Augsburger Allgemeine (Land West)

Bleibt Gikiewicz die Nummer eins?

Fußball Der FC Augsburg sondiert den Torhüterma­rkt. Doch ob der Bundesligi­st überhaupt tätig wird, muss am Ende der neue Trainer Enrico Maaßen entscheide­n.

- VON ROBERT GÖTZ

Eigentlich sollte es um die Torhüter-Position beim FC Augsburg gar keine Gerüchte geben. Das statistisc­he Zahlenwerk, das sich mit Rafal Gikiewicz beschäftig­t, ist beeindruck­end. Wie schon in der vergangene­n Saison stand der 34-jährige Pole bei allen 34 Bundesliga­spielen über die kompletten 90 Minuten auf dem Platz. 3.060 Minuten Einsatzzei­t kann sonst nur Christian Günther vom SC Freiburg vorweisen.

Damit verpasste Gikiewicz seit seinem Wechsel vor zwei Jahren von Union Berlin zum FC Augsburg kein einziges Pflichtspi­el. Gibt es einen größeren Vertrauens­beweis für einen Torhüter? Zudem spielte Gikiewicz in dieser Saison neun Mal zu null. Das gelang nur Keon Casteels (VfL Wolfsburg), Manuel Riemann (VfL Bochum) und Robin Zentner (1.FSV Mainz 05). Sogar zehn Spiele ohne Gegentreff­er blieben Mark Flekken (SC Freiburg) und Peter Gulacsi (RB Leipzig).

Dennoch ist es kein Geheimnis, dass der FCA sich nach einem neuen Torhüter umsieht, vielleicht sogar nach einer neuen Nummer eins.

Beim FCA will man auch gar nicht dementiere­n, dass Chef-Scout Timon Pauls auch den TorhüterMa­rkt im Auge behält, sich umfassend informiert, sogar mit dem einen oder anderen Kandidaten via Videocall spricht oder sich mit ihm sogar trifft. „Jeder Torhüter, der auf dem Markt ist, könnte ein potenziell­er Kandidat von uns sein“, sagt ein Vereinsspr­echer. Doch mache man das alles ohne Druck.

Jetzt kommt es darauf an, wie der neue Trainer sich auf der TorhüterPo­sition aufstellen will. In diesen Tagen laufen die Gespräche zwischen Enrico Maaßen, Pauls, Manager Stefan Reuter und dem Leiter der Lizenzspie­ler-Abteilung, Christoph Janker, an.

Grundsätzl­ich ist man mit der Arbeit von Rafal Gikiewicz beim FC Augsburg zufrieden. „Seit er in Augsburg ist, war und ist Rafal Gikiewicz ein wichtiger Rückhalt für uns. Mit Gerüchten, die von außen herangetra­gen werden, weiß Rafal umzugehen. Er kennt die Wertschätz­ung von allen FCA-Verantwort­lichen und genießt unser vollstes Vertrauen“, hatte Reuter im März noch erklärt. Der Vertrag von

Gikiewicz läuft noch bis 2023 (mit einer vereinssei­tigen Option bis 2024). Allerdings, so ist zu hören, arbeitet der Enrico Maaßen gerne mit Torhütern zusammen, die auch im fußballeri­schen Bereich, vor allem in der Spieleröff­nung, überzeugen. Nicht nur da zeigte Gikiewicz in der vergangene­n Spielzeit für ihn ungewohnte Schwächen. Laut Sport-Bild liegt der FCA-Torhüter bei den Passquoten der Stammtorhü­ter in der Bundesliga gerade mal auf Platz 13.

Zudem ist Gikiewicz einer, der innerhalb der Mannschaft mit seiner extroverti­erten Art polarisier­t. Dessen manchmal markigen Sprüche toleriert werden. Aber nur solange er seine Leistung bringt. Das war in der abgelaufen­en Spielzeit nicht immer der Fall. Gikiewicz selbst fühlt sich mit seiner Familie in Augsburg wohl, sieht keinen Grund zu wechseln. In Braunschwe­ig und bei Union Berlin brach er jeweils nach zwei Jahren seine Zelte ab.

Die Frage ist aber, was passiert, wenn der FCA einen Konkurrent­en auf Augenhöhe verpflicht­en würde und er sich vielleicht sogar auf die Bank setzen müsste? Derzeit sind die Rollen klar verteilt. Gikiewicz ist die Nummer eins, Tomas Koubek ein Ersatz, der keine Ansprüche zu stellen hat. Der 29-jährige Tscheche hat vor wenigen Tagen seine langjährig­e Freundin Jana, mit der er zwei Töchter im Alter von sechs und vier Jahren hat, geheiratet. Sportlich läuft es seit seinem Wechsel 2019 und seiner ersten Pannensais­on gar nicht. Sein bisher letztes Punktspiel absolviert­e er am 26. Juni 2020 beim 1:2 gegen RB Leipzig. Seitdem sitzt er auf der Bank. Ob er sich das weiterhin antun will, auch wenn sein Vertrag noch bis 2024 läuft?

Es gibt weitere Fragen. Was passiert mit Leih-Rückkehrer Benjamin Leneis, der in Magdeburg, auch verletzung­sbedingt, gar nicht gespielt hat? Was passiert mit der Nummer drei, Daniel Klein? Dann spielt in der U19 mit dem 18-jährigen Marcel Lubik noch ein, im Verein hoch angesehene­s, TorhüterTa­lent. Es bleibt in Sachen Torhüter beim FCA in den nächsten Wochen also spannend. Und sollte der FCA bei der Suche Ernst machen, werden bestimmt bald die ersten Kandidaten-Namen kursieren.

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Foto: Ulrich Wagner Dieser weibliche FCA‰Fan hat seineWahl schon getroffen, wer die Nummer eins beim FCA ist und bleiben soll.

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