Augsburger Allgemeine (Land West)
Wieder mal ein Derby
Am Dienstag treffen Fußball-Bundesligist FC Augsburg und der Bayernligist TSV Schwaben Augsburg in einem Freundschaftsspiel aufeinander. Wie es dazu gekommen ist.
Vor fast 22 Jahren, genauer gesagt am 25. November 2000, fand das letzte Augsburger Fußball-Derby um Punkte zwischen dem FC Augsburg und dem TSV Schwaben statt. Damals siegten die Schwaben im Rosenaustadion völlig überraschend mit 2:1. Seit diesem regnerischen Herbsttag haben sich die sportlichen Wege der beiden Klubs allerdings getrennt. Der FCA spielt seit 2011 in der Bundesliga, die Schwaben haben immerhin wieder den Sprung in die Bayernliga geschafft. Am Dienstag, 28. Juni (19 Uhr/Rosenaustadion), stehen sich die beiden Teams nun wieder einmal gegenüber. Natürlich nicht in einem Pflichtspiel um Punkte oder im Pokal wie Anfang der 2000er Jahre, sondern in einem Freundschaftsspiel.
Bundesligist FCA will dem kleinen Bruder finanziell unter die Arme greifen und verzichtet bei dieser Partie auf ein Honorar. Was man in der Führungsetage der Violetten mit Freude und Respekt registriert. Auch wenn nicht, wie von den Schwaben gewünscht, in deren heimischem Ernst-LehnerStadion gespielt werden darf. Denn trotz der langen Pause dürfte das Derby nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt haben und die Stadt erwartet regen Publikumszustrom. Eine Erhöhung der Zuschauerkapazität in der Schwaben-Heimat wurde aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt. Doch auch im Rosenaustadion erhalten die Schwaben den gesamten Gewinn nach Abzug der Fixkosten.
Schon früher konnte der Augsburger Lokalkampf nicht mit den großen Duellen im Ruhrpott zwischen den Dortmundern und den Schalker Knappen oder dem Münchner Duell zwischen den Bayern und den Löwen mithalten, doch gerade zu Oberligazeiten kamen fast immer mehr als 20.000 Besucherinnen und Besucher in die Rosenau. Es ist das 43. Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten nach dem Zweiten Weltkrieg.
Dabei ging der FCA/BCA mit 20 Siegen vom Feld, die Schwaben durften sich 13-mal als Gewinner feiern lassen, zehn Begegnungen endeten mit einem Remis.
In der Saison 2000/2001 standen sich die beiden Vereine in der Bayernliga noch im Kampf um Punkte gegenüber. Dabei gewann der FCA das Match bei den Schwaben mit 3:2, im Rückspiel setzten sich die Violetten im Rosenaustadion sensationell mit 2:1 durch.
Gerade in der 1950er und 60er Jahren entfaltete das Derby seinen besonderen Zauber und lockte die Besucher ins Rosenaustadion. 1954 sahen 26.000 Zuschauer nach der Weltmeisterschaft einen 2:1-Sieg des BCA. Der frischgebackene Weltmeister Uli Biesinger sorgte für den 2:1-Siegtreffer und grenzenlosen
Jubel in Oberhausen. Anfang der 1960er Jahre prägten Helmut Haller und Georg Lechner jun. den Lokalkampf.
1988 gab es ein Novum. Erstmals endete ein Bayernligaduell vor 5000 Zuschauern im Rosenaustadion torlos. Einige Namen bleiben bis heute in Erinnerung. Beim FCA stand Taferner im Kasten, die Abwehrkette bildeten Dörr, Bunte und Wiest, im Mittelfeld führte Motzke Regie, Sturmspitze Scheurer blieb an diesem Abend glücklos. Bei den Schwaben hütete Meissner das Tor, Betz, Berchtold und Löffler agierten in der Hintermannschaft, das Mittelfeld war mit den ehemaligen Bundesligastars Tripbacher und Kindermann prominent besetzt, ebenso der Sturm mit Bahl und Hartmann.
Augsburger Derbyerfahrung besitzt von den beiden Teams, die am Dienstag in der Rosenau einlaufen werden, allerdings kein einziger Spieler. Allerdings weiß nicht nur Schwaben-Trainer Roland Bahl, sondern auch sein Kollege Janos Radoki, was in so einem Lokalkampf auf dem Spiel steht. Gleich in seinem ersten Frankenderby als Chefcoach des Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth konnte Janos Radoki einen Sieg gegen den großen Lokalrivalen 1. FC Nürnberg feiern. Der ehemalige Bundesligaverteidiger hat sich damit beim Kleeblatt unsterblich gemacht. Am Dienstag steht im altehrwürdigen Rosenaustadion natürlich bei weitem nicht so viel auf dem Spiel. Der FCA will den Schwaben helfen.