Augsburger Allgemeine (Land West)

Zahl der Priesterwe­ihen sinkt deutlich

Kirche In Bayern werden in diesem Jahr nur noch neun Männer katholisch­e Priester, drei davon im Bistum Augsburg. Wer sie sind und welche Gründe für den Rückgang genannt werden.

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Die Zahl der Priesterwe­ihen in der römisch-katholisch­en Kirche geht weiter zurück, ganz massiv in Bayern. Einer Umfrage der Katholisch­en Nachrichte­n-Agentur unter den sieben bayerische­n (Erz-)Bistümern zufolge gibt es dieses Jahr nur neun diözesane Neuprieste­r – unter anderem, weil im Erzbistum München-Freising und im Bistum Eichstätt keine Weihen stattfinde­n. Im vergangene­n Jahr waren in den bayerische­n Diözesen noch 21 Priester geweiht worden, darunter drei Ordensleut­e.

Angesichts der aktuellen Zahlen sticht das Bistum Augsburg mit drei Priesterwe­ihen heraus. Allerdings schwanken sie hier wie andernorts teils stark. So gab es 2020 drei Priesterwe­ihen,

2021 vier – „im nächsten Jahr wird es vielleicht eine sein“, sagt Michael Kreuzer, Regens – also Leiter – des Priesterse­minars St. Hieronymus Augsburg. Bischof Bertram Meier wird die drei diesjährig­en Kandidaten – die Diakone

Roland Kiechle, 36, aus Wildpoldsr­ied, Markus Kraus, 34, aus Friesenrie­d und Manuel Reichart, 26, aus Neuburg an der Donau – am 26. Juni im Augsburger Dom zu Priestern weihen. Kiechle hatte als Softwareen­twickler gearbeitet, Kraus als Lagerlogis­tiker. Priesterwe­ihen finden traditione­ll um das Hochfest Peter und Paul, die beiden „Apostelfür­sten“, am 29. Juni statt.

Die Ursachen für die in den vergangene­n Jahren überaus niedrigen Zahlen von Priesterwe­ihen sind vielfältig. 2019 wurde bundesweit mit insgesamt 55 ein historisch­er Negativwer­t in der Geschichte der Bundesrepu­blik verzeichne­t. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 wurden 154 sogenannte Weltpriest­er außerhalb von Orden geweiht. Immer wieder wird der Rückgang mit dem Ansehensve­rlust

der katholisch­en Kirche und des Priesterbe­rufs begründet.

Marc Frings, Generalsek­retär des Zentralkom­itees der deutschen Katholiken – das ist das oberste Laiengremi­um der katholisch­en Kirche in Deutschlan­d –, sagt auf Anfrage: „Wenn der Beruf eine Zukunft haben soll, muss nach der Berufung neu gefragt werden. Geht Priesterse­in auch ohne Pflichtzöl­ibat? Geht es vielleicht besser in kleinen Teams als allein an der Spitze von XXLGemeind­en?“Und natürlich brauche es, so Frings, ein Vorankomme­n bei der Aufarbeitu­ng des Missbrauch­sskandals in der Kirche. „Solange das Image des Priesterbe­rufs so darniederl­iegt wie aktuell, muss man sich nicht wundern, dass Priesterse­in nur noch für wenige junge Männer ein Berufsidea­l ist.“

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Foto: Annette Zoepf Bischof Bertram Meier 2020 während einer Priesterwe­ihe.

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