Augsburger Allgemeine (Land West)
Keine Panik: Wenn ein Bienenschwarm im Garten rastet
Weltbienentag
Im Frühsommer teilen sich Bienenvölker und suchen eine neue Heimat – wenn der Imker sie lässt. Das Naturschauspiel bedeutet keine Gefahr. Wie man sich richtig verhält, erklärt Manuel Gross, der Vorsitzende des Imkervereins im Augsburger Land.
Stadtbergen Jetzt im Mai und Juni ist bei den Bienen Schwarmzeit – so nennen Imker das, wenn ein Bienenvolk sich vermehren will. Dazu passiert Folgendes: Die Königin schwärmt mit einem Teil ihres Volkes und einem Futtervorrat für zwei bis drei Tage aus. Man sieht das als große Bienentraube an einem Ast oder Ähnlichem irgendwo draußen in entsprechender Höhe hängen. Zurück im alten Zuhause bleibt der restliche Teil des Volkes mit einer neuen, jungen Königin kurz vor dem Schlüpfen. Sobald diese dann ausgeschlüpft ist, beginnt sie nach einigen Tagen, ein neues, junges und vitales Volk für das kommende Bienenjahr aufzubauen.
Meist sind es sogar mehrere Zellen mit jungen Königinnen, die im sogenannten Altvolk zurückbleiben. Denn die Natur geht niemals ein Risiko ein. Sollte einmal etwas bei einer nachwachsenden Königin passieren, bleibt also immer noch eine Reserve. Wie bei einer Pflanze, die auch vorsichtshalber Unmengen von Samen produziert. Oft, aber nicht immer, schwärmt das Volk mit diesen Reserveköniginnen noch ein weiteres Mal. Es teilt sich also nicht nur einmal, sondern mehrmals. Was zeigt, bei den Bienen läuft nichts nach Lehrbuch.
So ist oft auch die einhellige Meinung erfahrener Imker. Der Imker kann zwar steuernd eingreifen, aber letzten Endes entscheiden die Bienen immer selbst und der Imker kann nur reagieren. Aber gerade das halten viele Imker für das Spannende an ihrem Hobby.
Manuel Gross erläutert sein Prinzip, in dem er gerne den natürlichen Schwarmtrieb der Völker zulässt. Das heißt, wo andere Imker versuchen, das Schwärmen zu verhindern, lässt er ein Volk bewusst schwärmen, fängt den Schwarm dann aber direkt wieder ein und gibt ihm gezielt ein neues Zuhause. In der freien Natur würde sich ein Schwarm mehrere Tage als Traube, etwa an einen Ast oder Ähnlichem hängen. Kundschafterinnen fliegen dann aus und suchen nach einer neuen geeigneten Behausung. Erst wenn mehrere Kundschafterinnen der Meinung sind, dass beispielsweise eine Baumhöhle tatsächlich geeignet ist, zieht der komplette Schwarm dort ein.
Dann beginnt der Bau von Waben und eine neue Generation von Brut wird für die nächste Bienensaison angelegt. In unserer aufgeräumten Natur hätte ein Bienenschwarm so gut wie keine Chance, den Winter ohne die Hilfe eines Imkers zu überleben. Dazu fehlen alte, stehen gelassene Baumhöhlen, die oft aus Sicherheitsgründen entfernt werden müssen oder andere Unterschlüpfe. Viele Imker versuchen daher durch verschieden Maßnahmen, die Bienen erst gar nicht in Schwarmstimmung kommen zu lassen.
Wenn aber ein Bienenschwarm abgeht, der dann in einem fremden Garten hängt? Was kann oder sollte man tun, wenn man einen Schwarm sieht? Da ein Bienenschwarm stets für längere Zeit an der gleichen Stelle hängt, ist es nicht notwendig, jetzt in Hektik zu verfallen. Idealerweise sollte man einen Imker aus einem ortsansässigen Imkerverein anrufen. Dieser fängt den Schwarm dann fachmännisch und vor allem sicher ein. Schließlich hängt die Traube manchmal mehrere Meter hoch.
Telefonnummern von Imkern, die einen Schwarm einfangen können, liegen oft bei den Rathäusern vor oder man sucht im Internet nach einem ortsansässigen Imkerverein. Die Feuerwehr ist nicht der richtige Ansprechpartner. Möglicherweise kann man auch die Schwarmtraube leicht mit Wasser bespritzen. Damit werden die Bienen für eine Zeit lang flugunfähig und bleiben in jedem Fall an Ort und Stelle hängen.
Natürlich sollte man die Traube dabei nicht mit dem harten Strahl des Gartenschlauches quasi herunterspritzen, sondern nur sanft benetzen. In jedem Fall wird es spannend, dem Imker dann beim Einschlagen des Schwarms, so nennen Imker diesen Vorgang, zuzusehen. Auch für Kinder ist das ein ungefährliches, aber sehr interessantes Ereignis. Übrigens: Keine Panik, eine Schwarmtraube hat viel zu viele andere Dinge zu tun, als ans Stechen von Menschen zu denken.