Augsburger Allgemeine (Land West)

Verstappen siegt, Schumacher im Pech

Formel 1

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Der Weltmeiste­r dominiert das gesamte Wochenende in Kanada – und gewinnt schon wieder. Der Vorsprung im Klassement wächst. Ein Podiums-Comeback erlebt Lewis Hamilton, Mick Schumacher den nächsten Rückschlag.

Montréal Max Verstappen ballte beide Fäuste auf seinem Red Bull und hüpfte nach dem Formel-1-Krimi von Montréal überglückl­ich in die Arme seiner Crew. Der Niederländ­er hat dank einer nervenstar­ken Vorstellun­g in seinem 150. Grand Prix einen weiteren wichtigen Sieg auf dem langen Weg zur Titelverte­idigung gefeiert. „Das war wirklich spannend am Schluss, ich habe alles gegeben“, sagte Verstappen und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Der 24-Jährige gewann am Sonntag den Großen Preis von Kanada von der Pole Position aus ganz knapp vor Carlos Sainz im Ferrari, der Verstappen auf den letzten Runden nach einer Safety-Car-Phase gehörig Druck gemacht hatte. „Wir waren ganz nah dran an einem Sieg“, sagte der spanische FerrariPil­ot.

Dritter wurde Lewis Hamilton. Der Rekordwelt­meister schaffte es nach Rang drei in Bahrain zum Auftakt erstmals wieder auf das Podest im Mercedes. „Das ist schon überwältig­end. Ich bin wirklich begeistert, ich hatte das nicht erwartet“, sagte der 37 Jahre alte Brite, der schon siebenmal in Kanada gewonnen hatte. Dagegen schied der WMZweite Sergio Perez im zweiten Red Bull früh mit einem Defekt aus. Der WM-Dritte Charles Leclerc schaffte es mit seinem Ferrari aus der letzten Reihe nach einer Startplatz­strafe immerhin noch bis auf Platz fünf, büßte aber auch weitere Punkte ein. Auch er profitiert­e dabei vom frühen Aus von Mick Schumacher, der wegen eines Defekts am Haas auch nach der besten Qualifikat­ion seiner Karriere weiter auf seine ersten WM-Punkte warten muss.

Sebastian Vettel wurde im Aston Martin Zwölfter. Im Klassement führt Verstappen nun mit 175 Punkten vor Perez (129) und Leclerc (126). Sonne zum Trainingsa­uftakt, Regen in der Qualifikat­ion, blauer Himmel zum Rennen: Das war schon nicht optimal für Mick Schumacher, dessen Haas auf nasser Strecke wie bei Platz sechs in der Qualifikat­ion am besten funktionie­rt. „Es wird natürlich sehr schwierig“, prophezeit­e er kurz vor dem Rennstart.

Platz neun oder zehn peilte er an. Daraus wurde auch nichts, und nach

zwei schweren Unfällen und jeder Menge Kritik konnte er nichts dafür. In Runde 20 trudelte er mit seinem defekten Wagen aus. „Das ist natürlich ein unschönes Gefühl“, sagte er. „Das ist sehr ärgerlich.“Sie hätten die Geschwindi­gkeit für Platz fünf gehabt. „Ich glaube, heute wäre es soweit gewesen“, sagte er zu der so ersehnten Fahrt in die Punkteräng­e. Als nach zwei Jahren CoronaZwan­gspause vor vollen Rängen auf dem Circuit Gilles Villeneuve die Roten Ampeln ausgingen, verteidigt­e Verstappen sein zweite Pole Position des Jahres recht locker. Fernando Alonso attackiert­e im Alpine nicht.

Ein Podium sei nicht realistisc­h, betonte er vorab bereits. Bis dahin hatte der 40 Jahre alte Spanier zum letzten Mal vor zehn Jahren in der ersten Startreihe gestanden. 2012 hatte er auf dem Hockenheim­ring die Pole Position erobert und danach das Rennen gewonnen. Verstappen in Führung, dahinter Alonso und Sainz. Schumacher büßte gleich einen Rang ein.

Ein zweiter folgte bereits in der Haarnadelk­urve, als der spätere Vierte George Russell im Mercedes vorbeizog. Leclerc versuchte, sich nach vorn zu arbeiten. Das erwies sich allerdings als mühsam für den Monegassen, der wegen diverser

neuer Motorentei­le vom 19. Platz aus der letzten Reihe hatte starten müssen. Ebenfalls aufholen musste Perez, der in der K.o.-Ausscheidu­ng nach einem Fahrfehler den Wagen in die Streckenbe­grenzung gesetzt hatte und nur 13. geworden war.

Doch die Überhol-Tour des mexikanisc­hen Monaco-Siegers war schnell vorbei. „Wir denken, es war ein Problem mit dem Getriebe“, sagte Teamchef Christian Horner. „Das tut extrem weh“, sagte Perez. Damit fiel auch der potenziell­e Helfer für Verstappen aus, der die virtuelle Safety-Car-Phase schnell zum Reifenwech­sel nutzte. Zurück auf der Strecke, schnappte er sich recht zügig Alonso. An der Spitze aber fuhr Sainz, der wie Leclerc vor einer Woche in Baku von einem Motordefek­t gestoppt worden war.

Und auch Hamilton hielt sich prächtig, hatte wie Verstappen die Reifen wechseln lassen. Es schien alles soweit entschiede­n, bis der japanische Alpha-Tauri-Pilot Yuki Tsunoda abflog. Das Safety Car musste raus, Sainz kam direkt rein. Mit nun frischeren Reifen machte der Spanier auf den letzten Runden gehörig Druck auf Verstappen. Der Niederländ­er leistete sich aber keinen Fehler und fuhr seinen sechsten Saisonsieg ein.

 ?? Foto: The Canadian Press, Ryan Remiorz, dpa ?? Es war – mal wieder – sein Rennwochen­ende: Max Verstappen aus den Niederland­en vom Team Oracle Red Bull in Aktion.
Foto: The Canadian Press, Ryan Remiorz, dpa Es war – mal wieder – sein Rennwochen­ende: Max Verstappen aus den Niederland­en vom Team Oracle Red Bull in Aktion.

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