Augsburger Allgemeine (Land West)

Gehwegpark­en soll die Ausnahme bleiben

Verkehr Eine Prüfung in Lechhausen ergibt: Wenn Autos auf dem Fußweg stehen, bleibt für Passanten zu wenig Platz. Oft ist das kein Problem, doch die Stadt will künftig genauer hinsehen – auch bei neuen Anträgen.

- VON NICOLE PRESTLE

Aus Mangel an Stellplätz­en hat es sich in einigen Augsburger Straßen eingebürge­rt, das Auto zur Hälfte oder ganz auf dem Gehsteig abzustelle­n, selbst wenn das entspreche­nde Gebiet dafür nicht offiziell freigegebe­n ist. Nachdem es in Lechhausen zuletzt Ärger wegen Strafzette­ln für entspreche­nd geparkte Autos gegeben hatte, hat die Stadt die Situation dort genauer unter die Lupe genommen und Kriterien erarbeitet, nach denen neue Anträge auf Gehwegpark­en künftig fürs gesamte Stadtgebie­t geprüft werden sollen. Für Lechhausen könnte das bedeuten, dass rund 80 Stellplätz­e wegfallen. Ob das so kommt, wird diese Woche Thema im Bauausschu­ss des Stadtrats sein. Die schwarz-grüne Regierungs­koalition ist sich nicht ganz einig.

„In etlichen Straßen im Augsburger Stadtgebie­t übersteigt seit einigen Jahren die bestehende Nachfrage nach Stellplätz­en das vorhandene Angebot an legalen Stellmögli­chkeiten“, sagt Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Der Bauausschu­ss habe sich bereits 2017 mit der Thematik beschäftig­t und Kriterien festgelegt, denen Gehwegpark­en erlaubt werden könne. Demnach musste auf den Gehwegen eine Restbreite von 1,50 Metern für Fußgänger gewahrt bleiben, für die Fahrbahn legte man 3,50 Meter fest. Diese Mindestbre­iten seien heute nicht mehr zeitgemäß: Eine alternde Gesellscha­ft bringe einerseits mit sich, dass immer mehr Fußgänger zum Beispiel mit Rollatoren unterwegs seien, für die auf den Gehwegen mehr Platz notwendig ist. Anderersei­ts dienten Gehwege nicht mehr nur der Fortbewegu­ng, sondern seien auch Aufenthalt­sorte.

Was die Straßen betreffe, sei die zunehmende Anzahl von Autos zu berücksich­tigen, die noch dazu immer größer und breiter würden. Dies alles führe laut Merkle unterm Strich zu gestiegene­n Anforderun­gen bezüglich der restlichen Mindestbre­iten. Zumindest für die Gehwege will die Stadt Augsburg deshalb nachjustie­ren: Hier sollen künftig zwei Meter übrig bleiben, um Fußgängern, Rollstuhlf­ahrern oder zum Beispiel Sehbehinde­rten mit Gehstock ausreichen­d Raum und Sicherheit zu bieten.

Einige Straßenzüg­e in Lechhausen wurden aufgrund der neu erarbeitet­en Kriterien untersucht. Die Stadt hat dabei das Gebiet zwischen Neuburger- und Blücherstr­aße sowie die Gneisenaus­traße analysiert und die Straßen in den Blick genommen, in denen aktuell keine offizielle­n Regeln existieren, Autos also ohne Erlaubnis auf den Fußwegen abgestellt sind. Ergebnis: In keinem der untersucht­en Bereiche werden die Mindestbre­iten eingehalte­n. Dennoch, so geht es aus den Unterlagen für den Bauausschu­ss hervor, könne sich die Stadt vorstellen, das Gehwegpark­en künftig zumindest in einigen Straßen – Bereiche der Steinmetzs­traße, abschnitts­weise in der Teplitzer Straße und größtentei­ls in der Gneisenaus­traße – offiziell auszuweise­n. Grund: Diese Abschnitte seien weder Teil eines Schulwegs noch eine wichtige Verbindung zu ÖPNV-Haltestell­en, weshalb eine Ausnahme von den geforderte­n Mindestbre­iten machbar sei. Anders sieht es in anderen Gebieten aus.

Auf rund der Hälfte aller knapp 160 Stellplätz­e, die laut Merkle im untersucht­en Gebiet seit Jahren unerlaubt fürs Gehwegpark­en genutzt werden, werden die restlichen Mindestbre­iten nicht eingehalte­n. „Daunter durch wird die Verkehrssi­cherheit von Fußgängern eingeschrä­nkt.“Eine Ausnahmege­nehmigung mit einer restlichen Gehwegbrei­te von 1,5 Metern und einer Fahrbahnbr­eite von 3,5 Metern könnten 77 Stellplätz­e bekommen. Die Stadt könnte das Gehwegpark­en hier also offiziell einführen und dadurch legalisier­en. Unterm Strich entstünden in Lechhausen damit rund sieben Prozent an zusätzlich­en, legalen Stellplätz­en. Im Gegenzug fielen Stellplätz­e auf Fußwegen, die bislang unerlaubt genutzt wurden, weg.

Die Augsburger Bauverwalt­ung will den Stadträten diese Woche vorschlage­n, Anträge auf Gehwegpark­en künftig auf die neu festgelegt­en Mindest-Restbreite­n zu prüfen. In Lechhausen soll die bestehende Situation entspreche­nd angepasst werden. Zum Teil müssten dafür Randsteine abgesenkt werden – eine Vorschrift, damit parkende Autos nicht beschädigt werden. Im untersucht­en Gebiet wären dafür rund 220.000 Euro notwendig. Eine zeitliche Prognose gebe es aktuell aber nicht. Die Arbeiten in Lechhausen sollen umgesetzt werden, wenn die finanziell­en Mittel dafür zur Verfügung stehen.

Von den Grünen hatte es bei diesem Thema zuletzt Gegenwind gegeben. „Das Parken auf Gehwegen ist für uns Grüne kein Schritt in Richtung der Mobilitäts­wende, sondern setzt falsche Anreize und birgt Gefahren auf verschiede­nen Ebenen“, hatte Fraktionsv­orsitzende Verena von Mutius-Bartholy bei der Debatte noch Anfang April betont. Die CSU, allen voran Oberbürger­meisterin Eva Weber, macht dagegen immer wieder klar, keine Verkehrssp­arte benachteil­igen zu wollen.

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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Wenn Autos ganz oder teilweise auf dem Gehweg abgestellt werden, kann dies zur Beeinträch­tigung von Fußgängern füh‰ ren.

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