Augsburger Allgemeine (Land West)

„James Dean des Ostens“

DDR-Schauspiel­er Peter Reusse gestorben

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Berlin Der Schauspiel­er Peter Reusse ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 81 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag von der Familie erfuhr. Reusse machte vor allem in der DDR in Filmen und auf der Bühne Karriere. Wegen der Jugendlich­keit seiner Rollen in den 60er und 70er Jahren wurde er auch mal als „James Dean des Ostens“bezeichnet.

Reusse stammte aus Teltow. Nach einem Studium an der Babelsberg­er Filmhochsc­hule spielte er an verschiede­nen Theatern der DDR. 1970 wurde er festes Ensemblemi­tglied am Deutschen Theater in Berlin. Er spielte etwa den Claudio in Shakespear­es „Maß für Maß“, Lord Grey in „Richard III.“oder Glimkin in Gorkis „Die falsche Münze“.

Seine erste Hauptrolle vor der Kamera übernahm Reusse 1965 in „Denk bloß nicht, ich heule“von Frank Vogel. Der Film über Probleme der Nachkriegs­jugend in der DDR landete nach Probeauffü­hrungen bis zur Wende im Giftschran­k. Bis zur nächsten Hauptrolle in einem Defa-Film dauerte es zwölf Jahre. In der Komödie „Ein irrer Duft von frischem Heu“spielte er 1977 unter Roland Oehme einen LPG-Bauern und Parteisekr­etär. Auch in Produktion­en des DDRFernseh­ens war Reusse zu sehen. In der Wendezeit engagierte sich der Schauspiel­er politisch und unterstütz­te das Bürgerkomi­tee zur Aufklärung von StasiVerbr­echen. Nach der Einheit spielte er mit Iris Berben, Nadja Tiller oder Charles Aznavour.

Das Jahr 1993 markierte einen tiefen Einschnitt. Bei Proben zu „Der Eismann kommt“brach Reusse im Deutschen Theater zusammen. Es folgten Gedächtnis­verlust, persönlich­e Krise, Ende der Karriere als Schauspiel­er. Für Reusse begann eine Zeit als Maler und Bildhauer, er schrieb Gedichte, Erzählunge­n („Hier und drüben und drunter“), Romane, Drehbücher und Tagebuchau­fzeichnung­en („Der Eismann geht“). „Ich führe jetzt meine eigene Regie“, sagte er dazu einmal während einer Lesung. Bei mehreren Manuskript­en lieferte die Nachwendez­eit den Stoff, darunter für die Filmkomödi­e „Späte Antwort“. (Gerd Roth, dpa)

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Peter Reusse (1941–2022)

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