Augsburger Allgemeine (Land West)
An die Arbeit
Neuvorstellung Scudo und Ulysse erweitern die Nutzfahrzeug-Palette von Fiat. Im Stellantis-Konzern sind sie in bester Gesellschaft.
Es ist Zeit, Ordnung ins Chaos zu bringen: Sie heißen bei Peugeot Traveller und Expert, bei Opel Zafira live und Vivaro, bei Citroën Jumpy und Space-Tourer. Und Fiat steuert jetzt auch noch Scudo und Ulysse dazu.
Sie alle haben eine gemeinsame Mutter, nämlich den StellantisKonzern, und auch die Plattform, auf der sie gebaut werden. Damit sind all diese Jumpys, Vivaros und Scudos technisch identisch. Es gibt sie sowohl in der Ausführung für Handwerker und Lieferanten als auch als Passagier-Bus.
Scudo und Ulysse – diese Modellbezeichnungen gab es schon mal. Nach rund zehn Jahren werden sie wiederbelebt. Scudo heißt so viel wie Schild und Ulysse ist das italienische Wort für Odysseus. Warum der herumirrende griechische Held als Pate fungiert? Am Navi kann es nicht liegen, das ist von der grafischen Ausführung her zwar maximal schlicht, aber dafür effektiv. Die beiden Italiener unterscheiden sich vor allem im Design von ihrer französischen und deutschen Ver
Sie sehen einfach einen Tick temperamentvoller aus.
Erhältlich sind die Transporter mit Längen von 4,61 bis zu 5,31 Metern. Mit unterschiedlichen Platzverhältnissen. Bei den Nutzfahrzeugen sind es bis zu 6,1 Kubikmeter oder 1,4 Tonnen Last. Den Bus gibt es für fünf oder acht Passagiere. Wählen kann der geneigte Kunde
auch bei den Antrieben. Ganz konventionell mit zwei Diesel-Varianten. Entweder den 1,5-Liter-Vierzylinder mit 102 oder 120 PS oder den 2,0-Liter-Selbstzünder mit 145 oder 180 PS. So weit, so Verbrenner.
Wie andere Hersteller auch, setzt Fiat auf die Elektrifizierung. Mit dem e-Ducato, dem Flaggschiff der hoch profitablen Nutzfahrzeugsparwandtschaft. te, wurde der Anfang gemacht. Jetzt folgt die Kleinbus-Klasse. Ausgestattet sind e-Scudo und e-Ulysse mit dem schon bekannten Antriebsstrang mit 100 kW und 260 Newtonmeter (Nm) Drehmoment. Das Aufladen der zwei unterschiedlich großen Akkus (50 oder 75 kWh) ist mühselig. Selbst an einem 100-kW-Schnellader dauert es 45
Minuten, bis die Batterie wieder 80 Prozent hat. Welcher Handwerker, Lieferant oder Shuttle-Betreiber hat schon so viel Zeit? Das Aufladen kann nur über Nacht erledigt werden.
Wir würden nach den Testfahrten rund um das Turiner Fiat-Werk zum potenteren Akku raten. Der kostet zwar den satten Aufpreis von 6000 Euro (statt 55.990 Euro dann 61.990 Euro), aber wenn man sich den Verbrauch so ansieht, dann kommt man mit der kleinen Batterie nicht weit. Wir hatten bei Idealtemperaturen von 20 Grad und einem Mix aus Stadt, Land und einem kurzen Stück Autobahn 22,9 kWh auf 100 Kilometer auf der Digitalanzeige. Da schafft man mit dem kleineren Akku gerade mal 150 Kilometer, bis das Auto wieder an den Stecker muss.
Lobenswert: Die Reichweitenangaben sind realistisch. Wir sind mit 310 Kilometer gestartet, nach knapp 40 Kilometern hatten wir noch „Saft“für 270 Kilometer. So eine Anzeige schafft Vertrauen. Gut gefallen hat uns auch die Geräuschdämmung. Der e-Ulysse fährt sich butterweich und leise. Beim Fahrverhalten
muss man Abstriche machen, trotz des tiefen Schwerpunkts. Das kann Mercedes mit dem EQV besser. Ein kleines Minus erhält die Rekuperation, also die Energierückgewinnung. Wenn man vom Gaspedal geht, dann dauert es ein zu langes Weilchen, bis die Bremswirkung eintritt, und dann ist sie auch noch kaum spürbar. Leider gibt es bei der Rekuperation keine wählbaren Stufen. One-Pedal-Drive ist damit leider nicht drin.
Interessantes Detail beim Scudo: Hier passen sogar Gegenstände mit einer Länge von bis zu vier Metern hinein. Dank einer witzigen technischen Lösung. Der Beifahrersitz wird nach oben gestellt, die Klappe dahinter geöffnet und schon kann man fast die ganze Länge des Fahrzeugs nützen. Apropos praktisch: Die Hecktüren lassen sich mit einem einzigen Handgriff wie Schmetterlingsflügel öffnen. Wenn die Ladung mal besonders sperrig sein sollte. Im Cockpit herrscht die nötige Hausmannskost für Handwerker. Die Seitentaschen fassen sogar 1,5-Liter-Flaschen und das Zusatzfach in der Mitte packt gewaltige Mengen an Lieferscheinen weg.