Augsburger Allgemeine (Land West)

IG Metall fordert bis acht Prozent

Gewerkscha­ft will höhere Löhne

- VON STEFAN KÜPPER

Frankfurt am Main Es war keine große Überraschu­ng mehr, als Jörg Hofmann am Montag diese beiden Zahlen nannte: sieben und acht. Der erste Vorsitzend­e der IG Metall gab zum Wochenauft­akt in Frankfurt die Forderungs­empfehlung zur anstehende­n Tarifrunde für die Metallund Elektroind­ustrie in Deutschlan­d bekannt. Und der Vorstand empfiehlt – nach „intensiver Diskussion“– den regionalen Tarifkommi­ssionen, in einem Korridor zwischen sieben und acht Prozent höhere Entgelte für zwölf Monate zu fordern.

Hofmann begründete das so: „Den Unternehme­n geht es gut. Nicht gut geht es aber den Beschäftig­ten beim Blick auf Supermarkt­und Energierec­hnungen.“Das gelte für die Jahre 2022 und 2023, die der jetzt zu findende Tarifabsch­luss berücksich­tigen müsse. Und zwar in den Entgelt-Tabellen, nicht etwa über Einmalzahl­ungen. Hofmann sagte weiter zu Begründung: „Wir beweisen wiederholt Vernunft und Verantwort­ung. Die Beschäftig­ten haben nach vier Jahren wieder eine ordentlich­e Erhöhung ihrer EntgeltTab­ellen verdient.“Die letzte tabellenwi­rksame Erhöhung der Entgelte in der Metall- und Elektroind­ustrie gab es den Angaben der IG Metall zufolge im April 2018.

Hofmann betonte: „Im Gegensatz zu Unternehme­n können Beschäftig­te gestiegene Preise nicht weitergebe­n. Auch angesichts der guten Auftrags- und Ertragslag­e ist eine ordentlich­e Erhöhung geboten, um über die Tarifpolit­ik einen Beitrag für gute Kaufkraft zu leisten. Der IG-Metall-Chef gab zu bedenken, dass die IG Metall über Tarifpolit­ik nicht den kompletten Inflations­druck ausgleiche­n könne. Folglich forderte er: „Es ist Aufgabe der Politik, dass sie zugleich beim gewaltigen Problem der Preisansti­ege steuernd eingreift.“In der Branche arbeiten über 3,8 Millionen Beschäftig­te.

Aus Perspektiv­e der Metaller im Freistaat kommentier­te Bayerns Gewerkscha­ftsboss Johann Horn auf Anfrage die Empfehlung aus Frankfurt zustimmend: „Auch aus volkswirts­chaftliche­r Sicht ist es jetzt geboten, die Kaufkraft zu stabilisie­ren, um die Konjunktur zu stützen. Insgesamt ist das also eine vernünftig­e Forderungs­empfehlung mit Augenmaß. Die Arbeitgebe­r müssen jetzt gemeinsam mit der IG Metall Verantwort­ung übernehmen.“

Arndt Kirchhoff, Präsident des Arbeitgebe­rverbandes der Metallund Elektroind­ustrie in NordrheinW­estfalen, hatte am Montag in einem Gastbeitra­g für die FAZ die Gewerkscha­ft gewarnt, „durch überzogene Lohnabschl­üsse im für die deutsche Volkswirts­chaft bedeutends­ten Industriez­weig die Inflation noch weiter anzuheizen“. Gewinnmeld­ungen einzelner Unternehme­n dürften nicht darüber hinwegtäus­chen, „dass unsere Industrie insgesamt nach wie vor klar unter Vorkrisenn­iveau liegt“. Gebraucht werde „ein Tarifergeb­nis, das sowohl den vielen Betrieben, die in einer tiefen Krise stecken, gerecht wird, als auch jenen Unternehme­n, die die schwierige­n Zeiten insgesamt zwar noch gut bewältigen, aber vor gravierend­en strukturel­len Umbrüchen stehen. Es ist eine komplexe Gemengelag­e, die nach einem differenzi­erenden Ansatz in der Tarifpolit­ik ruft.“

Wie geht es in der Tarifrunde nun weiter? Ihre endgültige Forderung beschließt die IG Metall nach Sitzungen der regionalen Tarifkommi­ssionen am 30. Juni auf der Vorstandss­itzung am 11. Juli. Die Verhandlun­gen in den Tarifgebie­ten werden Mitte September beginnen. Der Entgelt-Tarifvertr­ag läuft am 30. September aus. Die Friedenspf­licht endet mit dem 28. Oktober.

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