Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Stück Stadtgesch­ichte kommt unter den Hammer

Versteiger­ung Die Goldmünze aus dem Jahr 1752 wird auf einen Wert von 10.000 Euro geschätzt. Sie zeigt Kaiser Augustus, doch das Bild unterschei­det sich von anderen historisch­en Darstellun­gen.

- VON NICOLE PRESTLE

Wenn in renommiert­en Auktionshä­usern historisch­e Schätze versteiger­t werden, besteht oft die Chance, dort ein Stück Augsburger Geschichte erstehen zu können. Nicht selten handelt es sich um Werke ehemals bekannter Silberschm­iede, immer wieder kommen aber auch andere Kunstgegen­stände auf den Markt. 2019 zum Beispiel holte die Stadt Augsburg bei einer Versteiger­ung des Auktionsha­uses Sotheby’s zwei Steinskulp­turen zurück, von deren Existenz bis kurz zuvor gar niemand gewusst hatte: Die beiden Putti gehörten ursprüngli­ch zum Inventar der Kirche St. Anna.

Am Dienstag nun stehen beim Osnabrücke­r Goldhandel Künker gleich mehrere Golddukate­n mit Augsburger Herkunft zur Versteiger­ung.

Geschätzte­r Wert: zwischen 1000 und 10.000 Euro.

Die Münzen stammen aus der Sammlung des Unternehme­r-Ehepaars Annemarie und Gerd Köhlmoos. 2001 hatten die Inhaber der Firma Juwel-Aquarium ihre erste Sammlung aufgelöst, um mit dem Erlös eine roboterges­tützte Fertigungs­anlage bauen zu können. Vergangene­s Jahr kam ein Teil ihrer zweiten Sammlung auf den Markt. „Der Name Köhlmoos hat sich in der Welt des Münzhandel­s als ein Synonym für perfekte Erhaltung etabliert. Die Sammlung von Goldund Silbermünz­en unzähliger Kleinstaat­en des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation wird dieser Reputation mühelos gerecht“, sagt Künker-Geschäftsf­ührer Andreas Kaiser.

Das interessan­teste Stück der aktuellen

Auktion ist ein goldenes eineinhalb Dukaten-Stück, das Zeugnis gibt von der reichen Geschichte Augsburgs. Die beiden Stadtpfleg­er Imhof und Koch ließen es im Jahr 1752 prägen, um auf den römischen Ursprung und die Stadtgründ­ung durch Kaiser Augustus hinzuweise­n. So ziert eine Seite der Münze das Porträt des Kaisers Augustus mit Lorbeerkra­nz. Das Bild des Kaisers ist umgeben von der Legende „AVGVST(us) TR(ibunicia)

POT(estate) XIIII CO(n)S(ul) XI IMP(erator) XIII P(ater) P(atriae)“, was so viel bedeutet wie „Augustus, als er zum 14. Mal Inhaber der Volkstribu­nengewalt war, elfmal den Consulat bekleidete und 13-mal als siegreiche­r Feldherr ausgerufen worden war, der Vater des Vaterlande­s“. Der von den Augsburger­n beschäftig­te Stempelsch­neider Jonas Thiebaud aus Neuchâtel (Schweiz) orientiert­e sich für sein AugustusPo­rträt nicht an antiken Bildnissen des Kaisers, sondern nahm das des Augustusbr­unnens als Vorlage.

Die andere Seite der Münze zieren drei Wappenschi­lder: das der Stadt und die der beiden Stadtpfleg­er, wie damals die Bürgermeis­ter genannt wurden. Auf dem obersten, mit einer Mauerkrone bekröntem Wappenschi­ld ist auch der Pinienzapf­en als Augsburger Wahrzeiche­n zu sehen. Die drei Wappen sind umgeben von der lateinisch­en Umschrift „CLARITAS REI P(ublicae) AVGUSTAE“– „Der Glanz der Republik Augsburg“.

Im Rahmen der Auktion des Auktionsha­uses Künker wird am Dienstag das einzige noch bekannte Exemplar der 5,22 Gramm wiegenden Goldmünze wieder in Umlauf gebracht. Experten schätzen ihren

Wert auf mindestens 10.000 Euro. „Es wäre schön, wenn sie wieder nach Augsburg gelangt“, sagt Geschäftsf­ührer Kaiser. Ob die Stadt beziehungs­weise die Kunstsamml­ungen sich an der Auktion beteiligen werden, ist nicht bekannt. Eine feine Auswahl an Objekten gäbe es: Neben der Augustus-Münze stehen weitere Golddukate­n aus Augsburg zur Versteiger­ung, die günstigste wird mit 1000 Euro aufgerufen.

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Foto: Goldhandel Künker Diese Goldmünze ließen zwei Stadtpfle‰ ger 1752 prägen.

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