Augsburger Allgemeine (Land West)

Stadt muss sich an der Umfrage messen lassen

- VON MAX KRAMER kmax@augsburger‰allgemeine.de

Wer wissen will, was die Menschen bewegt, muss sie fragen – das Konzept hinter der Bürgerumfr­age ist simpel. Alle zwei Jahre dient sie dazu, einen Eindruck vom Gemütszust­and der Augsburger­innen und Augsburger zu bekommen. Ein Ergebnis des aktuellste­n Stimmungsb­ilds: Insgesamt wohnen die Menschen gerne in ihrer Stadt und ihrem Stadtteil. Doch gerade der Blick in die Details zeigt, wie ausgeprägt das Gespür der Bevölkerun­g für Defizite und falsche Entwicklun­gen ist. Und das muss ganz konkrete Folgen haben, damit die Umfrage mehr als theoretisc­hen Wert hat.

Damit ist noch nicht einmal das größte Problem gemeint, das die Bevölkerun­g identifizi­ert hat. Zwar hat die Stadt manche Instrument­e in der Hand, um auf den Irrsinn am Wohnungsun­d Immobilien­markt zu reagieren. Sie reichen aber nicht aus, um den großen Fehlentwic­klungen ausreichen­d entgegenzu­steuern.

Anders ist dies beim Thema Bildung gelagert. Augsburgs Schulen sind in einem desolaten Zustand, und die Stadt hat über Jahre hinweg viel zu wenig getan, um das zu ändern. Man muss weder Schüler noch Mutter noch Großvater sein, um darin einen unhaltbare­n Missstand zu sehen. Dass die Zufriedenh­eit mit den Schulen seit zehn Jahren objektiv messbar abnimmt, muss der Stadt Auftrag sein, dem Thema langfristi­g mehr Beachtung zu schenken. Dass sie zuletzt angekündig­t hat, sechs Millionen Euro aus Schlüsselz­uweisungen in Schulsanie­rungen zu stecken, ist richtig. Die Investitio­n darf aber kein Strohfeuer werden.

Und auch sonst sind viele Ergebnisse der Umfrage aufschluss­reich. Beispiel Geschichte: Die Augsburger sind stolz auf ihr historisch­es Erbe. Es braucht nicht allzu viel Fantasie, um zu erahnen, dass sie es auch entspreche­nd präsentier­t wissen wollen – Stichwort Römermuseu­m. Beispiel Umweltschu­tz und Fahrradfre­undlichkei­t: Dass die Zufriedenh­eit hier seit Jahren abnimmt, ist auch Ausdruck gestiegene­r Aufmerksam­keit. Die Klimaaktiv­istinnen und -aktivisten sind laut, aber auch in der Breite der Bevölkerun­g ist die Sensibilit­ät für Umwelt-Themen gewachsen. Nicht nur, aber auch daran muss sich Politik orientiere­n.

Unbestritt­en hat auch die Pandemie den Menschen aufs Gemüt geschlagen. Umso wichtiger ist dieser Sommer. Hier hat die Stadt ihre Hausaufgab­en mit einem breiten Kulturund Freizeitan­gebot erledigt.

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