Augsburger Allgemeine (Land West)
UnwetterSchaden dürfte in die Millionen gehen
Natur
Nach dem schweren Unwetter im südlichen Landkreis fragen sich viele, wie es weitergeht. Welche Versicherung bezahlt und was Betroffene jetzt machen können.
Großaitingen In der Summe sind die Schäden enorm, die das Unwetter am Montagnachmittag im südlichen Landkreis hinterlassen hat. Besonders betroffen war Großaitingen. Versicherer gehen davon aus, dass der Schaden eine Höhe von über einer Million Euro erreichen könnte.
„Es hat sehr viele Schäden im privaten Umfeld gegeben“, sagt Bürgermeister Erwin Goßner, der seit Montagabend pausenlos unterwegs ist. Entwurzelte und umgestürzte Bäume, teilweise abgedeckte Dächer, beschädigte Autos oder vollgelaufene Keller: Jetzt geht es um den Schadenersatz, auf den Versicherungskaufleute vorbereitet sind.
Am einfachsten sei eine Abwicklung bei Autos, die durch abgebrochene Äste, Bautafeln oder Dachziegel beschädigt wurden, berichtet Karl Aumiller, Sprecher des Bezirksverbandes Schwaben im Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK): „Die Kaskoversicherungen zahlen, zwar abzüglich vereinbarter Selbstbeteiligungen, aber ohne Rabattrückstufung.“Für die finanzielle Entschädigung von abgeknickten und entwurzelten Bäumen, abgedeckten Dächern und zertrümmerten Fensterscheiben sind die Gebäudeversicherung oder bei Mietern die Hausratversicherung zuständig – allerdings nur, wenn der Sturm die Windstärke acht, das sind 62,1 Stundenkilometer und mehr erreichte. Ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes vermutet, dass der Sturm in Großaitingen eine Geschwindigkeit von bis zu 160 Kilometern erreicht hatte. Am mehrere Kilometer entfernten Flugplatz auf dem Lechfeld wurden 80 Stundenkilometer gemessen. Vermutlich handelte es sich bei dem Unwetter um einen sogenannten Downburst, zu deutsch Fallwind. Das ist ein Wetterphänomen, das eigentlich selten vorkommt. Mit mehr Gewittern steigt allerdings die Häufigkeit.
Beim Downburst entsteht ein gewaltiger Fallwind, der nahezu senk
recht nach unten gerichtet ist. Er wird vom Boden in alle Richtungen abgelenkt. Dadurch können wirbelnde Strömungseffekte entstehen. Der Fallwind kann sich verstärken, wenn Niederschläge durch trockene Luftmassen gehen und verdunsten. Dann entsteht nämlich Verdunstungskälte. Die kältere Luft wird wegen ihrer höheren Dichte schwerer und beschleunigt die Fallgeschwindigkeit.
In Großaitingen kam die Fallböe in Verbindung mit Hagel und Regen. Für die Abwicklung bei der Versicherung bedeutet das: Wenn der Keller mit Regenwasser vollgelaufen sind, benötigen Hausbesitzer und Mieter eine Naturgefahren- beziehungsweise Elementarschadenversicherung. „Diese kann in die bereits bestehende Gebäude- oder
eingeschlossen werden und deckt auch Schäden von Starkregen, Erdrutschen und -senkungen und Lawinen ab“, erklärt Karl Aumiller. „Wie wichtig diese ist, zeigte nicht zuletzt auch die Flutkatastrophe im Juli letzten Jahres im rheinland-pfälzischen Ahrtal.“
Wenn Nachbars Baum – oder einer der Gemeinde – sowie abgerissene große Äste schwere Schäden an Autos oder Häusern anrichteten, helfe meistens nur die eigene Versicherung. Die könne später prüfen, ob dem Baumeigentümer ein Schuldvorwurf zu machen ist, ob er beispielsweise einen erkennbar kranken Baum vorher hätte entfernen müssen. Ist ein eigener Baum umgefallen, können die Entsorgungskosten für Holz und Geäst in
der Gebäudeversicherung mitversichert sein.
Was auch immer der Sturm in Großaitingen angerichtet hat, das oberste Gebot für Geschädigte ist: Alle Schäden sollten laut Versicherungssprecher Aumiller zügig gemeldet werden – gegebenenfalls auch mit einer Kostenschätzung. Dokumentationsfotos von Schäden seien wichtig und erleichterten die Schadensregulierung. Hauseigentümer, die nach erstem Anschein glimpflich davongekommen sind, sollten dennoch ihr Hausdach mustern. Am einfachsten geht das mit einem Fernglas. Denn auch verschobene oder gerissene Dachziegel sind Sturmschäden, die auf Kosten der Gebäudeversicherung gerichtet werden sollten.
Wie lange es dauert, bis eine VerHausratversicherung sicherung zahlt, hänge laut Aumiller von verschiedenen Faktoren ab. Der Arbeitsanfall spiele beispielsweise eine Rolle. Die Versicherer seien bemüht, den Geschädigten unbürokratisch zur Seite zu stehen. Auch die Gemeinde Großaitingen hilft. Sie bietet auf dem Wertstoffhof an der Wertach bis einschließlich 9. Juli eine kostenlose Bauschutt-Entsorgung an. Dort kann unwetterbedingt angefallenes Material von nicht gewerblicher Art kostenlos abgegeben werden. Außerdem können Baumstämme, Zweige und Wurzelstöcke während den regulären Öffnungszeiten gebracht werden. Die Anlieferung muss in Eigenregie erfolgen. Der Wertstoffhof ist mittwochs von 17 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet.