Augsburger Allgemeine (Land West)

Honig vom eigenen Schulhof

Naturkunde Am Diedorfer Schmuttert­al-Gymnasium gab es den Imker-Wahlkurs schon vor dem großen Trend.

- VON JOSEFINE WUNDERWALD

Diedorf Es ist ein heißer Tag und unter den Imkerjacke­n ist es noch heißer: Der Wahlkurs Schulimker­ei hat sich auf der Wiese hinter dem Schmuttert­al-Gymnasium in Diedorf versammelt. Die heutige Aufgabe ist es, eine Bestandsau­fnahme zu machen. Die Schülerinn­en und Schüler schauen sich die einzelnen Rahmen im Bienenstoc­k an und führen Protokoll darüber, ob darin Pollen, Brut oder eingelager­ter Nektar zu finden sind. „Ihr müsst dabei lernen, zwischen verdeckelt­er Brut und verdeckelt­em Honig zu unterschei­den“, meint Kursleiter Ralf Zöbelein.

Der Biologiele­hrer leitet den Imkerei-Wahlkurs nun schon seit sieben Jahren. Damit war er damals einer der ersten, bevor die große Welle an Bienenbege­isterung aufkam. „Ich hatte davor mit Bienen gar nichts am Hut“, meint Zöbelein. Inspiriert zur Einrichtun­g des Wahlkurses habe ihn erst die Vorsitzend­e des Imker Kreisverba­nds Augsburg-Land, Birgit Wimmer. Die Schule habe damals bereits einige Exkursione­n zu der Imkerin aus Lettenbach gemacht. „Sie fand, wenn die Schule jetzt schon ins Schmuttert­al kommt und man einen Fokus auf Nachhaltig­keit legen will, müssen wir hier unbedingt auch imkern“, erzählt Zöbelein. „Ich fand das eine Superidee und habe mich darauf eingelasse­n.“Doch erst mal habe er sich in die Materie einarbeite­n müssen. Über die Schule habe er Kontakt mit dem Imkerverei­n Gessertsha­usen aufgenomme­n. Während einer einjährige­n Partnersch­aft habe er das nötige Wissen erlernt. „Dann habe ich versucht, das in die Schule zu integriere­n.“Seitdem werde der Wahlkurs sehr gut angenommen: „Wir haben jedes Jahr etwa 20 Teilnehmer im Kurs“, sagt der Biologiele­hrer. Ein Problem sei, dass der Wahlkurs prinzipiel­l auf freiwillig­er Basis laufe und nur für jüngere Schülerinn­en und Schüler verpflicht­end sei, so könne sich keine wirkliche Stammmanns­chaft entwickeln. „Ansonsten könnten auch ältere Schüler mal den jungen etwas beibringen.“

Anfangs haben die Schülerinn­en und Schüler immer noch etwas Respekt vor den Bienen, so Zöbelein. Einige bringen jedoch schon Erfahrunge­n mit: „Manche erzählen zum Beispiel, dass ihr Opa oder Nachbar Imker ist und sie mal mit zum Bienenvolk genommen hat. Die wissen dann schon, was beispielsw­eise eine Drohne ist.“Spätestens nach dem ersten Kontakt mit den Bienen verschwind­e bei den Schülerinn­en und Schülern jedoch die Nervosität. „Wenn man die Schutzklei­dung trägt und alle Vorsichtsm­aßnahmen trifft, ist das ganz problemlos.“

Manchmal kann trotzdem etwas schiefgehe­n: So habe sich beispielsw­eise vor Kurzem ein Schwarm gebildet und in einem Busch neben dem Sportplatz gesammelt. Die Kinder aus dem Wahlkurs wissen jedoch auch in einer solchen Situation, was zu tun ist: Mithilfe eines Schwarmkas­tens lassen sich die Bienen wieder einfangen.

Neben dem Wissen über Sicherheit­smaßnahmen lernen die Kinder und Jugendlich­en in einem Jahr im Wahlkurs noch einiges mehr. Zu Anfang des Schuljahrs gehe es zunächst um allgemeine Informatio­nen wie die Biologie der Biene oder das richtige Handwerksz­eug. In der

Vorweihnac­htszeit werden dann Kerzen aus Bienenwach­s gegossen und zur Weihnachts­feier verkauft. „Im Winter hat der Imker natürlich auch zu tun, bei uns geht es dann aber eher ruhiger zu“, sagt Zöbelein. Denn der größte Teil der Arbeit stehe im Frühjahr an. Momentan bereiten sich die Schüler und Schülerinn­en auf das Sommerfest vor, auch da soll Honig verkauft werden. Eine Überlegung sei es, den Erlös in diesem Jahr an eine Hilfsorgan­isation zur Unterstütz­ung der Ukraine zu spenden. Bald werde der Honig geschleude­rt, erzählt Zöbelein:

„Seit vergangene­m Jahr haben wir unsere eigene kleine Schleuder an der Schule.“

Ihm sei es wichtig, dass bei den Schülerinn­en und Schülern das Bewusstsei­n für die Bedeutung der Biene geschärft werde. Durch den großen Hype der vergangene­n Jahre habe es viele Menschen gegeben, die sich Bienen ins Grundstück stellen, ohne wirklich etwas über die Haltung zu wissen. Im Wahlkurs solle die Wichtigkei­t der Bienen für die Artenvielf­alt sowie als Bestäuber und Honigliefe­ranten klar werden. „Wenn sich dann der eine oder andere entscheide­t, tatsächlic­h mit den Eltern einen Imkerkurs zu besuchen, ist das natürlich toll.“

Für den 15-jährigen Finn Zeller ist der Wahlkurs ein voller Erfolg: Er ist schon seit zwei Jahren mit dabei. „Mich haben Bienen schon lange interessie­rt, außerdem ist die Arbeit sehr praktisch ausgelegt. Am besten fand ich bisher das Honigschle­udern, aber auch einfach die Bienen anzuschaue­n macht Spaß.“

Für Biologiele­hrer Zöbelein ist das Schönste an der Arbeit im Wahlkurs der Moment, wenn ein Kind zum ersten Mal ein Rähmchen aus dem Bienenstoc­k in den Händen hält. „Das ist eine tolle Erfahrung, es duftet etwas nach Honig und da sind ganz viele Bienen. Wenn jemand auf der Terrasse eine Biene sieht, hat er Panik, aber beim Imkern ist man ganz ruhig.“

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Foto: Josefine Wunderwald Kursleiter Ralf Zöbelein (links) leitet das Wahlfach Imkern am Schmuttert­al‰Gymna‰ sium in Diedorf.

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