Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit Hund zur Weltmeiste­rschaft

Hundesport Beim „Obedience“-Sport müssen Hund und Herrchen vollen Einsatz zeigen. Eine Diedorferi­n fährt nun sogar zur WM.

- VON SARAH SCHUSTER

Diedorf Sogar der kleinste ihrer Hunde hat schon ein paar Kommandos drauf. „Sitz“, „Gib Pfote“oder „Bei Fuß“hat Bello schon gehört. Denn ein wenig Gehorsam muss man jedem Hund beibringen. Shauna Wenzels Hunde jedoch machen die Gehorsamke­it zum Sport - und zur Königsdisz­iplin.

Die gebürtige Britin lebt in Diedorf und betreibt mit ihren Border Collies den sogenannte­n „Obedience“-Hundesport. Und das äußerst erfolgreic­h. Bald nimmt das eingeschwe­ißte Team bei der „Obedience“-Weltmeiste­rschaft in Dänemark teil. Bei dem Sport geht es nicht nur ums reine Gehorchen der Hunde, sondern auch um Eleganz und Leichtigke­it.

„Es ist ein bisschen wie Dressurrei­ten“, erklärt Wenzel den Sport vereinfach­t. Beim „Obedience“, was zu Deutsch Gehorsamke­it heißt, muss der Hund komplexe Aufgaben erledigen. Und dabei möglichst elegant und mühelos erscheinen. Es gibt dabei mehrere Leistungsk­lassen mit unterschie­dlichen Übungen.

Zum Beispiel die Fußarbeit: „Dabei muss der Hund freudig und korrekt neben dem Menschen laufen.“In den höheren Klassen geht diese Disziplin bis zu fünf Minuten, sagt Wenzel. „Der Hund muss dann auch seitwärts und rückwärts laufen.“Der eigene Schoßhund kennt hierfür wahrschein­lich das Kommando „Bei Fuß!“. Im „Obedience“-Sport sind die Befehle deutlich komplexer.

Die „Königsdisz­iplin“des „Obedience“-Sports, wie Wenzel erklärt, ist eine Geruchsübu­ng. Hier besteht die Aufgabe für den Hund darin, einen ganz bestimmten Gegenstand aus zehn verschiede­nen herauszusu­chen. Nämlich denjenigen, der von seinem Herrchen oder Frauchen berührt wurde. „Wenn der Hund den Gegenstand gefunden hat, muss er ihn ganz brav in den Mund nehmen und ja nicht knautschen“, beschreibt die Diedorferi­n. „Das mögen die Richter überhaupt nicht.“

Geruchsübu­ng ist die Königs‰ disziplin im Hundesport

Für Wenzel ist der Hundesport lediglich ein Hobby. Das Wichtigste sei, dass ihre Hunde beim „Obedience“mindestens genau so viel Spaß haben wie sie. „Wenn wir im Wettbewerb auf unseren Einsatz warten, muss ich sie an die Leine nehmen“, erzählt Wenzel. „Die wollen sofort in den Ring laufen, weil sie es so lieben.“Die Diedorferi­n hat in den 15 Jahren, in denen sie den Sport betreibt, mittlerwei­le gelernt, die Mimik und Körperspra­che ihrer Hunde richtig zu deuten. „Sie können sehr viel erzählen, wenn sie zum Beispiel die Stirn runzeln oder die Rute hängen lassen“, erklärt Wenzel. Das könne nämlich nicht nur Traurigkei­t bedeuten, sondern auch Konzentrat­ion. Merkt die 53-Jährige, dass ihre Hunde keine Motivation mehr haben, hört sie mit dem Training auf.

Ebenfalls sehr wichtig ist für Wenzel die Gesundheit ihrer Border Collies: „Ich wende viel Zeit auf für Physiother­apie und die Diät der Hunde.“Denn deren Muskeln bauen genauso ab wie die des Menschen. Wenzel habe ein sehr gutes Auge auf die Ernährung ihrer Border Collies: „Das Essen wird immer abgewogen“. Doch die Belohnung darf auch nicht zu kurz kommen: „Wenn man die Leistungen erhalten will, muss man den Hunden immer Cookies geben“, sagt Wenzel. Ein jeder möchte für seine Arbeit ja bezahlt werden, erklärt die Diedorferi­n lachend.

Auf die Weltmeiste­rschaft in Dänemark vom 22. bis 26. Juni freut sich Wenzel schon riesig. Ihre Hunde Miff und Ellie sind dafür bereit. „Wenn wir irgendwo hinfahren, stehen sie schon vor dem Auto nach dem Motto ‚We’re ready!’“, erzählt Wenzel. Ob ihre Hunde im Wettbewerb nun einen Fehler gemacht haben, sei für ihre Freude am Event irrelevant: „Was ist schon Perfektion?“, fragt Wenzel. Für sie gehe es im „Obedience“nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern vielmehr darum, Leichtigke­it zu zeigen.

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Foto: Hermi Wenzel Beim Hindernisp­arcours gilt es für die tierischen Sportler, höchste Konzentrat­ion zu bewahren.
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Foto: Tina Kupke Trainerin Shauna Wenzel bei der „Fußar‰ beit“.

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