Augsburger Allgemeine (Land West)
Viele Gemeinden wollen keine Sicherheitswacht
Ehrenamt
Brauchen die Gemeinden im Bereich der Zusmarshauser Polizei eine Sicherheitswacht? Die meisten Kommunen entscheiden sich dagegen. Polizeichef Raimund Pauli ist enttäuscht.
Landkreis Augsburg Im Einsatzgebiet der Zusmarshauser Polizei ist es so sicher wie nie. Das geht aus der jährlich vorgestellten Kriminalstatistik hervor. Dennoch: Polizeichef Raimund Pauli machte in den vergangenen Wochen immer wieder Werbung für eine neue Sicherheitswacht. Sie soll so etwas wie ein Bindeglied zwischen Polizei und Bürger sein. Nach einer Ausbildung bei der Polizei sehen Bürger im Ort nach dem Rechten. Polizeichef Pauli ist überzeugt, dass so das subjektive Sicherheitsgefühl in den Gemeinden erhöht wird. Die meisten Marktund Gemeinderäte in den Kommunen im westlichen Landkreis Augsburg sehen das aber offenbar anders.
Denn in den vergangenen Wochen stimmten sie darüber ab, ob die neue Sicherheitswacht in ihrer jeweiligen Kommune eingeführt werden soll. Das Ergebnis: Lediglich Dinkelscherben, Gessertshausen und Fischach stimmten für die Einführung. In den anderen Orten entschied man sich dagegen. Eindeutig war das Ergebnis der Abstimmung zum Beispiel in Kutzenhausen oder Horgau, wo sich die Gremien einstimmig gegen das Angebot aussprachen. Auch in Diedorf soll es keine Sicherheitswacht geben. Denn der Gemeinderat denke mehrheitlich nicht, dass die Sicherheitslage in Diedorf den Einsatz einer Sicherheitswacht nötig machen würde. „Im Gegenteil. Tenor ist, dass die Wachleute eher negativ bei der Bevölkerung auffallen könnten“, berichtete Bürgermeister Peter Högg nach der Sitzung.
Polizeichef Raimund Pauli kann das überhaupt nicht verstehen. Er sagt: „Jede Gemeinde könnte sich mit einer Sicherheitswacht schmücken, ohne auch nur einen Finger dafür krümmen zu müssen.“Denn finanziert wird die Wacht vom Freistaat. Für die Kommune fallen da
keine Kosten an. Pauli ist überzeugt, dass viele Gemeinderäte den Zweck der Sicherheitswacht missverstanden haben. In einigen Kommunen stellte er das Konzept persönlich vor. Pauli: „Es hat mich überrascht, dass da eine große Unkenntnis da ist“. So sei zum Beispiel argumentiert worden, dass man keinen Überwachungsstaat einführen wolle, oder dass die Kommunen im
Landkreis nicht mit Brennpunkten in Großstädten zu vergleichen seien. Auch in Zusmarshausen selbst gab es große Bedenken. Mit knapper Mehrheit entschied man sich auch dort gegen eine Sicherheitswacht. „Diese Menschen sind nicht passend ausgebildet“, sagte zum Beispiel Marktrat Harry Juraschek von der Bürgerliste Zusmarshausen vor der Abstimmung. Sie müssten Erfahmit
rung im Umgang mit Jugendlichen haben und deren Ausdrucksweisen kennen. „Statt einer Sicherheitswacht wäre es sinnvoller, die Polizei richtig auszurüsten und Streetworker und Jugendbeauftragte einzusetzen“, meinte Juraschek. Zusmarshausen Bürgermeister Bernhard Uhl hingegen wünscht sich schon seit Jahren eine Sicherheitswacht. Vor allem, um Vandalismus im Bereich des Rothsees zu begegnen.
Grundsätzlich funktioniert das Konzept Sicherheitswacht so: Im Auftrag der Polizei schauen Bürger nach dem Rechten – und rufen im Notfall Verstärkung. Anders als Polizei oder Ordnungsdienst hat die Sicherheitswacht weniger Befugnisse. Sie haben – wie jeder Bürger – das sogenannte Festhalterecht und dürfen somit Straftäter auf frischer Tat festhalten. Ebenso könne die Sicherheitswacht Personalien feststellen und auch Platzverweise aussprechen, stellte Pauli klar.
Die ausgebildeten Mitglieder sollen mit Uniform, Funkgerät und Pfefferspray ausgestattet werden. Wer bei der Sicherheitswacht mitmachen möchte, muss einige Kriterien erfüllen. So müssen die Bürgerinnen und Bürger zum Beispiel über eine abgeschlossene Schuloder Berufsausbildung verfügen. Außerdem teilt die Polizei zum Auswahlverfahren mit: „Da für die ehrenamtliche Tätigkeit in der Sicherheitswacht keine ´Möchtgern-Sheriffs´ und keine ´Freizeit-Rambos´ infrage kommen, findet im Vorfeld ein akribisches Bewerbungs- und Auswahlverfahren statt.“
Im Bereich der Zusmarshauser Polizei will man mit diesem Auswahlverfahren voraussichtlich im Juli beginnen, erklärt Polizeichef Pauli. Aktuell seien er und seine Kollegen aber mit den Vorbereitungen zum G7-Gipfel zu sehr ausgelastet. Wie groß die neue Einsatzgruppe wird, ist noch unklar. Ideal wären acht Personen, meint Pauli. Sie sollen gegen Ende des Jahres dann in den Gemeindegebieten Dinkelscherben, Fischach und Gessertshausen zum Einsatz kommen. Bewerben können sich auch Bürgerinnen und Bürger, die nicht aus diesen Orten kommen. Die neue Sicherheitswacht soll je nach Einsatzlage von Zusmarshausen aus eingesetzt werden.