Augsburger Allgemeine (Land West)
Erdbeer und Spargelbauern kämpfen sich durch
Landwirtschaft Im Bundesschnitt sinken die Preise. Im Landkreis Augsburg zeichnet sich ein anderes Bild ab.
Landkreis Augsburg Während die Erdbeerfelder noch jede Menge reife Früchte tragen, neigt sich die Spargelsaison langsam dem Ende zu. Obwohl die Delikatessen so beliebt sind, wird es für Bauern von Jahr zu Jahr schwieriger. Heuer ist der Kilopreis für Erdbeeren im Bundesschnitt auf unter fünf Euro abgesunken. Auch der Spargel ist wesentlich günstiger als in den vorherigen Jahren. Dennoch stimmt die Inflation Verbraucher eher zögerlich. Zusätzlich kämpfen viele Landwirte mit gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen. Wie halten die Erdbeerund Spargelbauern im Augsburger Land dieser Krise stand?
Hermann Schorer ist dankbar, dass auf seinen Schwabmünchner Feldern nach wie vor fleißig kiloweise Erdbeeren selbst gepflückt werden. Dabei wird der Landwirt immer wieder gefragt, ob sich der Erdbeerhof auch in Zukunft halten können wird: „Die Kunden sind verunsichert und besorgt, weil sie die Geschichten über Bauern lesen, die ihre Ernte vernichten mussten.“Dazu wird es auf den Feldern Schorers glücklicherweise nicht kommen. Die Nachfragen machen deutlich: Obwohl es in Supermärkten billigere Erdbeeren aus dem Ausland gibt, schätzen und unterstützen Verbraucher weiterhin den regionalen Anbau. Dennoch hat auch Schorers Betrieb mit den gestiegenen Kosten und dem Konkurrenzdruck durch Importware zu kämpfen.
„Das ist ein ungerechtes Geschäft“, sagt der Schwabmünchner. In Deutschland werde man nie mit den Preisen für ausländische Erdbeeren
mithalten können: „Dafür herrschen hier schlichtweg strengere Auflagen und höhere Lohnkosten.“Anders als im Bundesschnitt musste Schorer den Preis für seine Erdbeeren anziehen. „Wir konnten die Erhöhung zum Glück moderat gestalten“, sagt er. Für ein Kilo Erdbeeren zahlen Verbraucher heuer 2,80 Euro und damit 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Dennoch kann der Betrieb bislang mit den Preisen für Supermarkt-Früchte mithalten. „Das geht allerdings nur, weil wir die Erdbeeren ausschließlich zum Selbstpflücken anbieten“, betont Schorer. Seine Felder haben noch den ganzen Juni täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet. Je nach Wetterlage kann die Saison verlängert werden.
Das Wetter ist auch beim Obsthof Kraus in Gessertshausen ein entscheidender Faktor. „Wenn die kommenden Wochen die Sonne scheint, dann kann es noch eine ganz gute Saison werden“, sagt Josef Kraus. Die Nachfrage sei zwar im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren leicht gesunken, aber das sei vorerst kein Grund zur Verunsicherung.
Allerdings musste auch der Betrieb im nördlichen Landkreis seine Preise erhöhen. Wer ein Kilogramm der süßen Früchte selbst pflückt, der zahlt beim Obsthof Kraus heuer 3,90 Euro. Bei den Verkaufsständen liegt der Preis dagegen bei 8,50 Euro und damit deutlich über dem Bundesschnitt.
„Wir hätten die Preise eigentlich noch mehr anziehen müssen, aber haben uns für eine Steigerung um nur drei Prozent entschieden“, berichtet Kraus. Der Landwirt rechnet fest damit, dass die Erdbeeren im nächsten Jahr noch teurer werden, weil dann der Mindestlohn auf zwölf Euro steigt. Damit nehme auch der Konkurrenzdruck durch billigere Importware weiter zu. Allerdings: „Bei uns war das heuer noch nicht so spürbar wie in den deutschen Regionen, in denen die Erdbeeren ein paar Wochen früher reif sind“, sagt der Landwirt. Laut Kraus hatten beispielsweise Erdbeerbauern in Freiburg einen schwierigeren Start in die Saison, da zu diesem Zeitpunkt deutlich mehr spanische oder italienische Erdbeeren
zu günstigeren Preisen auf dem Markt waren. Wie in Schwabmünchen sind auch die Felder vom Obsthof Kraus täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet.
Der steigende Mindestlohn beunruhigt auch Stephan Seibold, der in Bobingen und Schwabmünchen sowohl Spargel als auch Erdbeeren verkauft: „Die Löhne machen in unserer Branche knapp 50 Prozent aus.“Zusätzlich kämpft sein Betrieb mit einem Erntehelfermangel und der zunehmenden Zurückhaltung der Verbraucher: „Es kaufen weniger Menschen ein, teilweise auch kleinere Mengen.“
Seibold sieht besonders den kommenden Jahren mit Sorge entgegen. Die derzeitige Inflation habe sich noch vergleichsweise milde ausgewirkt, da der nun geerntete Spargel bereits im Vorjahr gepflanzt wurde. Aber was er jetzt für die kommende Erntesaison einkauft, sei bereits um bis zu 15 Prozent teurer geworden. Seibold ist sicher: „Die Preissteigerungen werden sich in den nächsten zwei bis drei Jahren bemerkbar machen.“