Augsburger Allgemeine (Land West)
Trotz großer Erfolge gibt es großen Ärger
Jugendfußball
Die C-Junioren des TSV Gersthofen gewinnen ein internationales Turnier am Gardasee und dominieren in der Liga, doch Trainer Rolf Heinrich fühlt sich nicht wertgeschätzt. Ein Urteil lässt ihm endgültig den Kragen platzen.
Gersthofen Die U13 des TSV Gersthofen hat die Trofea del Garda gewonnen. Bei diesem Jugendturnier mit 80 Mannschaften haben die Schützlinge von Rolf Heinrich, der während des Turniers erkrankte und abreisen musste, alle Spiele gewonnen und im Finale Vighenzi Calcio mit 6:3 geschlagen.
Der höchste Sieg gelang innerhalb von 30 Minuten mit 14:0 gegen den FC Wipptal. Schwerster Gegner war das Talentzentrum von Viturs Bolzano, in der die besten italienisch sprechenden Spieler aus dem Bereich Bozen spielen. Trotzdem gab es einen 4:1-Sieg. Besonders cool war es für die Spieler und die Elternschaft, Momente zu teilen, die über Fußball hinausgehen.
In der Liga sind die Gersthofer Jungs ungeschlagen, haben bisher keinen einzigen Punkt abgegeben, wieder nur drei Tore kassiert und 45 geschossen. Nach einem 13:0 gegen die JFG Singoldtal und einem 14:0 gegen die JFG Lechfeld steht man auch im Landkreispokal-Finale. „Insgesamt muss ich trotzdem sagen, dass ich die Leistungen im Landkreis und auch im Umfeld nicht wertgeschätzt fühle“, fehlt Trainer Rolf Heinrich der Respekt vor seiner Arbeit. Gerade mit dem Verband steht er auf Kriegsfuß. „Der tut sowieso nichts für Talententwicklung, außer diese Stützpunkte. Da legt man auf eine beachtliche Jugendarbeit keinen Wert. Da ist es wichtiger, dass die Spiele in einem zeitlich fragwürdigen Rahmen abgewickelt werden. Ohne Rücksichtnahme auf die Gesundheit von Kindern. Da kann ich natürlich
erwarten, dass man auch noch den Blick für eine außergewöhnliche Saison der U13 des TSV Gersthofen hat.“
Völlig aus der Fassung gebracht hat ihn ein Urteil des BFV, das ein Spiel des TSV Gersthofen für den FC Stätzling gewertet hat, weil er mit seiner Mannschaft nicht angetreten war. Warum? „Wir hatten einen positiv auf Corona getestet Spieler. Der war mit allen anderen in der Kabine. Nachdem darauf vier weitere Kinder Fieber hatten, habe ich das Spiel abgesagt“, erklärt Heinrich. „Ich kann doch niemals Kinder, bei denen noch die Krankheit ausbrechen könnte, und die als Kontaktpersonen gelten, mit dem Gegner zusammenkommen lassen. Ich habe doch da eine ethi
sche und moralische Verantwortung.“
Stätzling habe seiner Ansicht nach aufgrund Abstiegsangst und den herausragenden Ergebnissen des TSV einer Verlegung nicht zugestimmt, „weil man gegen uns sportlich keine Chance gehabt hätte“, schnaubt Heinrich. „Jetzt haben die drei Punkte, weil sie Angst hatten, gegen uns zu spielen. Lieber hätte man seine eigenen Spieler dem Risiko ausgesetzt, an Corona zu erkranken. Also mal ehrlich, das ist moralisch mal mehr als fragwürdig!“, hält Heinrich das Urteil für einen Hammer. „Ich wurde vom Bezirksjugendleiter total fehlinformiert. Der hat mir gesagt: Atteste reichen. Jetzt sagt der BFV: Die Diagnosen müssen drauf stehen. Für Jugendfußnicht
ball? Für den Schmarrn? Unfassbar!“
Rolf Heinrich möchte Alarm schlagen. „Noch vor fünf Monaten haben hier alle gesagt, Corona, ansteckend, schlimmste Krankheit, die es auf der Welt zu geben scheint. Nun ist es egal, ob ein Zwölfjähriger in einem geschlossenen Raum als Spreader unterwegs gewesen ist. Aber von mir zu verlangen, dass ich drei Tage später, den ,gesunden Teil‘ der Mannschaft mit anderen Kindern zusammenkommen lassen soll, ist doch der Wahnsinn. Nur um diesen Spielplan durchzudrücken?“, zeigt sich der Übungsleiter außer sich.
„Die Personen die jetzt für die Präsidentschaft des BFV kandidieren, haben diese Dinge alle mit zu
verantworten. Alle drei Kandidaten sind aus meiner Sicht total ungeeignet“, so Heinrich weiter. „Da werden Rückrunden ohne jegliche Aufstiegschance gespielt. Da hast du halt das Problem, dass du keinen mehr wirklich motivieren kannst. Und was ist die Folge? Du hast eine niedrigere Trainingsbeteiligung und die Lust geht flöten. Das ist Unfug! Und nun kommt beides zusammen. Menschliches Versagen in Urteilen, keine Ethik, keine Moralgrundsätze in Urteilen. Ich bin entsetzt, wie wenig der BFV auf die Gesundheit von Kindern gibt. Man möchte eher das Risiko einer Infektion herbeiführen und an sinnfreien Paragraphen festhalten, als ein Spiel verlegen.“Die Strafe werde man deshalb nicht zahlen.