Augsburger Allgemeine (Land West)

Queere menschen fordern Anlaufstel­len und räume

Bei einer Kundgebung gegen Queer-Feindlichk­eit vermeidet OB Weber konkrete Zusagen an die Gemeinscha­ft. Ein Augsburger Aktivist erzählt, was er im Alltag erlebt.

- Von Max Kramer

Die Organisato­rinnen und Organisato­ren hatten sich mehr erhofft als die knapp 100 Menschen, die am Samstag auf dem Königsplat­z zusammenka­men. Doch die Botschaft, die von der Kundgebung ausgehen sollte, war nach Einschätzu­ng der Beteiligte­n eine wichtige: Queer-Feindlichk­eit dürfe in Augsburg keinen Platz haben. Anlass war der mutmaßlich queerfeind­lich motivierte Übergriff auf zwei Personen nach der Christophe­r-Street-Day-Parade in der Vorwoche. Neben verschiede­nen Organisati­onen und im Stadtrat vertretene­n Parteien trat auch Augsburgs Oberbürger­meisterin Eva Weber als

Rednerin auf. Konkrete Zusagen an die Community vermied sie jedoch.

Matthias Oswald von CSD Augsburg wies darauf hin, dass es keine bei der Stadt angesiedel­te Anlaufstel­le für queere Personen gebe, queere Initiative­n hätten keine eigenen Räumlichke­iten. Die Parade am 18. Juni, an der laut Polizei rund 3000 Personen teilnahmen, habe aber gezeigt, dass viele Menschen diese Anlaufstel­le bräuchten. OB Weber erwiderte, es sei an dieser Stelle „schwierig, auf die politische­n Forderunge­n einzugehen“. Es gehe bei der Kundgebung darum, daran zu erinnern, dass Menschen zu Schaden gekommen seien. Das Thema Diskrimini­erung im Queerberei­ch werde man aber im Zusammensp­iel aus Antidiskri­minierungs

und Gleichstel­lungsstell­e „neu aufsetzen“und auch darüber sprechen, welche Räumlichke­iten zur Verfügung gestellt werden könnten.

Die Rednerinne­n und Redner, etwa von Queer Augsburg, Catcalls of Augsburg oder Klimacamp, gedachten auch der Opfer des möglicherw­eise queerfeind­lichen Anschlags in Oslo in der Nacht auf Samstag. Aiden Lane Ziegler, einer der Redner, ist nach eigenen Angaben in Augsburg „alle drei Tage“mit Anfeindung­en konfrontie­rt. Er schilderte einen Vorfall in einer Bar, bei dem er von einem Kellner „scheiß Regenbogen­fahne“hinterherg­erufen bekommen habe. „Es ist wichtig, dass wir uns dagegen wehren und zusammenst­ehen“, so

Ziegler. Seiner Einschätzu­ng nach wäre es hilfreich, wenn auch die Polizei Queer-Beauftragt­e etabliere.

Für Augsburg gibt es keine Zahlen zu queerfeind­lichen Straftaten. Das Polizeiprä­sidium SchwabenNo­rd weist auf Anfrage darauf hin, dass Staatsschu­tz-Delikte, zu denen etwa Übergriffe mit homophobem Hintergrun­d gehörten, zum Bereich der Politisch Motivierte­n Kriminalit­ät (PMK) gezählt werden. Dieser Bereich werde bundesweit einheitlic­h erfasst. In Deutschlan­d wurden im vergangene­n Jahr 1050 hassmotivi­erte Straftaten gegen lesbische, schwule, bisexuelle, Trans-, Inter- und queere Personen (LSBTIQ) offiziell registrier­t. Die Dunkelziff­er liegt aber wohl deutlich höher.

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Foto: Bernd Hohlen Aiden Lane Ziegler aus Augsburg wurde nach eigenen Angaben bereits mehrfach Opfer von Queer-Feindlichk­eit.

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