Augsburger Allgemeine (Land West)

Deutschlan­d kann nur noch 1:1

Die Nationalel­f spielt wieder unentschie­den. Hat auch seine Vorzüge.

- VON FLORIAN EISELE

Gary Lineker hatte lange Zeit recht. Der ehemalige Stürmer der englischen Nationalel­f hatte nach der Niederlage seines Landes im WM-Halbfinale 1990 folgendes legendäres Zitat verfasst: „Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen.“Das war lange richtig. Vor allem nach den jüngsten Ergebnisse­n der DFBAuswahl spricht aber einiges dafür, dass Linekers Aussage korrigiert werden muss. Denn allem Anschein nach steht nun schon jedes Mal vor den 90 Minuten einer deutschen Nationalel­f das Ergebnis fest: 1:1. Jüngster Beweis: Am Samstag endete die Partie in Ungarn genau so, wie zuvor schon die Spiele gegen England, Italien und die Niederland­e. Der jeweilige Spielverla­uf war dabei so unterschie­dlich wie die Qualität der Gegner. Gegen die starken Engländer führte man in einem ansehnlich­en Spiel lange, gegen die biederen Ungarn boten die Jungs von Hansi Flick hingegen biedere Magerkost.

Also nur 1:1. Nur? Das vermeintli­ch schnöde Ergebnis ist bei genauerem Hinsehen besser als sein Ruf. Es geht schon damit los, dass das 1:1 das häufigste aller Ergebnisse ist. Einer Untersuchu­ng der TU München zufolge gehen etwa 10,5 Prozent aller Partien in der Fußball-Bundesliga

so zu Ende. Damit ist das 1:1 der VW Golf unter den Ergebnisse­n, die Nummer eins der Tipprunden­Ergebnisse. Und tatsächlic­h scheint ein 1:1 durchaus seine Reize zu haben. Jeder durfte mal über ein eigenes Tor jubeln, keiner geht als Verlierer vom Platz, für jeden ist was dabei. Warum sich die deutschen Kicker diesmal allerdings durchaus ein wenig als Verlierer gefühlt haben, lesen Sie im Sport. Wobei es ja schon bald die Möglichkei­t gibt, es wieder gutzumache­n – am Dienstag gegen Italien. Ein 1:1 erscheint realistisc­h.

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