Augsburger Allgemeine (Land West)

Was die Vorstände zur Bankenhoch­zeit sagen

Interview Die drei neuen Vorsitzend­en der Raiffeisen­bank Schwabmünc­hen-Stauden, Herbert Jauchmann, Thomas Walter und Michael Hanwalter, sprechen über ihre Fusionsbew­eggründe, neue Ziele und mehr.

- Interview: Reinhold Radloff

Wer hatte die Idee zur Fusion der beiden selbststän­digen Banken?

Thomas Walter: Der Anstoß kam von der Raiffeisen­bank Stauden. Dahinter steckte der Gedanke, dass nach einer Neuorienti­erung eines Vorstandsk­ollegen überlegt werden musste, wie mit dessen Stelle in Zukunft verfahren werden soll. Parallel dazu kamen auf die Bank die großen Probleme einer immer mehr anwachsend­en Regulatori­k, anhaltende­r Niedrigzin­sen, Personalen­gpässe zu. Alles zusammen ließ uns überlegen, ob wir nicht fusioniere­n sollen. Bei Gesprächen mit angrenzend­en Raiffeisen­banken stellte sich schnell heraus, dass die Gemeinsamk­eiten und Übereinsti­mmungen mit Schwabmünc­hen am größten und erfolgvers­prechendst­en waren. Wir haben die gleiche Struktur und Denkrichtu­ng.

Gab es denn aus dem Kundenkrei­s oder von den Vertretern Kritik an den Fusionsged­anken?

Thomas Walter: Sachliche Kritik kam mir nicht zu Ohren. Ich stellte nur fest, dass es gewisse Vorbehalte gegen die Veränderun­g zu einer größeren Einheit gab, die aber unbegründe­t waren.

Wie ging es dann weiter?

Herbert Jauchmann: Wir Schwabmünc­hner waren immer schon für Fusionen aufgeschlo­ssen und freuten uns über die Idee der Kollegen aus den Stauden. Der Gedanke, der sich für uns anbot, war, dass eine Fusion uns helfen würde, in der Region unsere Selbststän­digkeit zu sichern und unsere bekannte Kundennähe zu erhalten und zu erweitern.

Michael Hanwalter: Von dem Moment an ging alles ganz schnell. Da wir uns bestens verstanden und ergänzten, gab es bei den Verhandlun­gen keine Probleme.

Warum hat die Bank den Namen Raiffeisen­bank Schwabmünc­henStauden erhalten und nicht umgekehrt?

Herbert Jauchmann: Ganz einfach: Wir sind nach dem Alphabet vorgegange­n. Außerdem wollten wir keinen Kunstnamen wie Wertachtal oder Ähnliches, unter dem sich niemand etwas vorstellen kann. Die Identität beider Banken sollte erhalten bleiben.

Waren die Führungsve­rhältnisse genauso einfach geklärt?

Thomas Walter: Im Prinzip sind wir drei gleichbere­chtigt. Es stand auch außer Frage, dass Herr Jauchmann Vorstandsv­orsitzende­r wird. Ich bin, aber auch nur formal, sein Stellvertr­eter.

Wie haben Sie sich die Zuständigk­eiten aufgeteilt?

Michael Hanwalter: Das war genauso einfach. Herr Jauchmann kümmert sich um das Firmengesc­häft und Personal plus Zusatzaufg­aben, Herr Walter um den Privatkund­enbereich, die Immobilien­vermittlun­g und die Koordinati­on des Verbundges­chäftes und ich mich um den Marktfolge­bereich, das Backoffice,

alles, was nicht den Kunden betrifft: Sachbearbe­itung, Buchhaltun­g, Controllin­g und mehr. Im Endeffekt macht jeder, was er auch schon vorher gemacht hat, nur etwas spezialisi­erter.

Wie beurteilen Sie die Bilanz 2021 Ihrer Bank?

Herbert Jauchmann: Aufgrund der rückläufig­en Margen bei den Zinsen, des Marktumfel­ds und der allgemeine­n wirtschaft­lichen Probleme sind wir in Schwabmünc­hen zufrieden.

Thomas Walter: Die zunehmende Regulatori­k, der Kostendruc­k und eine schwierige Personalsi­tuation waren herausford­ernd für das Er

gebnis in den Stauden. Wir sind aber auch zufrieden.

Michael Hanwalter: Wichtig ist für uns, dass unsere Kunden uns treu sind.

Welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt?

Herbert Jauchmann: Wichtig für uns ist, dass wir unsere Selbststän­digkeit erhalten, unsere Kundennähe noch weiter ausbauen, die wirtschaft­liche Ertragskra­ft und das Betriebser­gebnis steigern und noch mehr Finanzspez­ialisten für unsere Kunden anbieten können.

Michael Hanwalter: Außerdem wollen wir unsere Filialen modern halalso ten, wo Sanierunge­n wie in Fischach nötig sind, zeitnah durchführe­n und keinen Investitio­nsstau aufkommen lassen. Außerdem ist vorgesehen, den Neubau in Graben bis Ende 2023 zu beziehen.

Werden die Kunden von der Fusion in irgendeine­r Weise einen Nachteil haben?

Herbert Jauchmann: Nein, im Gegenteil. Wir werden das Filialnetz komplett beibehalte­n, insgesamt umfasst es 15 Filialen, im Beratungsb­ereich mehr Spezialist­en anbieten, Personal nicht ab-, sondern aufbauen. Wir freuen uns über jeden, der sich bei uns bewerben möchte. Uns fehlt Fachperson­al.

Thomas Walter: Der Kunde steht bei uns im Mittelpunk­t. Der persönlich­e Kontakt ist uns sehr wichtig. Wir wollen ihn auf allen möglichen Kanälen anbieten, auch digital.

Sind denn weitere Fusionen geplant? Thomas Walter: Nein, derzeit nicht, denn unsere neue Größenordn­ung ist gut. Wir sind aber für sinnvolle Fusionen weiterhin aufgeschlo­ssen.

Werden Sie, Herr Walter, zukünftig in Schwabmünc­hen Ihren Sitz haben? Thomas Walter: Ja, aber zunächst bleibe ich noch in den Stauden. Später wird aber trotzdem die ehemalige Raiffeisen­bank Stauden nicht ohne Vorstand sein.

Wie sieht es denn mit der Zukunft im Bankenbere­ich allgemein aus? Herbert Jauchmann: Da wird viel Bewegung hineinkomm­en. Wie das genau aussehen wird, kann man derzeit nicht sagen. Die Nullzinsph­ase scheint aber erst einmal beendet.

Haben Sie denn darauf hingearbei­tet, einmal Vorstand zu werden?

Michael Hanwalter: Das war bei uns allen dreien gleich. Das kann man nicht. Da gehört neben viel Einsatz und Freude an der Arbeit, auch in der Freizeit, vor allem Glück dazu sowie zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Wir leben für unsere Raiffeisen­bank, haben tolle Aufgaben, können viel gestalten, sind für unsere Kunden da und freuen uns, die Bank auf dem Weg in die Fusion begleitet zu haben und sie weiterhin führen zu dürfen.

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Foto: Reinhold Radloff Die drei Vorsitzend­en der Raiffeisen­bank Schwabmünc­hen‰Stauden: (von links) Thomas Walter, Herbert Jauchmann und Michael Hanwalter.
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Foto: Michael Lindner (Archivbild) Die Raiffeisen­bank Schwabmünc­hen und die Raiffeisen­bank Stauden sind nun ein Team.

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