Augsburger Allgemeine (Land West)
Stadt muss sich an der Umfrage messen lassen
Wer wissen will, was die Menschen bewegt, muss sie fragen – das Konzept hinter der Bürgerumfrage ist simpel. Alle zwei Jahre dient sie dazu, einen Eindruck vom Gemütszustand der Augsburgerinnen und Augsburger zu bekommen. Ein Ergebnis des aktuellsten Stimmungsbilds: Insgesamt wohnen die Menschen gerne in ihrer Stadt und ihrem Stadtteil. Doch gerade der Blick in die Details zeigt, wie ausgeprägt das Gespür der Bevölkerung für Defizite und falsche Entwicklungen ist. Und das muss ganz konkrete Folgen haben, damit die Umfrage mehr als theoretischen Wert hat.
Damit ist noch nicht einmal das größte Problem gemeint, das die Bevölkerung identifiziert hat. Zwar hat die Stadt manche Instrumente in der Hand, um auf den Irrsinn am Wohnungsund Immobilienmarkt zu reagieren. Sie reichen aber nicht aus, um den großen Fehlentwicklungen ausreichend entgegenzusteuern.
Anders ist dies beim Thema Bildung gelagert. Augsburgs Schulen sind in einem desolaten Zustand, und die Stadt hat über Jahre hinweg viel zu wenig getan, um das zu ändern. Man muss weder Schüler noch Mutter noch Großvater sein, um darin einen unhaltbaren Missstand zu sehen. Dass die Zufriedenheit mit den Schulen seit zehn Jahren objektiv messbar abnimmt, muss der Stadt Auftrag sein, dem Thema langfristig mehr Beachtung zu schenken. Dass sie zuletzt angekündigt hat, sechs Millionen Euro aus Schlüsselzuweisungen in Schulsanierungen zu stecken, ist richtig. Die Investition darf aber kein Strohfeuer werden.
Und auch sonst sind viele Ergebnisse der Umfrage aufschlussreich. Beispiel Geschichte: Die Augsburger sind stolz auf ihr historisches Erbe. Es braucht nicht allzu viel Fantasie, um zu erahnen, dass sie es auch entsprechend präsentiert wissen wollen – Stichwort Römermuseum. Beispiel Umweltschutz und Fahrradfreundlichkeit: Dass die Zufriedenheit hier seit Jahren abnimmt, ist auch Ausdruck gestiegener Aufmerksamkeit. Die Klimaaktivistinnen und -aktivisten sind laut, aber auch in der Breite der Bevölkerung ist die Sensibilität für Umwelt-Themen gewachsen. Nicht nur, aber auch daran muss sich Politik orientieren.
Unbestritten hat auch die Pandemie den Menschen aufs Gemüt geschlagen. Umso wichtiger ist dieser Sommer. Hier hat die Stadt ihre Hausaufgaben mit einem breiten Kulturund Freizeitangebot erledigt.