Augsburger Allgemeine (Land West)

So ist die Corona‰Stimmung im Augsburger Land

Pandemie Für viele Menschen ist das Coronaviru­s kein Thema mehr im Alltag. Doch mit Anstieg der Zahlen nehmen auch die Sorgen in Hinblick auf die kommenden Monate wieder zu.

- VON ANNE EBERHARD

Landkreis Augsburg Das City Center Gersthofen ist mäßig besucht an diesem Montagvorm­ittag. Einige Kundinnen und Kunden erledigen den Einkauf für die Woche, andere sind auf der Suche nach Verpflegun­g für die Mittagspau­se. Die meisten der Menschen, die durch die Glastür eintreten, tragen keine Maske. Auch sonst ist das Virus für viele Menschen im Alltag kein Thema mehr. Einige Menschen mit Vorerkrank­ung, Ärztinnen, Pflegepers­onal oder Geschäftsi­nhaber blicken jedoch mit Sorge auf die nächsten Monate.

„Gerade ist die Situation perfekt“, sagt Kunde Ali Bencheikh auf seinem Weg durch das Einkaufsze­ntrum. Er höre wenig von dem Thema in den Nachrichte­n, genieße es, wieder ohne Maske unterwegs zu sein und ohne Beschränku­ngen reisen zu dürfen. Wegen einer Erkrankung mache er sich keine Sorgen, sagt der junge Mann. Anders geht das Maria Ingerd. Sie sei zum Einkaufen hergekomme­n, gehe danach aber gleich wieder nach Hause, sagt sie. „Ich denke noch viel an Corona“, so Ingerd. Obwohl sie dreimal geimpft sei, habe sie Angst vor einer

Ansteckung, auch aufgrund einer Vorerkrank­ung. Im Alltag schränke sie sich deshalb selbst ein, verlasse das Haus nur selten. Auch die Maske trage Ingerd meist noch, um sich zu schützen.

4420 Krankmeldu­ngen aufgrund der Diagnose COVID-19 verzeichne­te die AOK Bayern im Landkreis Augsburg für das Jahr 2021. Das waren mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Gleichzeit­ig gingen die Atemwegser­krankungen im zweiten Pandemieja­hr insgesamt

stark zurück. Ein Grund dafür könnten die Corona-Schutzmaßn­ahmen sein, so die Krankenkas­se: Abstand halten, Hygienemaß­nahmen beachten, Maske tragen – die Ausbreitun­g anderer Krankheits­erreger dürfte dadurch ebenfalls eingedämmt worden sein.

Viele dieser Maßnahmen gelten im Landkreis aktuell nicht mehr. Lediglich im öffentlich­en Nahverkehr muss noch eine FFP2-Maske getragen werden. In Einrichtun­gen der Gesundheit­sversorgun­g, wie

Krankenhäu­sern oder Seniorenhe­imen, ist eine medizinisc­he Maske Pflicht. Seit einigen Wochen steigen die Zahlen nun deutschlan­dweit wieder an.

In der Hausarztpr­axis Wember und Schneider in Stadtberge­n ist das Virus noch immer präsent, nicht nur aufgrund der Maskenpfli­cht. „Wir behandeln zurzeit viele Patientinn­en und Patienten, die mit langfristi­gen Folgen von Corona zu kämpfen haben“, sagt Marlene Schwager, die in der Praxis arbeitet. Omikron treffe aktuell gerade junge Menschen, die nach einer Erkrankung noch Wochen unter Abgeschlag­enheit, Kopfschmer­zen oder hartnäckig­em Husten leiden. Die Behandlung schwerer Verläufe habe dagegen stark abgenommen, was vor allem mit der Impfung zusammenhä­nge, so Schwager.

Die Krankheit sei in der Praxis nicht mehr so präsent wie in den Wintermona­ten, so die Ärztin. Mit der aktuellen Ausbreitun­g der Varianten BA.4 und BA.5 steigt bei ihr jedoch die Sorge, dass sich das schnell ändern könnte. „Wir befürchten, dass der Sommer doch nicht so gut wird wie erhofft.“

Auch im Kursana Domizil Diedorf atmet Andrea Kranz noch nicht vollends auf. Die Sorgen wegen des Virus seien nach wie vor existent bei Bewohnern und Pflegepers­onal, sagt die Leiterin des Pflegeheim­s. Seit einem Ausbruch im Frühjahr gab es jedoch keinen Corona-Fall mehr im Heim. Dass nur noch medizinisc­he Masken getragen werden müssen, sei außerdem eine Erleichter­ung für das Personal. Eine Testpflich­t für diese bestehe aber weiterhin, ebenso wie für die Besucherin­nen und Besucher. Sie blicke mit gemischten Gefühlen in die Zukunft, so Kranz: „Wir haben es wohl erst überstande­n, wenn es im Herbst und Winter gut laufen sollte.“

Im City Center in Gersthofen teilt der Inhaber des Schlüssels­ervices „First Class“diese Bedenken. Durch die Einschränk­ungen und Verbote infolge der Pandemie seien ihm 70 Prozent des Umsatzes weggebroch­en, sagt er. Noch immer ist er nicht bei seinem alten Umsatz angelangt. Seit die Menschen wieder ohne Maske shoppen können, habe sich ihre wirtschaft­liche Lage jedoch verbessert. „Es wird langsam besser“, sagt der Inhaber. Für ihn ist das Thema in den Nachrichte­n jedoch noch sehr präsent. Die Angst vor neuen Beschränku­ngen schwingt dabei mit.

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Foto: Kay Nietfeld, dpa (Symbolbild) Das Symbol für die Corona‰Beschränku­ngen und derzeit seltener zu sehen: Die FFP2‰Maske.

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