Augsburger Allgemeine (Land West)
„Der Eiskanal ist mein Leben“
Karl-Heinz Englet entzündete das Feuer
Vom 26. bis 31. Juli findet die Kanuslalom-Weltmeisterschaft in Augsburg statt. Wir stellen nun jede Woche eine Person vor, die in irgendeiner Art und Weise in die WM eingebunden ist. Fünf Fragen an den Kanu-Veteran Karl-Heinz Englet:
Was bedeutet der Eiskanal für Sie? KarlHeinz Englet: Er ist mein Leben. Als kleines Kind bin ich am Hochablass, gewissermaßen am Start, aufgewachsen, weil mein Vater für die Lechkanäle verantwortlich war. Der Eiskanal hat große Bedeutung für mich. Mein größtes Erlebnis war, dass ich hier 1972 das olympische Feuer entzünden durfte. Meine zwei Weltmeister- und acht deutsche Meistertitel habe ich mir selbst erpaddelt, aber dass ich ausgewählt worden bin, das Feuer zu entzünden, war eine einmalige Sache, die es so nie mehr geben wird.
Was bedeutet die Weltmeisterschaft für die Stadt Augsburg?
Englet: Sie war Auslöser dafür, dass die Generalsanierung der gesamten Olympiaanlage stattgefunden hat. 1972 ist alles mit billigstem Material gebaut worden. Es ist für mich ein Wunder, dass alles überhaupt 50 Jahre gehalten hat. Jetzt ist die Anlage schöner denn je und mit stabilen und guten Baumaterialien erstellt. Da müssen wir uns um die nächsten 50 Jahre keine Gedanken machen, keine Zukunftsängste mehr haben. Der Eiskanal ist für mich nach wie vor das Nonplusultra an künstlichen Kanuslalomstrecken.
Was ist Ihr Job während der WM? Englet: Ich war nur beteiligt daran, dass wir die WM bekommen haben. Damals war ich noch im Stadtrat und habe dort die Anträge gestellt und fraktionsübergreifend dafür gesorgt,
dass alle zugestimmt haben. Vor drei Jahren an meinem 80. Geburtstag habe ich die Dinge, die ich über 50 Jahre für den KanuslalomSport organisatorisch gemacht habe, in jüngere Hände gelegt. An ein Team, das den neuesten Stand der Technik beherrscht. Zu WM selbst bin ich dann sehr gern nur der Grüß-Gott-Onkel im VIP-Bereich. Dabei sein ist für mich natürlich Pflicht.
Was macht Kanuslalom besonders? Englet: Das Besondere am Kanuslalom hier ist, dass es sich beim Eiskanal nicht nur um eine Sportanlage, sondern um ein Naherholungsgebiet für ganz Augsburg handelt. Das ist für mich das Schönste überhaupt. Im Grunde meines Herzens habe ich eigentlich eine größere Leidenschaft für Wildwasserrennen als für den Kanuslalom. Früher hatte ein Abfahrtstitel auf der Loisach auch einen ganz anderen Stellenwert als heute. Aber der Kanuslalom ist natürlich attraktiver geworden, weil man mittlerweile die ganze Strecke von Start bis zum Ziel verfolgen kann.
Warum lohnt sich ein WM-Besuch? Englet: Weil es ein sportlicher Höhepunkt ist, den es so schnell nicht mehr geben wird. Bei der Vielzahl von Strecken weltweit kommt Augsburg maximal alle zehn Jahre dran. Ich kann nur jedem raten, sich dieses Spektakel anzuschauen.