Augsburger Allgemeine (Land West)
Kommen Paketdienste künftig mit dem Lastenrad?
Zustellung Die Stadt hätte gerne, dass Logistikunternehmen ihre Fahrten bündeln, um so Laster-Verkehr zu reduzieren. Für die Innenstadt wünscht man sich ein Pilotprojekt, es gibt aber Hindernisse.
Die Stadt Augsburg will ihre Überlegungen für eine City-Logistik, bei der mehrere Paket-Unternehmen bei der Anlieferung zum Kunden auf den letzten Kilometern zusammenarbeiten sollen, vorantreiben. Die Idee ist, auf diese Weise Lieferfahrten zu bündeln und zu reduzieren, nachdem deren Zahl durch den Online-Handel in der Corona-Pandemie zugenommen hat. In der Innenstadt sei eine Anlieferung mit speziellen Lastenrädern denkbar, so Logistik-Professor Michael Krupp von der Augsburger Hochschule, der ein Konzept entwickelt.
Nach Schätzungen aus 2019/20 sind in Augsburg um die 220 Fahrzeuge im Bereich „Kurier-/Express-/Paket-Zustellung“unterwegs, die täglich 230 Touren absolvieren. „Etwa ein Viertel des Verkehrs in der Stadt dürfte Güterverkehr sein“, so Krupp. Für ein Pilotprojekt sei es denkbar, in der Innenstadt
einen oder zwei Umschlagpunkte einzurichten, zu denen die verschiedenen Paketdienste ihre Sendungen für die Postleitzahlenbereiche 86150 und 86152 bringen. Von dort müsste ein neutraler Betreiber seine Lastenradflotte losschicken, die die Pakete aller teilnehmenden Paketdienste ausfährt. Infrage kämen spezielle ElektroLastenräder mit überdachter Ladefläche. „Zwei bis fünf Räder könnten einen Sprinter ersetzen“, so Krupp. Das werde zwar in der Summe mehr Verkehr zur Folge haben, es gebe aber weder Abgas noch Lärm. „Die Innenstadtattraktivität würde steigen.“Das Einsparpotenzial in puncto CO sei mit 92 bis 246 Tonnen pro Jahr in der Relation allerdings überschaubar. In Augsburg setzt UPS in der Innenstadt bereits heute auf Lastenräder zur FeinAuslieferung, auch ein Logistiker aus Augsburg ist in der Innenstadt mit einem Lastenrad unterwegs.
Laut Krupp steht man mit zwei
Paketdiensten in Gesprächen, was eine Absichtserklärung zur weiteren Entwicklung des Projekts betrifft. „Je größer die Unternehmen sind, desto schwieriger wird es aber“, so Krupp. Denn Firmen mit sehr vielen Paketlieferungen, Branchenprimus ist DHL, setzten eher auf eine eigene Infrastruktur. Zudem gebe es
Vorbehalte bei Firmen, ihre Pakete auf der „letzten Meile“aus der Hand zu geben, weil dann die Computer-Nachverfolgung durchbrochen werde. Die elektronische Nachricht an den Kunden, dass das Paket voraussichtlich zu dieser oder jener Uhrzeit geliefert wird, lasse sich dann nicht mehr garantieren, ebenso wie die Sendungsnachverfolgung für den Absender. Dafür könne man aber Lösungen entwickeln. In einer ersten Stufe sei auch denkbar, dass die Logistikfirmen den Umschlagplatz dazu nutzen, um Pakete auf eigene Lastenräder umzuladen.
Grundsätzlich glaubt Krupp, dass solche Systeme für Logistiker attraktiver würden. „Der Lieferverkehr ist in allen Städten ein Thema geworden. Es gibt die Notwendigkeit, etwas zu tun.“Unternehmen seien dann zu überzeugen, wenn es für sie Vorteile gibt. Das könne sein, dass die Fußgängerzone auch außerhalb der klassischen Anlieferzeit für
Lastenräder erreichbar wäre. Auch das Abstellen von Lieferfahrzeugen am Straßenrand in zweiter Reihe könne mit Lastenrädern entfallen.
Gerade in der Innenstadt, so Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU), sei das Potenzial hoch, weil hier zu privaten Paketlieferungen auch noch Paketzustellungen an die Geschäfte kämen. Den 7,5-Tonnen-Lkw, der etwa Textilien in Bekleidungshäusern abliefert, werde es weitergeben müssen, kleinere Warenlieferungen kämen aber mit Kurier in die Geschäfte. Die Stadt hatte die Entwicklung eines City-Logistik-Konzepts im Zuge ihrer Bemühungen zur Luftreinhaltung auf den Weg gebracht. Zuletzt forderten auch CSU, Grüne und Generation Aux ein entsprechendes Konzept, um Lieferverkehr zu reduzieren. Parallel soll ein Liefersystem für Augsburger Geschäfte geprüft werden, um sie für den Wettbewerb mit dem Onlinehandel besser aufzustellen.