Augsburger Allgemeine (Land West)
Dorfladen hofft auf mehr Kunden
Handel Vor einem Jahr öffnete der Dorfladen in Lützelburg wieder unter neuer Geschäftsführung, da der Pächter das Handtuch geworfen hatte. Was seitdem passiert ist.
Einen Wechsel gab es vor einem Jahr in der Geschäftsführung des Dorfladens in Lützelburg. Ladenpächter Jürgen Wiedenmann warf das Handtuch wegen mangelndem Kundeninteresse. Er habe nur noch draufgezahlt, sagte er damals. Daraufhin entschloss sich die Dorfladen-UG, die das Projekt angestoßen hatte, den Laden selbst zu übernehmen. Bernhard Christi übernahm den Laden als Geschäftsführer. Seit der Wiedereröffnung im Mai 2021 hat sich einiges getan.
Wenige Tage nach der Eröffnung des Dorfladens im vergangenen Mai 2021 hatte es das Team bereits mit einem Fall von Ladendiebstahl zu tun – freilich einem, der die 35-jährige Verkäuferin, wenn sie zurückdenkt, zum Schmunzeln bringt: Eine ältere Frau kam peinlich berührt ins Geschäft zurück, weil sich ihr kleiner Enkel im Kinderwagen unbemerkt bei den Schokoriegeln bedient hatte.
Geschäftsführer Bernhard Christi und Gesellschafter Karl Hörmann können nach einem Jahr überwiegend mit einem zufriedenen Lächeln auf ihr Projekt blicken. Sicher auch wegen der Corona-Krise brach die Kundenfrequenz kurz nach der Wiedereröffnung am 5. Mai 2021 zunächst ein, und auch in den Sommermonaten und im September fehlte es laut Hörmann an Umsatz. Inzwischen verzeichnet er täglich etwa 100 Kunden, also rund 3000 Einkäufe im Monat. Damit kann der Laden existieren, wenn auch Hörmann hinzufügt: „Wir könnten noch mehr Umsatz brauchen.“
Nachdem es in Lützelburg einige Jahre lang keine Einkaufsmöglichkeiten mehr gegeben hatte – zuletzt hatte eine örtliche Metzgerei geschlossen –, wurde 2018 ein Lebensmittelgeschäft namens „Supermercato“ gegründet, das aber nach zwei Jahren wieder seine Pforten schloss. Eine Fragebogenaktion in Lützelburg zeigte jedoch, dass ein Laden für Waren des täglichen Bedarfs gewünscht wurde. Also wurde der Laden in der Georgenstraße auf überwiegend ehrenamtlicher Basis neu eröffnet.
Auf 140 Quadratmetern bietet der Dorfladen heute frisches Obst und Gemüse, Fleisch und Wurst, Backwaren, Milchprodukte, Tiefkühlkost, Getränke und von Mehl bis Öl alles, was man so benötigt, darunter auch Bio-Waren und Vegetarisches. Hinzu kommen Waschmittel, Hygieneartikel, seit Kurzem ein DHL-Shop, sodass man in Lützelburg auch Post aufgeben und Pakete abholen kann. An der Kasse kann man Geldbeträge bis 200 Euro vom Konto abheben. Und trotz beengtem Platz gibt es außerdem ein kleines Café. Eine Damenrunde trifft sich hier regelmäßig. Lydia Storch aus Affaltern, die sich gerade im Dorfladen aufhält, erzählt, dass sie gern zu Fuß oder mit dem Fahrrad herkomme und dann einen Kaffee trinke. „Es gibt hier eine tolle Gebäckauswahl“, fügt sie hinzu.
Beliefert wird der Dorfladen von Edeka, aber auch von regionalen Landwirten. Christi lockt die Kunden mit wöchentlichen Sonderangeboten und den „Gut und günstig“-Produkten, wenngleich er und Hörmann einschränken, dass sie keine Discountpreise bieten können. Neben den beiden Geschäftsführern gibt es eine Verkäuferin in Teilzeit, die bereits im „Supermercato“gearbeitet hat, und elf Mitarbeiterinnen in geringfügiger Beschäftigung, die hauptsächlich die Regale einräumen. Sie engagieren sich, damit es weiter diese Einkaufsmöglichkeit in Lützelburg geben kann. Sonst müsste man zum Einkaufen nach Gersthofen oder gleich nach Augsburg. Für manche Ältere, die nicht mehr Auto fahren oder sogar gehbehindert sind, sei das gar keine Alternative. Der Dorfladen ist auf diese Kunden eingestellt und liefert Einkäufe auf Wunsch sogar nach Hause.
Mit dem Weihnachtsgeschäft war Hörmann zufrieden. Und der Dorfladen profitierte auch von der Schließung des Supermarkts in Gablingen, für den es noch keinen Ersatz gibt. „Das Geschäft hat sich gut stabilisiert“, fasst er daher zusammen. Würden die Bürgerinnen und Bürger allerdings längerfristig den Dorfladen nur für die Besorgung von Kleinigkeiten nutzen, dann könnte dieses Vor-Ort-Angebot nicht bestehen bleiben. Christi und Hörmann sind immer noch dabei, sich das Kundenverhalten anzusehen. Was sie zum Beispiel nicht so recht verstehen, ist die Tatsache, dass Wurst bei ihnen viel gekauft werde, Fleisch aber deutlich weniger. Für ungewöhnliche Kundenwünsche gibt es dazu noch eine Tafel.
ⓘ
Öffnungszeiten Der Dorfladen hat werktags ab 7 Uhr geöffnet und schließt um 18 Uhr – mittwochs und samstags allerdings schon um 13 Uhr. Sonntags kann man von 8 bis 11 Uhr zum Besorgen der Frühstückssemmeln kommen.