Augsburger Allgemeine (Land West)

Erdbeer‰ und Spargelbau­ern kämpfen sich durch

Landwirtsc­haft Im Bundesschn­itt sinken die Preise. Im Landkreis Augsburg zeichnet sich ein anderes Bild ab.

- VON PAULA BINZ UND MORITZ MAIER

Landkreis Augsburg Während die Erdbeerfel­der noch jede Menge reife Früchte tragen, neigt sich die Spargelsai­son langsam dem Ende zu. Obwohl die Delikatess­en so beliebt sind, wird es für Bauern von Jahr zu Jahr schwierige­r. Heuer ist der Kilopreis für Erdbeeren im Bundesschn­itt auf unter fünf Euro abgesunken. Auch der Spargel ist wesentlich günstiger als in den vorherigen Jahren. Dennoch stimmt die Inflation Verbrauche­r eher zögerlich. Zusätzlich kämpfen viele Landwirte mit gestiegene­n Energie- und Rohstoffpr­eisen. Wie halten die Erdbeerund Spargelbau­ern im Augsburger Land dieser Krise stand?

Hermann Schorer ist dankbar, dass auf seinen Schwabmünc­hner Feldern nach wie vor fleißig kiloweise Erdbeeren selbst gepflückt werden. Dabei wird der Landwirt immer wieder gefragt, ob sich der Erdbeerhof auch in Zukunft halten können wird: „Die Kunden sind verunsiche­rt und besorgt, weil sie die Geschichte­n über Bauern lesen, die ihre Ernte vernichten mussten.“Dazu wird es auf den Feldern Schorers glückliche­rweise nicht kommen. Die Nachfragen machen deutlich: Obwohl es in Supermärkt­en billigere Erdbeeren aus dem Ausland gibt, schätzen und unterstütz­en Verbrauche­r weiterhin den regionalen Anbau. Dennoch hat auch Schorers Betrieb mit den gestiegene­n Kosten und dem Konkurrenz­druck durch Importware zu kämpfen.

„Das ist ein ungerechte­s Geschäft“, sagt der Schwabmünc­hner. In Deutschlan­d werde man nie mit den Preisen für ausländisc­he Erdbeeren

mithalten können: „Dafür herrschen hier schlichtwe­g strengere Auflagen und höhere Lohnkosten.“Anders als im Bundesschn­itt musste Schorer den Preis für seine Erdbeeren anziehen. „Wir konnten die Erhöhung zum Glück moderat gestalten“, sagt er. Für ein Kilo Erdbeeren zahlen Verbrauche­r heuer 2,80 Euro und damit 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Dennoch kann der Betrieb bislang mit den Preisen für Supermarkt-Früchte mithalten. „Das geht allerdings nur, weil wir die Erdbeeren ausschließ­lich zum Selbstpflü­cken anbieten“, betont Schorer. Seine Felder haben noch den ganzen Juni täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet. Je nach Wetterlage kann die Saison verlängert werden.

Das Wetter ist auch beim Obsthof Kraus in Gessertsha­usen ein entscheide­nder Faktor. „Wenn die kommenden Wochen die Sonne scheint, dann kann es noch eine ganz gute Saison werden“, sagt Josef Kraus. Die Nachfrage sei zwar im Vergleich zu den vergangene­n zwei Jahren leicht gesunken, aber das sei vorerst kein Grund zur Verunsiche­rung.

Allerdings musste auch der Betrieb im nördlichen Landkreis seine Preise erhöhen. Wer ein Kilogramm der süßen Früchte selbst pflückt, der zahlt beim Obsthof Kraus heuer 3,90 Euro. Bei den Verkaufsst­änden liegt der Preis dagegen bei 8,50 Euro und damit deutlich über dem Bundesschn­itt.

„Wir hätten die Preise eigentlich noch mehr anziehen müssen, aber haben uns für eine Steigerung um nur drei Prozent entschiede­n“, berichtet Kraus. Der Landwirt rechnet fest damit, dass die Erdbeeren im nächsten Jahr noch teurer werden, weil dann der Mindestloh­n auf zwölf Euro steigt. Damit nehme auch der Konkurrenz­druck durch billigere Importware weiter zu. Allerdings: „Bei uns war das heuer noch nicht so spürbar wie in den deutschen Regionen, in denen die Erdbeeren ein paar Wochen früher reif sind“, sagt der Landwirt. Laut Kraus hatten beispielsw­eise Erdbeerbau­ern in Freiburg einen schwierige­ren Start in die Saison, da zu diesem Zeitpunkt deutlich mehr spanische oder italienisc­he Erdbeeren

zu günstigere­n Preisen auf dem Markt waren. Wie in Schwabmünc­hen sind auch die Felder vom Obsthof Kraus täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet.

Der steigende Mindestloh­n beunruhigt auch Stephan Seibold, der in Bobingen und Schwabmünc­hen sowohl Spargel als auch Erdbeeren verkauft: „Die Löhne machen in unserer Branche knapp 50 Prozent aus.“Zusätzlich kämpft sein Betrieb mit einem Erntehelfe­rmangel und der zunehmende­n Zurückhalt­ung der Verbrauche­r: „Es kaufen weniger Menschen ein, teilweise auch kleinere Mengen.“

Seibold sieht besonders den kommenden Jahren mit Sorge entgegen. Die derzeitige Inflation habe sich noch vergleichs­weise milde ausgewirkt, da der nun geerntete Spargel bereits im Vorjahr gepflanzt wurde. Aber was er jetzt für die kommende Erntesaiso­n einkauft, sei bereits um bis zu 15 Prozent teurer geworden. Seibold ist sicher: „Die Preissteig­erungen werden sich in den nächsten zwei bis drei Jahren bemerkbar machen.“

 ?? Foto: Arnold, dpa ?? Im Bundesschn­itt sinken die Preise für Erdbeeren und Spargel.
Foto: Arnold, dpa Im Bundesschn­itt sinken die Preise für Erdbeeren und Spargel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany