Augsburger Allgemeine (Land West)
Getötet am Amazonas
Gerieten ein britischer Journalist und ein Indigenen-Experte in einen Hinterhalt?
Brasilien
Atalaia do Norte Vieles deutet mittlerweile darauf hin, dass ein britischer Journalist und ein IndigenenExperte Opfer eines Verbrechens in einem abgelegenen Amazonasgebiet Brasiliens geworden sind. Zwei Verdächtige wurden festgenommen. Einer von ihnen habe nun gestanden, er sei an einem Mord beteiligt gewesen, erklärte die Bundespolizei in Manaus am Mittwochabend. Er habe die Polizei auch zu „menschlichen Überresten“geführt.
Die beiden Vermissten wurden einem Ermittler zufolge erschossen. Ihre sterblichen Überreste sollten am Donnerstag in die Hauptstadt Brasília gebracht werden. Die forensische Untersuchung werde an diesem Freitag beginnen und kommende Woche abgeschlossen, berichtete das Nachrichtenportal G1.
„Auch wenn wir noch die endgültigen Bestätigungen abwarten, beendet dieser tragische Ausgang unsere Ängste und Qualen, nicht zu wissen, wo Dom und Bruno sind“, schrieb Alessandra Sampaio, die Frau von Dom Phillips. „Jetzt können wir sie nach Hause bringen und mit Liebe verabschieden.“
Die Indigenen-Vereinigung des Javari-Tals beklagte den „unschätzbaren Verlust“von „zwei Partnern“. Es waren vor allem die Indigenen der Region, die die Suche nach den Vermissten von Anfang an vorantrieben. Der Fundort der Leichen liegt laut Polizei gut drei Kilometer von dort entfernt, wo Gegenstände von Dom Phillips und Bruno Pereira gefunden wurden.
Das Motiv für das mutmaßliche Verbrechen war am Donnerstag noch unklar. Regionale Medien spekulierten, Phillips und Pereira könnten Opfer eines Hinterhalts im Auftrag von Drogenhändlern geworden sein. Ein weiterer Ermittlungsstrang nimmt den Zusammenhang mit illegalem Fischfang und der Jagd in den Blick. Phillips und Pereira waren nach Angaben einer regionalen Ureinwohner-Organisation
nicht wie geplant am 5. Juni mit dem Boot in der Stadt Atalaia do Norte angekommen. Zuvor hatte Pereira bei der Polizei gemeldet, mehrmals bedroht worden zu sein.
Er hatte illegale Machenschaften im Vale do Javari für die Behörden aufgezeichnet. Das Javari-Tal ist mit einer Fläche etwas größer als Österreich eines der größten indigenen Gebiete Brasiliens. Viele Indigene leben dort isoliert. In dem Grenzgebiet zu Peru und Kolumbien gibt es durch illegale Goldsuche, Jagd und Fischfang sowie Abholzung und Drogenschmuggel zahlreiche Konflikte. Es gilt als besonders gefährlich.