Augsburger Allgemeine (Land West)
Nicht immer ist die Bandscheibe schuld
Welche Ursachen noch hinter Rückenschmerzen stecken können, erklärt ein Wirbelsäulenspezialist in Schwabmünchen.
Schwabmünchen Jeder Lebensabschnitt hat seine Tücken, das gilt auch für den Rücken. Während Kinder und Jugendliche meist unter angeborenen Fehlbildungen, Entzündungen, Verletzungen oder Knochenbrüchen im Bereich der Wirbelsäule und der angrenzenden Muskulatur leiden, hat man mit zunehmendem Alter eher mit abnutzungsbedingten Beschwerden zu tun. Dabei ist der bekannte Bandscheibenvorfall gar nicht die häufigste Ursache für Rückenschmerzen.
Es gibt noch eine Vielzahl anderer Ursachen. Beispielsweise können Herzprobleme oder Nierenbeckenentzündungen in den Rücken ausstrahlen. Andererseits gibt es im Bereich des Rückens ebenfalls zahlreiche Erkrankungen, die Probleme bereiten können. „Bisher eher weniger bekannt ist beispielsweise das ISG-Syndrom“, erklärt Professor Balkan Cakir, Wirbelsäulenspezialist und Chefarzt der Unfall- und orthopädischen Chirurgie der Wertachkliniken. ISG steht für Iliosakralgelenk. Das sind die beiden Kreuz-Darmbein-Gelenke, die die Wirbelsäule rechts und links mit dem Kreuzbein und dem Darmbein verbinden. Starke Belastungen können das sogenannte ISG-Syndrom ebenso auslösen wie arthrotische
Verschleißerscheinungen, Rheuma und andere Entzündungen.
Etwas bekannter ist die Spinalkanalstenose. Sie betrifft den Wirbelkanal, in dem ein wichtiger Teil des zentralen Nervensystems angesiedelt ist. Dieser Kanal ist bei einer Stenose an einer oder mehreren Stellen verengt, sodass verschiedene Nerven in ihrer Funktion eingeschränkt werden, ähnlich wie bei einem Bandscheibenvorfall. Die Verengung
kann jedoch mehrere Ursachen haben, wie arthrotisch veränderte und vergrößerte Zwischenwirbelgelenke und Zysten, die von diesen Gelenken ausgehen, sowie eine Instabilität der Wirbelkörper, das sogenannte Wirbelgleiten, und eben auch einen Bandscheibenvorfall.
Mit zunehmendem Alter werden zudem die Knochen, und damit auch die Wirbelkörper, immer dünner und poröser und damit anfällig für Brüche, die sehr schmerzhaft sein können. Auch die kleinen Gelenke in der Wirbelsäule können durch Abnutzung Probleme bereiten. Außerdem verschleißen die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern mit zunehmendem Alter und puffern dann Stöße nicht mehr so gut ab. Die Folgen sind oft lokale Rückenschmerzen sowie ein höheres Risiko für den bereits viel zitierten Bandscheibenvorfall. Aufgrund der zentralen Aufgaben der Wirbelsäule und der vielfältigen Möglichkeiten für Probleme in diesem Bereich, sei eine genaue Diagnose besonders wichtig, sagt Professor Cakir: „Es ist nicht immer die Bandscheibe, und vor allem muss der Schmerz zur Diagnose passen, nur dann ist eine gezielte Therapie möglich, die auch wirklich hilft.“
Deshalb erklärt Professor Cakir am Mittwoch, 22. Juni, in Schwabmünchen in einem Vortrag nicht nur die verschiedenen Ursachen, sondern auch deren Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten. Der Vortrag „Volksleiden Rückenschmerz – es ist nicht immer die Bandscheibe“mit Professor Balkan Cakir startet um 19.30 Uhr im Ferdinand-Wagner-Saal Schwabmünchen, Fuggerstraße 20. Der Eintritt ist frei.