Augsburger Allgemeine (Land West)

Keine Panik: Wenn ein Bienenschw­arm im Garten rastet

Weltbienen­tag

- VON KATHRIN WEITZEL

Im Frühsommer teilen sich Bienenvölk­er und suchen eine neue Heimat – wenn der Imker sie lässt. Das Naturschau­spiel bedeutet keine Gefahr. Wie man sich richtig verhält, erklärt Manuel Gross, der Vorsitzend­e des Imkerverei­ns im Augsburger Land.

Stadtberge­n Jetzt im Mai und Juni ist bei den Bienen Schwarmzei­t – so nennen Imker das, wenn ein Bienenvolk sich vermehren will. Dazu passiert Folgendes: Die Königin schwärmt mit einem Teil ihres Volkes und einem Futtervorr­at für zwei bis drei Tage aus. Man sieht das als große Bienentrau­be an einem Ast oder Ähnlichem irgendwo draußen in entspreche­nder Höhe hängen. Zurück im alten Zuhause bleibt der restliche Teil des Volkes mit einer neuen, jungen Königin kurz vor dem Schlüpfen. Sobald diese dann ausgeschlü­pft ist, beginnt sie nach einigen Tagen, ein neues, junges und vitales Volk für das kommende Bienenjahr aufzubauen.

Meist sind es sogar mehrere Zellen mit jungen Königinnen, die im sogenannte­n Altvolk zurückblei­ben. Denn die Natur geht niemals ein Risiko ein. Sollte einmal etwas bei einer nachwachse­nden Königin passieren, bleibt also immer noch eine Reserve. Wie bei einer Pflanze, die auch vorsichtsh­alber Unmengen von Samen produziert. Oft, aber nicht immer, schwärmt das Volk mit diesen Reservekön­iginnen noch ein weiteres Mal. Es teilt sich also nicht nur einmal, sondern mehrmals. Was zeigt, bei den Bienen läuft nichts nach Lehrbuch.

So ist oft auch die einhellige Meinung erfahrener Imker. Der Imker kann zwar steuernd eingreifen, aber letzten Endes entscheide­n die Bienen immer selbst und der Imker kann nur reagieren. Aber gerade das halten viele Imker für das Spannende an ihrem Hobby.

Manuel Gross erläutert sein Prinzip, in dem er gerne den natürliche­n Schwarmtri­eb der Völker zulässt. Das heißt, wo andere Imker versuchen, das Schwärmen zu verhindern, lässt er ein Volk bewusst schwärmen, fängt den Schwarm dann aber direkt wieder ein und gibt ihm gezielt ein neues Zuhause. In der freien Natur würde sich ein Schwarm mehrere Tage als Traube, etwa an einen Ast oder Ähnlichem hängen. Kundschaft­erinnen fliegen dann aus und suchen nach einer neuen geeigneten Behausung. Erst wenn mehrere Kundschaft­erinnen der Meinung sind, dass beispielsw­eise eine Baumhöhle tatsächlic­h geeignet ist, zieht der komplette Schwarm dort ein.

Dann beginnt der Bau von Waben und eine neue Generation von Brut wird für die nächste Bienensais­on angelegt. In unserer aufgeräumt­en Natur hätte ein Bienenschw­arm so gut wie keine Chance, den Winter ohne die Hilfe eines Imkers zu überleben. Dazu fehlen alte, stehen gelassene Baumhöhlen, die oft aus Sicherheit­sgründen entfernt werden müssen oder andere Unterschlü­pfe. Viele Imker versuchen daher durch verschiede­n Maßnahmen, die Bienen erst gar nicht in Schwarmsti­mmung kommen zu lassen.

Wenn aber ein Bienenschw­arm abgeht, der dann in einem fremden Garten hängt? Was kann oder sollte man tun, wenn man einen Schwarm sieht? Da ein Bienenschw­arm stets für längere Zeit an der gleichen Stelle hängt, ist es nicht notwendig, jetzt in Hektik zu verfallen. Idealerwei­se sollte man einen Imker aus einem ortsansäss­igen Imkerverei­n anrufen. Dieser fängt den Schwarm dann fachmännis­ch und vor allem sicher ein. Schließlic­h hängt die Traube manchmal mehrere Meter hoch.

Telefonnum­mern von Imkern, die einen Schwarm einfangen können, liegen oft bei den Rathäusern vor oder man sucht im Internet nach einem ortsansäss­igen Imkerverei­n. Die Feuerwehr ist nicht der richtige Ansprechpa­rtner. Möglicherw­eise kann man auch die Schwarmtra­ube leicht mit Wasser bespritzen. Damit werden die Bienen für eine Zeit lang flugunfähi­g und bleiben in jedem Fall an Ort und Stelle hängen.

Natürlich sollte man die Traube dabei nicht mit dem harten Strahl des Gartenschl­auches quasi heruntersp­ritzen, sondern nur sanft benetzen. In jedem Fall wird es spannend, dem Imker dann beim Einschlage­n des Schwarms, so nennen Imker diesen Vorgang, zuzusehen. Auch für Kinder ist das ein ungefährli­ches, aber sehr interessan­tes Ereignis. Übrigens: Keine Panik, eine Schwarmtra­ube hat viel zu viele andere Dinge zu tun, als ans Stechen von Menschen zu denken.

 ?? Foto: Reinhold Schwarz ?? Eine Schwarmtra­ube von Tausenden Honigbiene­n hat sich mit ihrer alten Königin in einem Nadelbaumg­eäst niedergela­ssen. Hier warten sie auf ein Signal der Spurbie‰ nen, die nach einem neuen Zuhause suchen.
Foto: Reinhold Schwarz Eine Schwarmtra­ube von Tausenden Honigbiene­n hat sich mit ihrer alten Königin in einem Nadelbaumg­eäst niedergela­ssen. Hier warten sie auf ein Signal der Spurbie‰ nen, die nach einem neuen Zuhause suchen.
 ?? Foto: Kathrin Weitzel ?? Imker und Vereinsvor­sitzender Manuel Gross mit einem Bienenschw­arm am Ast. Im‰ ker helfen, falls ein Bienenschw­arm im eigenen Garten landet. Er fängt die Insekten ein und gibt ihnen gezielt ein Zuhause.
Foto: Kathrin Weitzel Imker und Vereinsvor­sitzender Manuel Gross mit einem Bienenschw­arm am Ast. Im‰ ker helfen, falls ein Bienenschw­arm im eigenen Garten landet. Er fängt die Insekten ein und gibt ihnen gezielt ein Zuhause.

Newspapers in German

Newspapers from Germany