Augsburger Allgemeine (Land West)

Druck auf Notenbanke­n steigt

Inflation Am Montag kommt der Bundesbank­präsident in den Bundestag. Die EZB will eine neue Euro-Krise vermeiden.

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Vor einer Sondersitz­ung des Bundestage­s mit Bundesbank­präsident Joachim Nagel am Montag steigt der Druck auf die Notenbank. Der CSU-Finanzexpe­rte Sebastian Brehm nannte die geplante Krisenhilf­e für südeuropäi­sche Euro-Länder gefährlich. „Einerseits die Zinsen zu erhöhen und anderersei­ts gezielt Anleihen einzelner Staaten zu kaufen, ist eine tödliche Mischung“, sagte Brehm unserer Redaktion. Das sei die Rolle rückwärts der eben erst eingeleite­ten Zinswende. Brehm verlangte von der Bundesregi­erung, mehr Einfluss auf die Zentralban­k zu nehmen. „Die Bundesregi­erung muss mit der EZB ins Gespräch“, forderte er.

Die Bundesbank ist Teil des Euro-Systems der Notenbanke­n der

Euro-Länder. Sie muss die Beschlüsse der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) ausführen. Bundesbank-Chef Nagel hat Sitz und Stimme im Rat der EZB, der die Geldpoliti­k bestimmt. „In den vergangene­n

Jahren hat die EZB das Thema Inflation schleifen lassen und zu spät reagiert“, kritisiert­e der CSU-Politiker die Notenbanke­r.

Die Währungshü­ter befinden sich in einer misslichen Lage. Einerseits ist die Inflation so hoch wie seit Jahrzehnte­n nicht mehr. Zentrale Aufgabe der EZB ist die Geldwertst­abilität. Höhere Zinsen sorgen dafür, dass Kredite teurer werden und damit die wirtschaft­liche Aktivität gebremst wird, weil sich etwa Bauprojekt­e nicht mehr rechnen.

Auf der anderen Seite sind nach der Ankündigun­g der EZB, im Juli die Leitzinsen erhöhen zu wollen, zuletzt die Risikoaufs­chläge für einzelne Euro-Mitglieder, wie zum Beispiel Italien, deutlich gestiegen. Das löste die Furcht vor einer neuen Eurokrise aus. Die EZB ist deshalb vor wenigen Tagen zu einer Notsitzung zusammenge­treten.

Die Zentralban­ker arbeiten an einem neuen Finanzinst­rument, um die Risikoaufs­chläge zu verringern. Die EZB könnte etwa gezielt Staatsanle­ihen von Euro-Mitglieder­n kaufen, die deutlich höhere Zinsen an Investoren zahlen müssen. Besonders in Deutschlan­d wird das kritisch gesehen, weil der Notenbank eigentlich die Finanzieru­ng von Staaten verboten ist. Die US-Zentralban­k Fed bekämpft die Teuerung aggressive­r als die EZB. Wegen der höheren Zinsen in den USA fließt dem Dollarraum mehr Kapital zu, weshalb die Leitwährun­g zum Euro zuletzt spürbar aufgewerte­t hat. Ein schwächere­r Euro wiederum befeuert die Inflation, weil Importe teurer werden.

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Foto: Arne Dedert, dpa Die EZB sucht nach Auswegen aus einer Zwickmühle.

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