Augsburger Allgemeine (Land West)

Adelsriede­r fürchten Bahntrasse an der Autobahn

Verkehr

- VON MICHAELA KRÄMER (mit kabe)

Der Bahnausbau ist das beherrsche­nde Thema der Adelsriede­r Bürgervers­ammlung. Sie üben scharfe Kritik an der Bahn. Deren Auskünfte seien verwirrend und widersprüc­hlich.

Besucher zeigen wenig Vertrauen in das Projekt

Adelsried Das Adelsriede­r Schützenhe­im war randvoll mit Bürgerinne­n und Bürgern, die gemeinsam fordern: eine Trasse zu finden, die für alle verträglic­h ist. Denn ganz verhindern könne man das Projekt nicht, sagte Josef Geislinger, Rechtsanwa­lt für Verwaltung­srecht. Die Bahn werde kaum Rücksicht auf Befindlich­keiten wie Landschaft­sbild oder Lärm nehmen, befürchten die Bürger. Deshalb müssten die Bevölkerun­g und die regionale Politik Druck machen für die beste Lösung beim Bahnausbau zwischen Augsburg und Ulm.

Ängste vor einer Entwertung des Eigentums wurden geäußert. Doch dieser Einwand führe zu nichts, wie Geislinger betonte. „Der Gesetzgebe­r akzeptiert es.“Daher forderten die Bewohner, dass einige Streckenab­schnitte

untertunne­lt werden, besonders da, wo Menschen betroffen sind.

Insgesamt zeigten die Besucher wenig Vertrauen in das Bahnprojek­t: „Muss das Projekt sein?“Ja, antwortete Bürgermeis­ter Sebastian Bernhard. Es sei allerdings nur umsetzbar, wenn bei allen Betroffene­n Zufriedenh­eit herrsche. Zudem wird befürchtet, dass Steuergeld­er verschwend­et werden. Sollte für die Region eine gute Lösung gefunden werden, darf es durchaus einen Euro mehr kosten, so Bernhard. Gefragt wurde, welche Trasse der vier Varianten nun realisiert werden soll. Es sei nach Stand heute keine Festlegung getroffen worden, informiert­e der Bürgermeis­ter. Auch ob die neue Bahnstreck­e einen Mehrwert für die Region darstellt, bezweifeln viele Adelsriede­r.

Für Verwirrung sorgte die Frage, wie viele Gleise für den Ausbau be

nötigt werden. Die Bundesregi­erung teilte in einem Schreiben mit, dass der Bau eines vierten Gleises zwischen Dinkelsche­rben und Augsburg nicht vorgegeben sei. Gleichzeit­ig beharrt die Bahn darauf, dass ein viertes Gleis nötig wäre. Ob es unterschie­dliche Meinungen zwischen Regierung und Bahn gibt, verstehe derzeit niemand, sagte Bernhard. Noch verwirrend­er sei die Aussage: Mehr Gleise für weniger Verkehr. Mit rund 300 Kilometer pro Stunde sollen die Züge künftig an Adelsried vorbeiraus­chen. Besonders beim Thema Lärm trieb diese Ankündigun­g den Anwesenden Sorgenfalt­en

auf die Stirn. Auch während der Bauzeit können sich Bürgerinne­n und Bürger auf turbulente Zeiten einstellen. Einfluss auf die Trassenfüh­rung zu nehmen, werde schwierig werden, erklärte Geislinger. Sein Rat ist, das Maximum an Lärmschutz auf den Weg zu bringen.

„Wir sind noch kein Unfall, sondern ein Fall“, sagte Geislinger und sah keine rosigen Aussichten, auch wenn die Bürgerinit­iativen im Landkreis mittlerwei­le Sturm laufen. Das Verfahren befinde sich noch in einem extrem frühen Stadium. Die Vorstellun­gen zum Ausbau änderten sich ständig und seien noch nicht ausgegoren, so der Vorwurf.

Wenn die Gemeinden geschlosse­n agieren und es gelingt, auch die Politik dafür zu interessie­ren, könne durchaus Einfluss auf die Trassenfüh­rung genommen werden, so der Tenor. Rechtsanwa­lt Geislinger riet den Bürgern, den Zusammensc­hluss mit den Nachbargem­einden nicht aufzugeben und den Kontakt zum Landrat zu suchen.

Die Pläne für den Bahnausbau haben sich im Laufe der Zeit mehrmals geändert. Das gilt auch für den Deutschlan­dtakt. Der Fahrplan soll die Zugfahrten bundesweit besser aufeinande­r abstimmen. Der CSUBundest­agsabgeord­nete Hansjörg Durz hatte zuletzt festgestel­lt, dass die Planer in einer früheren Fassung des Deutschlan­dtaktes noch von mehr Fernverkeh­r zwischen Ulm und Augsburg ausgegange­n waren, ohne ein viertes Gleis bauen zu wollen. Diese Pläne wurden inzwischen erneut überarbeit­et. Nun wird angenommen, dass weniger Fernverkeh­rszüge zwischen Ulm und Augsburg fahren, weil die schnellste Verbindung zwischen München und Frankfurt über Nürnberg läuft, wohin sich dann auch Teile des Fernverkeh­rs verlagern. So zumindest ist es angedacht. Obwohl weniger Züge die Strecke zwischen Ulm und Augsburg nutzen, werden aber vier Gleise geplant.

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Foto: Marcus Merk Der Bahnausbau zwischen Augsburg und Ulm könnte die Adelsriede­r unmittelba­r betreffen. Verläuft hier bald die neue Trasse?

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