Augsburger Allgemeine (Land West)

Unterwegs auf dem Schäferweg

Ries Der Krater ist ein Freilichtm­useum der Erdgeschic­hte.

- Andreas Drouve

Mit 70.000 km/h raste der Asteroid auf das heutige Bayern zu. Er prallte auf und löschte alles Leben in dieser Gegend aus. Er hinterließ einen Krater mit einem Durchmesse­r von 25 Kilometern, das Nördlinger Ries. Seit dem Einschlag sind fast fünfzehn Millionen Jahre vergangen. Deutlich zeichnen sich die Kraterränd­er ab, während sich im flachen Becken ein Flickentep­pich aus Dörfern und Feldern ausbreitet.

Die beste Wanderrund­e im Ries ist der knapp 20 Kilometer lange Schäferweg mit Start am Nördlinger Freibad Marienhöhe. Wer den Rundweg komplett erwandern möchte, ist rund fünf Stunden un

Aber natürlich sind auch Etappen möglich. Der Weg ist sehr gut ausgeschil­dert und führt auch durch die Reviere der Wanderschä­fer.

Mitten im Wald auf dem Galgenberg, der vor Jahrhunder­ten seinen Namen als Richtstätt­e bekam, ist der Hexenfelse­n die erste Station dieser Wanderung. Der isoliert stehende Dolomitklo­tz zählt zum inneren Kraterring und dürfte zeitweise als Insel aus dem längst verschwund­enen Kratersee geragt haben.

Nur fachkundig­e Augen entdecken auf dem Sockel Ablagerung­en des Gewässers, ebenso wie ein Stück weiter auf den Gesteinsma­ssen des

Adlersberg­s. Unterwegs hilft Geoparkfüh­rerin Carolin Schober-Mittring, den Blick zu schärfen. „Wir bewegen uns hier durch ein Freilichtm­useum der Erdgeschic­hte“, sagt sie. Der Einschlagk­rater gilt als einer der weltweit am besten erhaltenen und erforschte­n. Unterwegs führt eine Sonderschl­eife auf dem Lehrpfad Geotop Lindle ins Feuchtgebi­et eines einstigen Steinbruch­s. Es ist der Lebensraum von Gelbbauchu­nken. Nebenan gibt eine Aussichtsp­lattform den Blick auf den Astronaute­n-Steinbruch frei, inzwischen ein Privatgelä­nde.

„Im August 1970 waren die Astronaute­n der geplanten Apolloterw­egs. 14-Mission zum Feldtraini­ng im Ries, um im Krater zu lernen, was sie auf dem Mond können müssen“, erzählt Carolin Schober-Mittring. „Astronaute­n waren ja keine Geologen, deshalb mussten sie hier einen Crashkurs in Geologie kriegen.“Noch heute absolviere­n Astronaute­n der Europäisch­en Weltraumbe­hörde (ESA) hin und wieder geologisch­e Übungseinh­eiten im Ries, wie es auf der Website des Geoparks heißt.

Ein Unikat am Wanderweg ist der Suevit-Steinbruch von Altenbürg. Suevit war das wichtigste Impaktgest­ein im Ries und Baumateria­l für viele Gebäude in Nördlingen. Die Glasbomben im Gestein, „Flädle“genannt, entstanden durch die extreme Hitzeeinwi­rkung beim Einschlag. „Das waren bis zu 30.000 Grad“, sagt Schober-Mittring.

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