Augsburger Allgemeine (Land West)
Hochbetrieb beim TCA und TC Schießgraben
Bei den bayerischen Meisterschaften spielt an den ersten Tagen auch das Wetter mit. Sportlich greifen die meisten Favoriten erst am Freitag ins Geschehen ein.
Der Blick von Jakob Schweyer geht in diesen Tagen oft auf seine Wetter-App. „Regen ist nicht gut, aber bei 35 Grad im Schatten lässt sich auch kein Zuschauer gerne bei uns auf dem Centre-Court in der Sonne grillen“, sagt der Vorsitzende des TC Augsburg. Seit Mittwoch finden in Augsburg die bayerischen Tennismeisterschaften der Aktiven und der Seniorinnen und Senioren statt.
Rund 450 Tennisspielerinnen und Tennisspieler kämpfen um die beiden Titel in der Männer- und Frauen-Konkurrenz und um insgesamt 20 Titel in den Seniorenklassen. „Bei uns beginnen die Senioren ab 30 Jahre +. Die Nachfrage in diesen Altersklassen ist groß“, sagt Harald Heger vom Bayerischen Tennis-Verband. Er organisiert mit seinem Team, zu dem auch der ehemalige TCA-Clubmanager Yannick Paul gehört, das Mammutturnier.
Der demografische Wandel der Gesellschaft ist auch im Tennis zu spüren. Zudem ist der Ehrgeiz der älteren Tennis-Generation mindestens genauso groß wie bei der jüngeren. So setzte sich am Donnerstagvormittag noch eine Nachrückerin bei den Frauen 55 aus Aschaffenburg ins Auto, fuhr über 300 Kilometer, um am Nachmittag eine erkrankte Teilnehmerin im Hauptfeld zu ersetzen.
Seit Mittwoch wird auf der Anlage des TC Augsburg und des TC Schießgraben gespielt. Beim TCA kümmert sich hauptsächlich ClubManagerin Gabi Frantzen um die Organisation, beim TC Schießgraben sind es Manfred Schabert und Michael Thor. „Für uns ist es auch eine Ehre, das Top-Turnier des
ausrichten zu dürfen“, sagt Jakob Schweyer. Dass ein paar Vereinsmitglieder schimpfen, dass sie in diesen Tagen nicht wie gewohnt auf ihrer Anlage spielen können, nimmt er in Kauf. Dabei hat er auf der Anlage der TSG Hochzoll sogar extra Ausweichplätze organisiert. Ein großes Plus bleibt durch die Ausrichtung nicht in der Vereinskasse. „Die Kosten und die Platzmiete des BTV werden sich wohl die Waage halten“, sagt Schweyer.
Heger schwärmt von den Bedingungen in Augsburg. „Hier beim TCA haben wir 19 Plätze und beim Schießgraben sind es 15. Dazu kommen noch zwei nagelneue Hallen mit insgesamt zehn Plätzen. Das ist ideal für uns. Sonst mussten wir uns
immer auf drei Anlagen aufteilen, was personell kaum zu stemmen war.“
Am Mittwoch und Donnerstag hatten die Organisatoren auch Glück mit dem Wetter. Es war nicht zu heiß, der Himmel blau-weiß. Und so füllte sich im Laufe des Vormittags die Anlage am Siebentischwald. Der Eintritt ist an allen Tagen kostenlos. Der Sport sehenswert.
So kämpften am Donnerstag noch die Qualifikanten um den Einzug ins Aktiven-Hauptfeld. Bei den Männern waren acht Plätze zu vergeben, bei den Frauen sechs. Dort gewannen Annika Pschorr (TC Schießgraben) und Carolin Jung (TC Schwaben) die entscheidenden Finalspiele. Bei den Männern gelang am VorBTV mittag Tom Rußwurm vom TC Rot-Weiß Gersthofen der Einzug in das 64er-Feld. Der 23-Jährige aus Meitingen (Lkr. Augsburg) besiegte in seinem Finale Mathis Seidl vom TC Grünwald mit 6:4 und 7:6. Rußwurm hat in diesem Sommer sein Wirtschaftsstudium an der Fordham University in New York City beendet. Mit seinem Tennis-Team spielte er dort hin der Divison I, der höchsten Uni-Liga. „Ich freue mich, dass ich mich für das Hauptfeld qualifizieren konnte“, sagte Rußwurm, ärgerte sich aber auch ein wenig über sich selbst. „Ich hatte beim 5:2 schon Matchbälle, da hätte ich mir Kondition sparen können.“
Das rächte sich dann. Denn am Nachmittag verlor er in der ersten Runde im Hauptfeld gegen David Weber (TC Hengersberg) mit 5:7 und 1:6. Die Favoriten auf den Männer-Titel greifen erst heute ins Geschehen ein, wie der top-gesetzte Leopold Zima (TC Ohligs), Nummer 37 der deutschen Rangliste oder der an Position zwei gesetzte Hannes Wagner vom TC Schießgraben.
Bei den Frauen zog Favoritin Laura Putz (TC Aschheim) souverän ins Achtelfinale ein. Dort wird auch Qualifikantin Carolin Jung am Freitag spielen, denn sie überraschte und gewann in der ersten Runde gegen Elisabeth Sterner (MTTC Iphitos München) 6:2, 6:1.
Für Schweyer ein Grund mehr, um Zuschauer zu werben. „Auch bei den großen Grand-Slam-Turnieren ist es besser, nicht erst am Finaltag auf die Anlage zu kommen. Denn wenn man früher kommt, sieht man mehr und oft auch attraktivere Spiele.“Zumal für den FinalSonntag Höchsttemperaturen von 33 Grad angesagt sind.