Augsburger Allgemeine (Land West)

Wasserwach­t kommt an Badesee in Langweid

Rettung Nach dem tödlichen Badeunfall im Langweider Badesee fordern viele Menschen eine Station der Wasserwach­t. Die Gemeinde will nun schnellstm­öglich einen Bauantrag einreichen, doch es gibt noch weitere Probleme.

- VON MATTHIAS SCHALLA

Landkreis Augsburg Der Tod der 61-jährigen Schwimmeri­n, die vor rund zwei Wochen im Langweider Badesee verunglück­t ist, hat die Leserinnen und Leser unserer Zeitung emotional sehr bewegt. Zwar hatten unter anderem zwei junge Mädchen noch dabei geholfen, die Frau ans rettende Ufer zu bringen. Doch ihre Verletzung­en waren so massiv, dass sie Anfang der Woche im Krankenhau­s gestorben ist. Tief betroffen teilte ihr Bruder der Redaktion die traurige Nachricht mit und wünschte sich mit tränenerst­ickter Stimme, „dass künftig eine Station der Wasserwach­t dort stehen soll“. Dann sei der Tod seiner Schwester wenigsten nicht umsonst gewesen. Sein Wunsch wird erfüllt. „Die Planungen für ein festes Häuschen der Wasserwach­t an dem Badesee, gibt es schon länger“, sagt Langweids Bürgermeis­ter Jürgen Gilg auf Nachfrage unserer Zeitung. Durch den tragischen Unfall ist das Thema jedoch nun noch stärker in den Fokus gerückt worden. Sogar ein Mitglied des Pfarrgemei­nderats hatte sich telefonisc­h an die Redaktion gewandt, um auf die Notwendigk­eit einer regelmäßig­en Überwachun­g des Gewässers hinzuweise­n. Gilg will die aktuellen Planungen weiter forcieren und geht davon aus, „dass wir noch vor der Sommerpaus­e den Bauantrag für ein Multifunkt­ionshaus einreichen werden. In der nächsten Saison wird dort ein entspreche­ndes Gebäude stehen.“

Langweid hat gegenüber vielen anderen Kommunen im Augsburger Land einen entscheide­nden Vorteil „Unsere Ortsgruppe der Wasserwach­t ist dort mit 235 Aktiven vergleichs­weise stark besetzt“, sagt BRK-Kreisgesch­äftsführer Thomas Haugg. Zudem seien die Einsatzkrä­fte bestens ausgebilde­t, da sie bereits eine Station am Lech betreiben. Da es sich dort jedoch um die Überwachun­g eines fließenden Gewässers handelt, hätte sich die Ortsgruppe vorrangig um diesen Standort gekümmert. Sobald die Einrichtun­g am Badesee in der Foretstraß­e steht, werde aber auch diese Station mit besetzt werden.

Geplant ist ein festes Gebäude mit Toiletten und allen erforderli­chen Anschlüsse­n von der Wasser- bis zur Stromverso­rgung. „Wir planen auch einen eigenen Parkplatz für ein Rettungsbo­ot ein“, sagt Gilg. Finanziert werden sämtliche Baumaßnahm­en von der Gemeinde, von dem Erholungsg­ebietevere­in Augsburg (EVA) gebe es einen Zuschuss.

Alles, was darüber hinaus für den Betrieb der Station erforderli­ch ist, wird dann von der Wasserwach­t des BRK übernommen. Mit rund 1800 Aktiven in 14 Ortsgruppe­n ist dieser Bereich im Augsburger Land zwar personell gut aufgestell­t, mancherort­s aber klaffen noch Lücken.

„Das ‘A’ und ‘O’ bei der Wasserrett­ung ist die Schnelligk­eit“, sagt Haugg. Von daher sollte eine Wasserwach­t immer ortsansäss­ig sein, um sich lange Anfahrtswe­ge zu sparen. Genau dieses Problem aber gibt es zurzeit in Thierhaupt­en. „Hier haben sich noch nicht genug Ehrenamtli­che für eine eigene Ortsgruppe gefunden“, so Haugg. Der dortige Weiher, bei dem es vor wenigen Jahren ebenfalls einen tödlichen Badeunfall gegeben habe, werde daher momentan noch von den Kräften aus Meitingen überwacht. Grundsätzl­ich gebe es zwar keinerlei Nachwuchsp­robleme, da es sich bei der Wasserwach­t um ein beliebtes und interessan­tes Aufgabenge­biet handelt, doch der Faktor „Zeit“ist auch hier entscheide­nd.

„Das Ehrenamt nimmt natürlich sehr viel Zeit in Anspruch“, sagt Haugg. Die Stationen seien daher in

Regel nur an Feiertagen und am Wochenende besetzt. Viele Aktive seien berufstäti­g und könnten an manchen Tagen erst nach Feierabend zum Dienst antreten. Zudem hätten die Rettungssc­hwimmer momentan noch mit einer zusätzlich­en Bugwelle zu kämpfen. „Unsere Schwimmkur­se sind momentan proppenvol­l“, erklärt Haugg. Aufgrund von Corona und dem damit verbundene­n Ausfall von zahlreiche­n Unterricht­sstunden hat Haugg festgestel­lt, dass mittlerwei­le das Alter der Nichtschwi­mmer erheblich zugenommen hat. „Es gibt immer mehr 14- und 15-Jährige, die sich noch nicht alleine durch tieferes Wasser bewegen können“, sagt er. Ein weiteres Problem sei, dass einfach zu wenig geeignete Becken zur Verfügung stünden.

„Der Unterhalt eines Frei- oder eines Hallenbads kostet richtig viel Geld und kann in der Regel nicht kostendeck­end betrieben werden“, erklärt der Kreisgesch­äftsführer. Kommunen würden daher lieber „Wellnesste­mpel und Whirlpools“betreiben, um höhere Einnahmen generieren zu können. „Richtiges Schwimmen aber lernt man nur in tiefen, kalten und übersichtl­ichen Becken“, betont er und spricht von einer „Fehlentsch­eidung“, da es immer weniger geeignete Einrichtun­gen gebe. „Es ist ein Teufelskre­is, dessen Schlinge sich langsam zuder zieht“, warnt Haugg. Umso mehr freut er sich, dass es nun in der nächsten Saison zumindest am Badesee in Langweid eine feste Station geben wird. „Die Wasserwach­t steht bereit.“

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Foto: Andreas Lode Immer ein wachsames Auge haben am Ilsesee Michael Bärreiter, Jessica Ivancan und Rene Zapf (von links) auf die Schwimmer. Eine feste Station wird es nun auch in der kom‰ menden Saison in Langweid geben.

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