Augsburger Allgemeine (Land West)
Ansturm sorgt für Chaostag in der Gerfriedswelle
Freizeit
Lange Schlangen vor der Kasse, Parkplatz-Not und Polizeieinsätze: Der Besuch im größten Freibad der Region war am Sonntag ein zweifelhaftes Vergnügen. Wird nun die Besucherzahl weiter beschränkt?
Gersthofen Über 34 Grad Celsius hat das Thermometer am Sonntag in Gersthofen angezeigt. „Meine Familie und ich wollten in die Gerfriedswelle zum Baden gehen“, erklärt Kerstin Thiel. „Dann habe ich aber Fotos von der Schlange am Eingang gesehen und entschieden, dass wir lieber am Planschbecken im eigenen Garten bleiben.“Denn zeitweise standen mehrere Hundert Menschen vor den Toren des Gersthofer Freibads. Viele von ihnen vergeblich, bereits kurz nach Mittag folgte ein Einlass-Stopp. Dass es im Gersthofer Freibad voll wird, ist nichts Neues. Es ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und hat auch in den nördlichen Augsburger Stadtteilen viele Freunde. 4000 Besucherinnen und Besucher sind es am Sonntag gewesen. Und weit mehr Menschen wollten hinein.
Ab 15 Uhr wurde ein EinlassStopp verhängt. „Die Schlange war über 300 Meter lang“, weiß Jürgen Bouska. Er ist der Wirt des direkt neben der Gerfriedswelle gelegenen Wirtshauses am Sportplatz und hat die chaotischen Zustände miterlebt. Einige Menschen waren das Warten wohl leid und verschafften sich auf anderem Weg Zugang zum Freibad. Etwa 20 Personen sind nach Polizeiangaben beim Sportgelände über den Zaun des Freibads geklettert. „Bei uns ist von Nachbarn und Mitarbeitern deshalb ein Notruf eingegangen“, erklärt ein Gersthofer Polizist, der vor Ort war. Der Polizei sei es aber nicht gelungen, die Eindringlinge unter den Tausenden Besuchern zu finden.
Doch nicht nur vor dem Bad war der Andrang groß. In der Gerfriedswelle selbst war Besuchern zufolge kaum Platz. „Es hat keinen Spaß gemacht – weder auf der Wiese noch im Wasser konnte man sich groß bewegen“, stellt ein Gersthofer Badegast fest. Auf Dauer könne es so nicht weitergehen, da an einem solchen Tag niemand etwas von dem Freibad habe. „Obwohl ich schon vormittags kam, bin ich erst nach ei
Stunde im Bad gewesen.“Lucia Suma war am Sonntag ebenfalls in der Gerfriedswelle und ist vom Besuch enttäuscht. „Es war alles andere als schön“, resümiert sie knapp.
Problematisch war die Suche nach einem Parkplatz. „Das war eine einzige Katastrophe. Die Leute haben auf Grünflächen oder Feuerwehrzufahrten geparkt, alles war verstopft“, berichtet Bouska. „Wenn es einen Notfall gegeben hätte, wäre kein Krankenwagen jemals bis zum Bad durchgekommen“, kritisiert er. „Auf 500 Parkplätze kamen etwa 1000 Autos.“Auch die Gersthofer Polizei ist sich der Problematik vor Ort bewusst. „Es war das übliche Chaos bei diesem Wetter“, räumt ein Beamter ein. Zwar hätten Polizei und Ordnungsamt viele Strafzettel an Falschparker verteilt. „Die Parksituation dort ist aber trotzdem extrem schwierig.“
Weniger chaotisch ging es am Wochenende in Fischach zu. „Auch bei uns bildete sich am Sonntag eine Schlange und wir haben einen Einlass-Stopp verhängt“, sagt Marion
die für die Verwaltung des Fischacher Naturfreibads mit zuständig ist. Trotzdem seien dort alle Besucherinnen und Besucher ins Bad hineingekommen, da immer wieder Badegäste gegangen seien. Das Fischacher Naturfreibad wird ohne den Zusatz von Chlor oder anderen Chemikalien betrieben. Auf der Website des Freibads ist eine Grafik mit der aktuellen Auslastung zu sehen. Somit können sich Besucher schon vorher ein Bild machen, ob sich der Weg zur Abkühlung auch wirklich lohnt.
Eine solche Lösung wünscht sich auch Wirt Bouska für die Gerfriedswelle. „Das Bad bräuchte eine App, in der die Menschen sehen können, wie viele Besucher schon dort sind“, fordert er. Außerdem schlägt er vor, speziell in der Sommerzeit ein Parkverbot in der Straße vor dem Freibad zu verhängen, um das Verkehrschaos zu verhindern.
Auch bei der Polizei arbeitet man an Lösungen. „Wir stehen deshalb mit der Stadt in Kontakt und feilen an einer Strategie“, heißt es aus der Gersthofer Wache. Für die Menner
schen, die am Sonntag nicht ins Bad gekommen sind, wird es künftig wohl noch schwerer werden, sich abzukühlen. Denn Bernhard Schinzel, Chef der Stadtwerke Gersthofen, teilte auf Nachfrage mit, dass man darüber nachdenke, künftig weniger Menschen Zugang zu erlauben, „da die Besuchergrenze aufHalamay,
grund der Schwimmbadgröße bereits erreicht ist“. Aktuell dürfen 4000 Menschen ins Bad. Diese Grenze hatte die Stadt vor ziemlich genau drei Jahren verhängt und damit auf einen Chaostag reagiert, an dem sich rund 5500 Menschen ins größte Freibad der Region gedrängt hatten.