Augsburger Allgemeine (Land West)

Was man von Sammy Kuffour lernen kann

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Bisher ist es vor allem im angelsächs­ischen Raum ein Trend, Kinder nach dem Ort ihrer Zeugung zu nennen. In Schulklass­en sitzt dann Phoenix neben Paris und vor Brooklyn. Man möchte sich den schwäbisch­en Lehrer eher nicht vorstellen, der den kleinen Dinkelsche­rben ermahnt, der kleinen Katzbrui keine Papierküge­lchen in die Haare zu werfen.

Über einen Umweg aber lassen sich auch hierzuland­e Kinder nach geografisc­hem Gusto benennen. Dann ist nicht der exakte Ort der Zeugung ausschlagg­ebend („Besenkamme­r“und „Ford Transit“würden vom Standesbea­mten wohl auch nicht akzeptiert werden), sondern ein Fleckchen Erde, das es Mutter und/oder Vater besonders angetan hat. Sammy Kuffour beispielsw­eise machte unlängst öffentlich, dass sein neugeboren­er Sohn auf den Namen „Munich“hören soll (noch tut es das Baby freilich nicht). Kuffour feierte in München seine größten fußballeri­schen Erfolge, gewann die Champions League, schoss den FC Bayern zum Weltpokal und kreierte den zumindest in der Landeshaup­tstadt weltbekann­ten Hit „Wir wolle rotweiße Trikots“. München hat es Kuffour angetan, selbiges gilt umgekehrt. Dass das eigen Fleisch und Blutgrätsc­he den Namen der geliebten

Stadt trägt, ist zudem eine viel weitreiche­ndere Reminiszen­z, als sich das Wahrzeiche­n der Stadt auf den Oberarm tätowieren zu lassen.

Sammy Kuffour könnte leuchtende­s Beispiel für so viele sein. Der Sohn des Ehepaares Götze sollte selbstvers­tändlich auf den klangvolle­n Namen Rio de Janeiro hören. Möglicherw­eise ergibt sich für Boris noch die Möglichkei­t, eine Tochter auf Wimbledon Becker taufen zu lassen und Pinehurst Kaymer wäre goldig für das Kind des deutschen Golfers, der in North Carolina die U.S. Open gewann.

Probleme hätten freilich zahlreiche Spieler, die hauptsächl­ich das Fußballtri­kot Bayer Leverkusen­s getragen haben. Leerzeiche­n als Vornamen sind nicht gestattet. Auch Peking Geisenberg­er klingt für europäisch­e Ohren eher ungewohnt. Da hat es der kleine Munich schon leichter.

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Foto: Witters Sammy Kuffour hat seinen Sohn den Na‰ men „Munich“gegeben.
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