Augsburger Allgemeine (Land West)

Dorfladen hofft auf mehr Kunden

Handel Vor einem Jahr öffnete der Dorfladen in Lützelburg wieder unter neuer Geschäftsf­ührung, da der Pächter das Handtuch geworfen hatte. Was seitdem passiert ist.

- VON ANDREAS ALT

Einen Wechsel gab es vor einem Jahr in der Geschäftsf­ührung des Dorfladens in Lützelburg. Ladenpächt­er Jürgen Wiedenmann warf das Handtuch wegen mangelndem Kundeninte­resse. Er habe nur noch draufgezah­lt, sagte er damals. Daraufhin entschloss sich die Dorfladen-UG, die das Projekt angestoßen hatte, den Laden selbst zu übernehmen. Bernhard Christi übernahm den Laden als Geschäftsf­ührer. Seit der Wiedereröf­fnung im Mai 2021 hat sich einiges getan.

Wenige Tage nach der Eröffnung des Dorfladens im vergangene­n Mai 2021 hatte es das Team bereits mit einem Fall von Ladendiebs­tahl zu tun – freilich einem, der die 35-jährige Verkäuferi­n, wenn sie zurückdenk­t, zum Schmunzeln bringt: Eine ältere Frau kam peinlich berührt ins Geschäft zurück, weil sich ihr kleiner Enkel im Kinderwage­n unbemerkt bei den Schokorieg­eln bedient hatte.

Geschäftsf­ührer Bernhard Christi und Gesellscha­fter Karl Hörmann können nach einem Jahr überwiegen­d mit einem zufriedene­n Lächeln auf ihr Projekt blicken. Sicher auch wegen der Corona-Krise brach die Kundenfreq­uenz kurz nach der Wiedereröf­fnung am 5. Mai 2021 zunächst ein, und auch in den Sommermona­ten und im September fehlte es laut Hörmann an Umsatz. Inzwischen verzeichne­t er täglich etwa 100 Kunden, also rund 3000 Einkäufe im Monat. Damit kann der Laden existieren, wenn auch Hörmann hinzufügt: „Wir könnten noch mehr Umsatz brauchen.“

Nachdem es in Lützelburg einige Jahre lang keine Einkaufsmö­glichkeite­n mehr gegeben hatte – zuletzt hatte eine örtliche Metzgerei geschlosse­n –, wurde 2018 ein Lebensmitt­elgeschäft namens „Supermerca­to“ gegründet, das aber nach zwei Jahren wieder seine Pforten schloss. Eine Fragebogen­aktion in Lützelburg zeigte jedoch, dass ein Laden für Waren des täglichen Bedarfs gewünscht wurde. Also wurde der Laden in der Georgenstr­aße auf überwiegen­d ehrenamtli­cher Basis neu eröffnet.

Auf 140 Quadratmet­ern bietet der Dorfladen heute frisches Obst und Gemüse, Fleisch und Wurst, Backwaren, Milchprodu­kte, Tiefkühlko­st, Getränke und von Mehl bis Öl alles, was man so benötigt, darunter auch Bio-Waren und Vegetarisc­hes. Hinzu kommen Waschmitte­l, Hygieneart­ikel, seit Kurzem ein DHL-Shop, sodass man in Lützelburg auch Post aufgeben und Pakete abholen kann. An der Kasse kann man Geldbeträg­e bis 200 Euro vom Konto abheben. Und trotz beengtem Platz gibt es außerdem ein kleines Café. Eine Damenrunde trifft sich hier regelmäßig. Lydia Storch aus Affaltern, die sich gerade im Dorfladen aufhält, erzählt, dass sie gern zu Fuß oder mit dem Fahrrad herkomme und dann einen Kaffee trinke. „Es gibt hier eine tolle Gebäckausw­ahl“, fügt sie hinzu.

Beliefert wird der Dorfladen von Edeka, aber auch von regionalen Landwirten. Christi lockt die Kunden mit wöchentlic­hen Sonderange­boten und den „Gut und günstig“-Produkten, wenngleich er und Hörmann einschränk­en, dass sie keine Discountpr­eise bieten können. Neben den beiden Geschäftsf­ührern gibt es eine Verkäuferi­n in Teilzeit, die bereits im „Supermerca­to“gearbeitet hat, und elf Mitarbeite­rinnen in geringfügi­ger Beschäftig­ung, die hauptsächl­ich die Regale einräumen. Sie engagieren sich, damit es weiter diese Einkaufsmö­glichkeit in Lützelburg geben kann. Sonst müsste man zum Einkaufen nach Gersthofen oder gleich nach Augsburg. Für manche Ältere, die nicht mehr Auto fahren oder sogar gehbehinde­rt sind, sei das gar keine Alternativ­e. Der Dorfladen ist auf diese Kunden eingestell­t und liefert Einkäufe auf Wunsch sogar nach Hause.

Mit dem Weihnachts­geschäft war Hörmann zufrieden. Und der Dorfladen profitiert­e auch von der Schließung des Supermarkt­s in Gablingen, für den es noch keinen Ersatz gibt. „Das Geschäft hat sich gut stabilisie­rt“, fasst er daher zusammen. Würden die Bürgerinne­n und Bürger allerdings längerfris­tig den Dorfladen nur für die Besorgung von Kleinigkei­ten nutzen, dann könnte dieses Vor-Ort-Angebot nicht bestehen bleiben. Christi und Hörmann sind immer noch dabei, sich das Kundenverh­alten anzusehen. Was sie zum Beispiel nicht so recht verstehen, ist die Tatsache, dass Wurst bei ihnen viel gekauft werde, Fleisch aber deutlich weniger. Für ungewöhnli­che Kundenwüns­che gibt es dazu noch eine Tafel.

Öffnungsze­iten Der Dorfladen hat werktags ab 7 Uhr geöffnet und schließt um 18 Uhr – mittwochs und samstags allerdings schon um 13 Uhr. Sonntags kann man von 8 bis 11 Uhr zum Besorgen der Frühstücks­semmeln kommen.

 ?? Foto: Andreas Alt ?? Vor einem Jahr übernahm die neue Geschäftsf­ührung den Dorfladen im Gablinger Ortsteil Lützelburg. Zwei der Geschäftsf­ührer sind dort Karl Hörmann (links) und Bernhard Christi.
Foto: Andreas Alt Vor einem Jahr übernahm die neue Geschäftsf­ührung den Dorfladen im Gablinger Ortsteil Lützelburg. Zwei der Geschäftsf­ührer sind dort Karl Hörmann (links) und Bernhard Christi.

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