Augsburger Allgemeine (Land West)
Ticket darf kein Strohfeuer bleiben
Staatliche Rabattschlachten auf Kosten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sind falsch. Sie sind nur ein kurzes Strohfeuer, auch das Neun-Euro-Ticket. Dennoch hat die bundesweite Aktion etwas Gutes. Sie rückt ein zentrales Thema in den Blickpunkt, das von der Politik ausgesessen wird: Mobilität für Bürger muss umweltschonender, attraktiver und bezahlbarer organisiert werden. Das gilt insbesondere für Großstädte wie Augsburg.
Auch in Augsburg flammt seit Jahren immer wieder die Debatte über ein dauerhaftes 365-Euro-Ticket im öffentlichen Nahverkehr auf, etwa aktuell im Kontext der Klimadebatte. Ein Euro pro Tag für Bus und Bahn, das wäre für regelmäßige Nutzerinnen und Nutzer ein tolles Angebot. Leider verschwindet das Thema immer schnell von der politischen Tagesordnung. Zu teuer, nicht bezahlbar, heißt es. Tatsächlich wären die Mindereinnahmen für die Verkehrsbetriebe allein im Stadtgebiet enorm – etwa zwölf bis 13 Millionen Euro.
Ohne hohe Zuschüsse von Bund und Land kann die Stadt ein solches Angebot wohl nicht finanzieren. Nötig ist deshalb mehr Druck, um Gelder zu generieren. Denn dass sich im Verhältnis der Ausgaben für Straßenverkehr und Schienenverkehr bundesweit dringend etwas ändern muss, dürfte mit Blick auf den Klimawandel und seine Folgen klar sein. Allerdings darf sich die Debatte über einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr in Augsburg nicht allein auf das 365-Euro-Ticket konzentrieren. Nötig sind auch gute Angebote für Berufstätige, die wegen Homeoffice nur noch die halbe Woche ins Büro fahren, und attraktive Anschlüsse für Pendler von außerhalb.