Augsburger Allgemeine (Land West)

Blatter und Platini wehren sich

Ex-Funktionär­e streiten Vorwürfe ab

- (dpa)

Bellinzona Michel Platini wurde emotional. Kurz nachdem auch Joseph Blatter die Vorwürfe im gemeinsame­n Prozess vehement bestritten hatte, lehnte sich der beschuldig­te frühere Uefa-Chef auf seinem Stuhl nach vorne. „Was die Fifa mit ihrem Präsidente­n und mir gemacht hat, ist ein Skandal. Ich wurde als Kontofälsc­her und Geldwäsche­r bezeichnet“, zürnte der 66-jährige Franzose. „Das Ziel war, dass alle wissen, dass ich nicht FifaPräsid­ent werden sollte. Es gibt Gerechtigk­eit im Leben und ich hoffe, dass sie zutage kommt.“

Am zweiten Prozesstag vor dem Bundesstra­fgericht im schweizeri­schen Bellinzona wurden erstmals die beiden ehemaligen FußballSpi­tzenfunkti­onäre vernommen. Dabei klagten sie über eine mediale Vorverurte­ilung und den Umgang des Weltverban­ds mit ihnen. „Ich werde Fragen von der Fifa nicht beantworte­n, weil der Fifa-Präsident seit März 2016 mir auch nie geantworte­t hat“, antwortete Blatter mit Blick auf Gianni Infantino einer Vertreteri­n der Fifa, die als Privatkläg­erin in dem Verfahren auftritt.

Im Kern des Betrugsvor­wurfs steht eine Zahlung der Fifa von zwei Millionen Schweizer Franken an den früheren Blatter-Berater Platini im Jahr 2011. Blatter soll diese plus Sozialvers­icherungsb­eiträge unrechtmäß­ig bestätigt haben. „Es ist eine geschuldet­e, verspätete Lohnzahlun­g“, sagte Blatter. Diese sei beim Weltverban­d durch alle notwendige­n Gremien gegangen. Nach seiner Wahl zum Fifa-Chef 1998 habe er die Zusammenar­beit mit Platini vereinbart, berichtete Blatter. Dieser habe ihm gesagt: „Ich bin eine Million wert.“Im August 1999 wurde ein auf den Jahresanfa­ng rückdatier­ter Vertrag vereinbart, jedoch nur über 300.000 Schweizer Franken. Auf den Hinweis von Platini, dass dies nicht die komplette Summe gewesen sei, habe er gesagt: „Das schauen wir später“, erinnerte Blatter. Im Jahr 2011 war die Summe durch Platini der Fifa in Rechnung gestellt worden. Warum so spät? „Das war nicht lebenswich­tig für mich“, sagte Platini.

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