es viele Menschen gegeben, die sich Bienen ins Grundstück stellen, ohne wirklich etwas über die Haltung zu wissen. Im Wahlkurs solle die Wichtigkeit der Bienen für die Artenvielfalt sowie als Bestäuber und Honiglieferanten klar werden. „Wenn sich dann der eine oder andere entscheidet, tatsächlich mit den Eltern einen Imkerkurs zu besuchen, ist das natürlich toll.“
Für den 15-jährigen Finn Zeller ist der Wahlkurs ein voller Erfolg: Er ist schon seit zwei Jahren mit dabei. „Mich haben Bienen schon lange interessiert, außerdem ist die Arbeit sehr praktisch ausgelegt. Am besten fand ich bisher das Honigschleudern, aber auch einfach die Bienen anzuschauen macht Spaß.“
Für Biologielehrer Zöbelein ist das Schönste an der Arbeit im Wahlkurs der Moment, wenn ein Kind zum ersten Mal ein Rähmchen aus dem Bienenstock in den Händen hält. „Das ist eine tolle Erfahrung, es duftet etwas nach Honig und da sind ganz viele Bienen. Wenn jemand auf der Terrasse eine Biene sieht, hat er Panik, aber beim Imkern ist man ganz ruhig.“