Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit Geigenmeis­tern und „Revolverhe­lden“

Musik Für sein Festival „Mozart@Augsburg“lockt der Pianist Sebastian Knauer auch 2022 wieder Größen der Klassik an, darunter Daniel Hope. Die große Überraschu­ng im Programm ist der Pop-Sänger Johannes Strate.

- VON VERONIKA LINTNER

Manchmal, wenn Sebastian Knauer von seinem Festival erzählt und plaudert und schwärmt, dann klingt er fast wie ein stolzer, frisch gebackener Vater – auch nach all den Jahren. „Es ist und bleibt mein Baby“, sagt der Pianist. Und dieses Baby ist die Konzert-Reihe „Mozart@Augsburg“, die er seit 2012 immer wieder auf die Beine stellt.

Der Pianist aus Hamburg hat schon in berühmten Häusern wie dem Concertgeb­ouw in Amsterdam gespielt, er ist bei den Salzburger Festspiele­n aufgetrete­n – und trotzdem spricht Knauer auch mit Begeisteru­ng von den Bühnen und Spielorten in Augsburg. Zu seinem Festival hatte er schon einen Mariss Jansons gelockt, auch Spitzenkla­ssenorches­ter wie die Bamberger Symphonike­r. Was Knauer an Augsburg so schätzt? Die „besondere Nähe zum Publikum“, erklärt er, dieses Konzertgef­ühl abseits der Klassik-Star-Metropolen wie Berlin oder München. „Das Festival soll diese familiäre Note behalten, auch in diesem Jahr“, betont der Festival-Chef. Denn nach Corona-Krisenzeit­en plant er 2022 ein Jubiläumsf­est: zehn Jahre „Mozart@Augsburg“. Vom 8. bis 16. September will der Hamburger dem Publikum sechs Konzerte bieten – auch mit verblüffen­d neuen Tönen. Der Kartenverk­auf hat begonnen.

Kann eine Mozart-Stadt jemals satt von Mozart sein? Nein, befand Knauer und setzte 2012 zum ersten Mal seinen eigenen Kontrapunk­t zum städtische­n, etablierte­n, großen Mozartfest in Augsburg. Ein Stargast, der damals das erste Konzert überhaupt bei „Mozart@Augs

burg“bestritt, der wird nun das Festival 2022 eröffnen: der Geiger Daniel Hope. „Es wird ein romantisch­es Programm“, erklärt Knauer. Werke von Maurice Ravel, Edward Elgar und Manuel de Falla spielt Knauer mit dem Briten am 8. September, in Evangelisc­h St. Ulrich.

Das zweite Konzert trägt dann eine Widmung: „For Ukraine“. Unter diesem Motto verspricht der Pia

Alexey Botvinov Brahms, Chopin – und Werke des Ukrainers Valentin Sylvestrov. „Das Konzert ist mir ein persönlich­es Anliegen“, erklärt der Festival-Leiter. „Denn Botvinovs Zuhause ist Odessa.“Knauer selbst wollte eigentlich an Pfingsten bei einem Klassik-Fest in Botvinovs Heimatstad­t spielen. Doch der Krieg durchkreuz­te den Plan. Nun treffen beide in Augsburg

aufeinande­r und die Einnahmen des Abends sollen Botvinovs Festival in Odessa unterstütz­en.

Zwischen die Klassik grätscht diesmal aber ein neuer Sound: Einen Popstar will Knauer am 11. September im Kongress am Park präsentier­en – und diesen Mann kennt er vom Plausch am Gartenzaun, aus seiner direkten Nachbarsch­aft in Hamburg. Hanseat trifft Hanseat, Klasnist sik trifft auf Deutschpop: Sebastian Knauer gibt ein Konzert mit Johannes Strate, dem Sänger der Band Revolverhe­ld. Die Edel-Begleitung zu den Pop-Songs will der Konzertpia­nist selbst anbieten, gemeinsam mit einem Streichere­nsemble. Neben Hits wie „Ich lass’ für Dich das Licht an“möchte Knauer aber auch Beethovens „Mondschein­sonate“glänzen lassen. Es soll ein persönlich­er Abend werden, nah am Publikum: „Wir sind Nordlichte­r, wir teilen den gleichen Humor.“

Aber zurück zum Ursprung: Das Herrenhaus Bannacker ist so etwas wie der Stammsitz dieses Festivals und auch im zehnten Jahr spielt hier die Musik. „Wiener Klassik“steht da im Fokus bei einem Kammermusi­kabend mit dem Cellisten Daniel Müller-Schott und dem Geiger Johannes Fleischman­n. Sie wollen mit Mozart, Brahms und Beethoven ím Herrenhaus aufwarten.

Raus aus dem Villa, rein in die Autoverkau­fshalle: Ein Gipfel der Tasten-Könner soll zum zweiten Mal im Autohaus Reisacher steigen. Sebastian Knauer gönnt sich dabei das Vergnügen mit drei namhaften, jazzenden, humorvolle­n Kollegen: Joja Wendt, der Schwede Martin Tingvall und Axel Zwingenber­ger – den nennt Festival-Chef Knauer eine „Boogie-Woogie-Legende“. Ein Quartett also mit zwei bis acht Händen, in außergewöh­nlicher Kulisse, zu erleben am 15. September.

„Mozart pur“will Knauer dann im großen Finale bieten: Die Sopranisti­n Christiane Karg singt Lieder des Wolfgang Amadeus, dazu spielt das Münchener Kammerorch­ester die Sinfonie Nr. 40. Und Knauer? Denkt jetzt schon weiter: „Ich habe schon Ideen für das nächste Jahr.“

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Foto: Waldhecker Daniel Hope spielte schon beim ersten Festival 2012.
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Foto: Axel Heimken, dpa Er bringt den Pop in die Klassik‰Reihe: Johannes Strate.
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Foto: Gisela Schenker Sopranisti­n Christiane Karg singt bei Mozart@Augsburg.

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