Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Weltstar für den FC Bayern

Fußball Sadio Mané kommt aus Liverpool nach München. Für den Rekordmeis­ter ist das ein Coup – auch wenn das Unverständ­nis in England groß ist. Was den Senegalese­n auszeichne­t.

- VON FLORIAN EISELE

München Es dürften harte Tage für Kevin Murphy sein. Der Fan des FC Liverpool wurde 2018 als Urheber eines Fangesangs bekannt, in dem die damalige Angriffsre­ihe seines Klubs gehuldigt wurde: Zu der Melodie des 60er Jahre-Hits „Sugar, sugar“von den Archies hieß es: „We’ve got Salah. Oh, Mané, Mané. And Bobby Firminho.“Das von Jürgen Klopp zusammenge­stellte Express-Angriffstr­io ließ die Fans (zu Recht) von einer goldenen Ära träumen. Vier Jahre später haben die Reds Meistersch­aft, Champions League und Klub-WM gewonnen – und nun verlässt der Erste dieses Trios den Klub. Sadio Mané wird zum FC Bayern wechseln, Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic bestätigte gegenüber Sky: „Ja, er kommt.“Knapp 40 Millionen Euro zahlt der FCB für den 30-jährigen Senegalese­n, Medizinche­ck und Unterschri­ft unter den Drei-Jahres-Vertrag sollen am Dienstag stattfinde­n.

Das Verständni­s für diesen Schritt hält sich bei einigen Beobachter­n des englischen Klubs in recht engen Grenzen. Dean Saunders, der Anfang der 90er Jahre für Liverpool auf Torejagd ging, sagte beim Radiosende­r Talksport: „Mané wird sich in seinen Sessel setzen, eine Zigarre anzünden, für Bayern im dritten Gang spielen und zwei Jahre lang die besten zwei Jahre seines Lebens als Fußballer ruinieren.“Das liege nicht zwingend am FC Bayern, der laut Saunders ein „großartige­r Klub“sei, sondern vielmehr am Niveau der Bundesliga: „Die Liga ist bei weitem keine Herausford­erung für Mané.“

Tatsächlic­h war der Meistersch­aftskampf in England in den vergangene­n Jahren deutlich spannender als in Deutschlan­d, tatsächlic­h wird der 30-jährige Mané im Laufe seiner Münchner Vertragsla­ufzeit nicht antrittssc­hneller werden. Fakt ist aber auch: Mit Mané hat der FC Bayern nicht nur einen Stammspiel­er aus Liverpool, sondern auch einen Weltstar in die deutsche Liga geholt. Vor allem in Afrika, wo Mané einer der prominente­sten Sportler überhaupt ist, dürften die Bundesliga und der FC Bayern nun deutlich stärker im Fokus stehen. Der Ghanaer Sammy Kuffour, lange Jahre selbst Verteidige­r beim FCB, sagte bei Sky: „Wir brauchen jemanden, der in Afrika ein großer Star ist, um hier die Bundesliga noch populärer zu machen.“

Sportlich scheint Mané durchaus seine Vorzüge zu haben. In seinen acht Jahren in der englischen Premier League lief er zwei Jahre für den FC Southampto­n und sechs Jahre für die Reds auf – und traf dabei immer zweistelli­g. 2019 holte er sich mit 22 Treffern sogar den Titel des Torschütze­nkönigs. Für Southampto­n

gelang ihm 2015 der schnellste Hattrick der Premier-League-Geschichte. Mehr Tore sammelte im selben Zeitraum nur Englands Nationalst­ürmer Harry Kane (Tottenham Hotspurs). Wie gefährlich Mané sein kann, erlebte der FC Bayern unter Pep Guardiola im Januar 2014 bei einer Testspieln­iederlage gegen RB Salzburg: Bei der 0:3-Pleite gelangen dem damaligen Salzburger Mané ein Tor und zwei Vorlagen. Der Senegalese gilt als variabel, kann als hängende Spitze oder auf einer der beiden Außenbahne­n eingesetzt werden. Sein beselbst vorzugtes Revier in München dürften aber wie schon in Liverpool die Flügel sein, die beim FC Bayern seit den Tagen von Ribéry und Robben das primäre Offensiv-Konzept darstellen. Eines ist Mané aber nicht: ein Mittelstür­mer und damit ein Ersatz für den nach wie vor abwanderun­gswilligen Robert Lewandowsk­i. Für den Polen könnte der Wechsel Manés aber ein Anreiz sein, seinen Vertrag beim FC Bayern mit etwas mehr Eifer zu erfüllen. Mané wiederum weiß, wie es ist, einen Wechsel mit allen Mitteln durchzuset­zen: Bevor er 2014 von Salzburg nach Southampto­n wechselte, sah er sich nicht in der Lage, zu trainieren, und verpasste das Champions-League-Play-off-Spiel gegen Malmö. Der damalige Trainer Adi Hütter schäumte und strich Mané aus dem Kader, ließ ihn aber letztlich gehen.

Nach Southampto­n kamen Liverpool und Kevin Murphys Song. Doch letztlich wird der Reds-Fan den Abgang Manés wohl verschmerz­en. Schon der Fangesang war eine Reaktion auf den Abgang des Liverpool-Angreifers Philippe Coutinho nach Barcelona. Neue Stars sind immer gekommen – ob in Liverpool oder beim FC Bayern.

Mané traf in jeder Saison in England zweistelli­g

 ?? Foto: Maurice van Steen, Witters ?? Die Farbe Rot wird er auch weiterhin tragen – wenn auch künftig im Trikot des FC Bayern: Sadio Mané kommt vom FC Liverpool zum FC Bayern. Der deutsche Vorzeigekl­ub hat den Transfer schon vor dem Medizinche­ck bestätigt.
Foto: Maurice van Steen, Witters Die Farbe Rot wird er auch weiterhin tragen – wenn auch künftig im Trikot des FC Bayern: Sadio Mané kommt vom FC Liverpool zum FC Bayern. Der deutsche Vorzeigekl­ub hat den Transfer schon vor dem Medizinche­ck bestätigt.

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