Augsburger Allgemeine (Land West)

Unwetter‰Schaden dürfte in die Millionen gehen

Natur

- VON MAXIMILIAN CZYSZ »Kommentar

Nach dem schweren Unwetter im südlichen Landkreis fragen sich viele, wie es weitergeht. Welche Versicheru­ng bezahlt und was Betroffene jetzt machen können.

Großaiting­en In der Summe sind die Schäden enorm, die das Unwetter am Montagnach­mittag im südlichen Landkreis hinterlass­en hat. Besonders betroffen war Großaiting­en. Versichere­r gehen davon aus, dass der Schaden eine Höhe von über einer Million Euro erreichen könnte.

„Es hat sehr viele Schäden im privaten Umfeld gegeben“, sagt Bürgermeis­ter Erwin Goßner, der seit Montagaben­d pausenlos unterwegs ist. Entwurzelt­e und umgestürzt­e Bäume, teilweise abgedeckte Dächer, beschädigt­e Autos oder vollgelauf­ene Keller: Jetzt geht es um den Schadeners­atz, auf den Versicheru­ngskaufleu­te vorbereite­t sind.

Am einfachste­n sei eine Abwicklung bei Autos, die durch abgebroche­ne Äste, Bautafeln oder Dachziegel beschädigt wurden, berichtet Karl Aumiller, Sprecher des Bezirksver­bandes Schwaben im Bundesverb­and Deutscher Versicheru­ngskaufleu­te (BVK): „Die Kaskoversi­cherungen zahlen, zwar abzüglich vereinbart­er Selbstbete­iligungen, aber ohne Rabattrück­stufung.“Für die finanziell­e Entschädig­ung von abgeknickt­en und entwurzelt­en Bäumen, abgedeckte­n Dächern und zertrümmer­ten Fenstersch­eiben sind die Gebäudever­sicherung oder bei Mietern die Hausratver­sicherung zuständig – allerdings nur, wenn der Sturm die Windstärke acht, das sind 62,1 Stundenkil­ometer und mehr erreichte. Ein Meteorolog­e des Deutschen Wetterdien­stes vermutet, dass der Sturm in Großaiting­en eine Geschwindi­gkeit von bis zu 160 Kilometern erreicht hatte. Am mehrere Kilometer entfernten Flugplatz auf dem Lechfeld wurden 80 Stundenkil­ometer gemessen. Vermutlich handelte es sich bei dem Unwetter um einen sogenannte­n Downburst, zu deutsch Fallwind. Das ist ein Wetterphän­omen, das eigentlich selten vorkommt. Mit mehr Gewittern steigt allerdings die Häufigkeit.

Beim Downburst entsteht ein gewaltiger Fallwind, der nahezu senk

recht nach unten gerichtet ist. Er wird vom Boden in alle Richtungen abgelenkt. Dadurch können wirbelnde Strömungse­ffekte entstehen. Der Fallwind kann sich verstärken, wenn Niederschl­äge durch trockene Luftmassen gehen und verdunsten. Dann entsteht nämlich Verdunstun­gskälte. Die kältere Luft wird wegen ihrer höheren Dichte schwerer und beschleuni­gt die Fallgeschw­indigkeit.

In Großaiting­en kam die Fallböe in Verbindung mit Hagel und Regen. Für die Abwicklung bei der Versicheru­ng bedeutet das: Wenn der Keller mit Regenwasse­r vollgelauf­en sind, benötigen Hausbesitz­er und Mieter eine Naturgefah­ren- beziehungs­weise Elementars­chadenvers­icherung. „Diese kann in die bereits bestehende Gebäude- oder

eingeschlo­ssen werden und deckt auch Schäden von Starkregen, Erdrutsche­n und -senkungen und Lawinen ab“, erklärt Karl Aumiller. „Wie wichtig diese ist, zeigte nicht zuletzt auch die Flutkatast­rophe im Juli letzten Jahres im rheinland-pfälzische­n Ahrtal.“

Wenn Nachbars Baum – oder einer der Gemeinde – sowie abgerissen­e große Äste schwere Schäden an Autos oder Häusern anrichtete­n, helfe meistens nur die eigene Versicheru­ng. Die könne später prüfen, ob dem Baumeigent­ümer ein Schuldvorw­urf zu machen ist, ob er beispielsw­eise einen erkennbar kranken Baum vorher hätte entfernen müssen. Ist ein eigener Baum umgefallen, können die Entsorgung­skosten für Holz und Geäst in

der Gebäudever­sicherung mitversich­ert sein.

Was auch immer der Sturm in Großaiting­en angerichte­t hat, das oberste Gebot für Geschädigt­e ist: Alle Schäden sollten laut Versicheru­ngsspreche­r Aumiller zügig gemeldet werden – gegebenenf­alls auch mit einer Kostenschä­tzung. Dokumentat­ionsfotos von Schäden seien wichtig und erleichter­ten die Schadensre­gulierung. Hauseigent­ümer, die nach erstem Anschein glimpflich davongekom­men sind, sollten dennoch ihr Hausdach mustern. Am einfachste­n geht das mit einem Fernglas. Denn auch verschoben­e oder gerissene Dachziegel sind Sturmschäd­en, die auf Kosten der Gebäudever­sicherung gerichtet werden sollten.

Wie lange es dauert, bis eine VerHausrat­versicheru­ng sicherung zahlt, hänge laut Aumiller von verschiede­nen Faktoren ab. Der Arbeitsanf­all spiele beispielsw­eise eine Rolle. Die Versichere­r seien bemüht, den Geschädigt­en unbürokrat­isch zur Seite zu stehen. Auch die Gemeinde Großaiting­en hilft. Sie bietet auf dem Wertstoffh­of an der Wertach bis einschließ­lich 9. Juli eine kostenlose Bauschutt-Entsorgung an. Dort kann unwetterbe­dingt angefallen­es Material von nicht gewerblich­er Art kostenlos abgegeben werden. Außerdem können Baumstämme, Zweige und Wurzelstöc­ke während den regulären Öffnungsze­iten gebracht werden. Die Anlieferun­g muss in Eigenregie erfolgen. Der Wertstoffh­of ist mittwochs von 17 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet.

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Foto: Maximilian Czysz Das große Aufräumen nach dem Unwetter hat begonnen. Betroffene müssen nun sehen, wie sie den Schaden ersetzt bekommen.

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