Augsburger Allgemeine (Land West)
Von Großen und Größen
Markus Söder ist 1,94 Meter groß und damit einer der größten Parteichefs in der Geschichte der CSU. Wahrscheinlich sogar der größte. Nun birgt die deutsche Sprache allerdings einige Doppeldeutigkeiten in sich und so stellt sich die Frage, ob Söder auch einer der größten Parteichefs in der Geschichte ist. Söder selbst ist davon überzeugt. Der Passauer Neuen Presse sagte er jetzt, dass „die großen CSUler“einmal in ihrem Leben die Chance gehabt hätten, Kanzler zu werden. Das sei so bei Strauß gewesen, bei Stoiber und „in etwas abgeschwächter Form vielleicht auch bei mir“, erklärte er. Strauß, Stoiber, Söder. Punkt.
Diese Aufzählung ist insofern korrekt, als dass sich neben den beiden tatsächlich zur Wahl angetretenen Kanzlerkandidaten Strauß und Stoiber wohl kein anderer in der Partei so sehr und öffentlich um die Kandidatur bemüht hat wie Söder. Auch ist sie insofern korrekt, als dass der Franke rein körperlich gesehen zu den Granden der CSU zählt. Doch schon hier bekommt das Bild von den drei „großen CSUlern“Risse. Denn ginge es nach der Körpergröße, müsste der nur einen Zentimeter kleinere Horst Seehofer neben Söder stehen und nicht die, zumindest was die Körperlänge angeht, eher unauffälligen Strauß und Stoiber.
Vielleicht hievte sich Söder also weniger wegen seiner 1,94 Meter als vielmehr wegen seiner parteipolitischen Bedeutung in den Olymp der Christsozialen – was zumindest vom großen Selbstbewusstsein eines großen Politikers zeugen würde. Denn zu großen Erfolgen konnte Söder seine Partei bislang nicht führen: Seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren hagelte es die schlechtesten Ergebnisse der CSU bei Bundestagsund Landtagswahlen seit 1949 und 1950. Die Landtagswahl nächstes Jahr ist für Söder daher von großer Bedeutung. Sie wird zeigen, ob er eines Tages als Markus, der Große, zu den Größten unter den Großen gezählt wird, oder nur als eine von vielen Größen in die Geschichte der CSU eingeht.