Augsburger Allgemeine (Land West)
So ist die CoronaStimmung im Augsburger Land
Pandemie Für viele Menschen ist das Coronavirus kein Thema mehr im Alltag. Doch mit Anstieg der Zahlen nehmen auch die Sorgen in Hinblick auf die kommenden Monate wieder zu.
Landkreis Augsburg Das City Center Gersthofen ist mäßig besucht an diesem Montagvormittag. Einige Kundinnen und Kunden erledigen den Einkauf für die Woche, andere sind auf der Suche nach Verpflegung für die Mittagspause. Die meisten der Menschen, die durch die Glastür eintreten, tragen keine Maske. Auch sonst ist das Virus für viele Menschen im Alltag kein Thema mehr. Einige Menschen mit Vorerkrankung, Ärztinnen, Pflegepersonal oder Geschäftsinhaber blicken jedoch mit Sorge auf die nächsten Monate.
„Gerade ist die Situation perfekt“, sagt Kunde Ali Bencheikh auf seinem Weg durch das Einkaufszentrum. Er höre wenig von dem Thema in den Nachrichten, genieße es, wieder ohne Maske unterwegs zu sein und ohne Beschränkungen reisen zu dürfen. Wegen einer Erkrankung mache er sich keine Sorgen, sagt der junge Mann. Anders geht das Maria Ingerd. Sie sei zum Einkaufen hergekommen, gehe danach aber gleich wieder nach Hause, sagt sie. „Ich denke noch viel an Corona“, so Ingerd. Obwohl sie dreimal geimpft sei, habe sie Angst vor einer
Ansteckung, auch aufgrund einer Vorerkrankung. Im Alltag schränke sie sich deshalb selbst ein, verlasse das Haus nur selten. Auch die Maske trage Ingerd meist noch, um sich zu schützen.
4420 Krankmeldungen aufgrund der Diagnose COVID-19 verzeichnete die AOK Bayern im Landkreis Augsburg für das Jahr 2021. Das waren mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Gleichzeitig gingen die Atemwegserkrankungen im zweiten Pandemiejahr insgesamt
stark zurück. Ein Grund dafür könnten die Corona-Schutzmaßnahmen sein, so die Krankenkasse: Abstand halten, Hygienemaßnahmen beachten, Maske tragen – die Ausbreitung anderer Krankheitserreger dürfte dadurch ebenfalls eingedämmt worden sein.
Viele dieser Maßnahmen gelten im Landkreis aktuell nicht mehr. Lediglich im öffentlichen Nahverkehr muss noch eine FFP2-Maske getragen werden. In Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, wie
Krankenhäusern oder Seniorenheimen, ist eine medizinische Maske Pflicht. Seit einigen Wochen steigen die Zahlen nun deutschlandweit wieder an.
In der Hausarztpraxis Wember und Schneider in Stadtbergen ist das Virus noch immer präsent, nicht nur aufgrund der Maskenpflicht. „Wir behandeln zurzeit viele Patientinnen und Patienten, die mit langfristigen Folgen von Corona zu kämpfen haben“, sagt Marlene Schwager, die in der Praxis arbeitet. Omikron treffe aktuell gerade junge Menschen, die nach einer Erkrankung noch Wochen unter Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen oder hartnäckigem Husten leiden. Die Behandlung schwerer Verläufe habe dagegen stark abgenommen, was vor allem mit der Impfung zusammenhänge, so Schwager.
Die Krankheit sei in der Praxis nicht mehr so präsent wie in den Wintermonaten, so die Ärztin. Mit der aktuellen Ausbreitung der Varianten BA.4 und BA.5 steigt bei ihr jedoch die Sorge, dass sich das schnell ändern könnte. „Wir befürchten, dass der Sommer doch nicht so gut wird wie erhofft.“
Auch im Kursana Domizil Diedorf atmet Andrea Kranz noch nicht vollends auf. Die Sorgen wegen des Virus seien nach wie vor existent bei Bewohnern und Pflegepersonal, sagt die Leiterin des Pflegeheims. Seit einem Ausbruch im Frühjahr gab es jedoch keinen Corona-Fall mehr im Heim. Dass nur noch medizinische Masken getragen werden müssen, sei außerdem eine Erleichterung für das Personal. Eine Testpflicht für diese bestehe aber weiterhin, ebenso wie für die Besucherinnen und Besucher. Sie blicke mit gemischten Gefühlen in die Zukunft, so Kranz: „Wir haben es wohl erst überstanden, wenn es im Herbst und Winter gut laufen sollte.“
Im City Center in Gersthofen teilt der Inhaber des Schlüsselservices „First Class“diese Bedenken. Durch die Einschränkungen und Verbote infolge der Pandemie seien ihm 70 Prozent des Umsatzes weggebrochen, sagt er. Noch immer ist er nicht bei seinem alten Umsatz angelangt. Seit die Menschen wieder ohne Maske shoppen können, habe sich ihre wirtschaftliche Lage jedoch verbessert. „Es wird langsam besser“, sagt der Inhaber. Für ihn ist das Thema in den Nachrichten jedoch noch sehr präsent. Die Angst vor neuen Beschränkungen schwingt dabei mit.